Backtest Trendfolgestrategie mit dem S&P500

Nach einem Ausflug in die Welt der Rohstoffe – speziell Silber -, wollen wir mal wieder “back to the roots”, also zum Thema Aktienstrategien zurückkehren.
In der Rangliste der virtuell geführten Depots weist die Trendfolgestrategie bezogen auf DAX-Werte mit Abstand die beste Performance auf.
Jetzt wäre es doch interessant zu überprüfen, ob die Strategie auch bei anderen Indizes funktioniert. Dabei ist mir als erstes der S&P 500 in den Sinn gekommen, der doch im Fokus der allermeisten Anleger liegen dürfte.

Mir wurde schon oft die Frage gestellt, warum ich die Strategien in den virtuellen Depots nur mit deutschen Aktien, bzw. mit in Deutschland gelisteten Aktien umsetze. Der Grund ist ganz einfach: Hier stehen mir Datenreihen zur Verfügung, die ich nutzen kann. Von US-Aktien habe ich die Daten nicht, zumindest nicht in der Form, in der ich die gewünschten Informationen gebündelt erhalte. Dafür wären Dienste notwendig, die 4-stellige monatliche Kosten erfordern würden. Zuviel für einen Hobby-Blogger ohne Millionen-Euro-Depot.

Aber heute gibt es ja die künstliche Intelligenz, also alles kein Problem – dachte ich. So habe ich an Chat GPT, Gemini, Microsoft Copilot, Perplexity und Deep Seek die Ausgabe der 20 Top-Performer des S&P 500 für die Jahre 2013 bis 2023 (einzelne Abfragen) angefordert.
Was soll ich sagen, es gab für kein Jahr eine Übereinstimmung. Oftmals auch nicht mal bei nur zwei der Chat Bots. Häufig wurden Aktien aufgeführt, die zu dem entsprechenden Jahr nicht dem S&P 500 angehörten und vieles mehr. So waren viele manuelle Überprüfungen notwendig.
Was ich damit sagen will ist folgendes: Trotz sorgfältiger Recherche kann ich nicht komplett für die vollständige Korrektheit bürgen. Aber selbst wenn sich kleinere Fehler eingeschlichen haben sollten, dürfte die Relevanz der Resultate tendenziell bestehen bleiben. 

Die Vorgaben des Backtests

Im Großen und Ganzen wurden die Vorgaben der Trendfolgestrategie mit den Aktien aus dem DAX übernommen. Der Zeitraum der Auswertung beträgt 11 Jahre von 2014 bis 2024. Während beim virtuellen Depot der Startzeitpunkt der 21.02.2014 war, wurde beim S&P 500 bereits am 02.01.2014 begonnen.

Unterschiedlich ist auch die Anzahl der Einzelaktien. Während bei der DAX-Trendfolge lediglich fünf Aktien pro Jahr aufgenommen werden, sind es beim S&P 500 Backtest deren zehn. Schließlich stehen den 40 Werten im DAX auch stolze 500 in dem US-Index gegenüber. So hätten es beim S&P 500 auch gerne mehr Einzeltitel sein dürfen, aber zum einen hätte es den Aufwand immens erhöht, zum anderen lassen sich zehn Aktien beim Einsatz der Strategie für einen Privatanleger leichter umsetzen.
Wie durch die Strategie definiert, handelt es sich um die zehn Aktien, die jeweils im Vorjahr die höchste Kursperformance aufwiesen.

Die Performance der Strategie

Nachfolgend ist die Tabelle mit der Performance der Strategie im Vergleich mit dem S&P 500, dem DAX und dem MSCI World.

Name Startwert 02.01.2014 Endwert 30.12.2024 Gesamt-performance Performance pro Jahr
         
S&P500 Trendfolgestrategie 100.000,00 € 1.227.496,89 € 1127,50% 25,60%
S&P500 1837,99 5906,74 221,37% 11,20%
DAX 9598,25 19909,14 107,42% 6,86%
MSCI-World Index 1645,22 3707,84 125,37% 7,67%

Hat der S&P 500 mit einem jährlichem Kurswachstum von 11,2% schon sehr gut abgeschnitten, so hat die Trendfolgestrategie mit dem S&P 500 diese Marge nicht nur geschlagen, sondern mit einer durchschnittlichen, jährlichen Rendite von 25,6% nahezu pulverisiert.
In nur elf Jahren wäre mit dieser Strategie aus 100.000€ mehr als 1,2 Millionen Euro geworden.
Der Vergleich mit Trendfolgestrategien einiger anderer Indizes folgt in einem separaten Beitrag.

Jährliche Rendite der Strategie im Vergleich zum S&P 500

In den elf Jahren des Backtests konnte die Strategie in neun Jahren den S&P 500 schlagen. Im Jahr 2017 war die Strategie nur leicht hinter dem Index. Große Ausnahme aber war das Jahr 2023. Die Aktien für dieses Jahr waren ja die Top-Performer von 2022. War da nicht was?
Genau, der Einfall Russlands in die Ukraine startete in diesem Jahr. Als Folge stiegen die Energiepreise stark an und bescherten den Aktien dieses Sektors hohe Gewinne, was sich logischerweise auch in den Kursen niederschlug. Mit Occidential Petroleum, Constellation Energy, Hess Corp., Exxon Mobil, Marathon Petroleum, Schlumberger, APA Corp., Valero Energy, Halliburton und First Solar waren sämtliche Einzelwerte 2023 diesem Sektor zuzuordnen. Die Klumpenbildung in Verbindung mit Normalisierung der Versorgungslage war dann die Ursache für den Ausreisser nach unten bei der Wertentwicklung. 

Nun ist es ein offenes Geheimnis, dass die Trendfolgestrategien in Bullenmärkten erfolgreicher sind. Waren die untersuchten elf Jahre einfach sehr gute Jahre für die Börsen, speziell für den S&P 500. 
Werfen wir einen Blick auf die jährliche Rendite des S&P 500 seit 1980:

Mit Ausnahme der Jahre 2000 bis 2008 mit dem Platzen der Dotcom-Blase und der Finanzkrise lagen die jährlichen Renditen des S&P 500 im Untersuchungszeitraum durchaus im Bereich der anderen Phasen.

Die letzte Grafik, die ich in diesem Artikel vorstellen möchte, bezieht sich auf die Rendite der Einzelwerte im Jahr des Investitionszeitraumes bezogen auf die Rendite des Vorjahres.
Damit soll überprüft werden, ob Aktien, die im Vorjahr sehr gut abgeschnitten haben, auch im Folgejahr performen, oder ob diese Titel dann eher unter Druck geraten.

Die Anzahl der Wertpapiere, die im Vorjahr extrem stark gestiegen sind, und die, die im Investitionsjahr extrem starke Renditen generierten, sind sehr klein. Damit lassen sich keine statistisch relevanten Aussagen treffen.
Der Bereich, in dem viele Datenpunkte vorhanden sind, erscheint mehr oder weniger zufallsverteilt, so dass auch hier keine eindeutigen Zusammenhänge erkennbar sind.

Anmerkungen und Resümee

Vorab eine Aussage, die der regelmäßige Leser schon des Öfteren vernommen hat: Ein Untersuchungszeitraum von elf Jahren ist relativ kurz und lässt Spielraum für statistische Abweichungen.
Dennoch kann eine durchschnittliche, jährliche Rendite von 25,6% nur als Top-Resultat gewertet werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Ergebnis nur dem Zufall geschuldet ist, ist doch sehr gering. Klar kann die annualisierte Rendite über einen längeren Zeitraum geringer ausfallen, aber von einer Überrendite gegenüber dem Index darf ausgegangen werden.

Allerdings muss auch erwähnt werden, dass ein Teil der Rendite Währungsgewinnen geschuldet ist. Zu Beginn der Auswertung lag der Euro/Dollar-Kurs bei rund 1,37 und Ende 2024 bei rund 1,03. Da wir uns im Euroraum befinden, wurde die Auswertung auch auf Euro-Basis durchgeführt, wodurch die Währungsgewinne zum Tragen kamen. Den umgekehrten Effekt mussten Euro-Anleger mit US-Titeln in diesem Jahr (2025) erfahren. Nach dem Anstieg auf rund 1,17 haben US-Aktien teilweise negative Renditen in Euro erwirtschaftet, obwohl sie auf Dollar-Basis gestiegen sind.
Nichtsdestotrotz ist auch ohne Währungsgewinne eine deutliche Überrendite gegenüber dem S&P 500 gegeben.

Bitte beachten Sie, dass dies keine Anlagenberatung ist. Sie sind für Ihre Anlagenentscheidung selbst verantwortlich. Niemand kann die  Zukunft vorhersagen, und möglicherweise fährt die Strategie nun drei Jahre in Folge Verluste ein, wenn das auch nicht die wahrscheinlichste Variante ist.

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