Hörte und las man in den letzten Wochen Kommentare von Experten zum Börsenverlauf in 2024, so war eigentlich allen immer klar, dass das abgelaufene Jahr super laufen musste.
Erstaunlicherweise hielt sich der Optimismus am Ende des Jahres 2023 noch sehr bedeckt, so wurden beim DAX von den großen Banken im Mittel bei einem Plus von 2,3% gesehen. Kein Bankhaus prognostizierte auch nur annährend das tatsächlich Plus von 18,9%.
Da fällt es mir auch leichter, meine Vorhersage für 2024 nochmals auf das Tapet zu bringen, die da lautete. “Im ersten Halbjahr werden die Kurse korrigieren und im zweiten Halbjahr werden die Verluste dann wieder aufgeholt.”
Immerhin war korrekt, dass die Kurse im zweiten Halbjahr gestiegen sind, aber nicht von einer tiefen Basis, sondern von bereits hohen Zuwächsen im ersten Halbjahr aus. In Übereinstimmung meiner Abweichung mit den Prognosen der Profis, warte ich täglich auf ein lukratives Jobangebot.
Liebe Leserinnen und Leser, letzters war selbstverständlich ein Scherz. Niemand, ich wiederhole wirklich niemand ist in der Lage eine genaue Prognose für ein Jahr abzugeben. Dafür ist die Summe der neuen Informationen, die ständig auf uns einprasseln einfach zu groß.
Ja dennoch ist die Einschätzung des zukünftigen Verlaufs wichtig, denn:
- Wir befassen uns mit dem Thema und erkennen Chancen und Risiken.
- Wir sind in der Lage auf Abweichungen von unserer These zu reagieren.
Auch wer nur mit Sparplänen investiert, oder wer noch viele Handelsjahre vor sich hat und langfristig investiert, muss sich um schwierige Börsenphasen nicht kümmern. Ich habe im Depot großteils Aktien, die ich als Langfristinvestment betrachte, und die ich in keiner Marktphase veräußern würde, solange sich die fundamentalen Grundlagen des Unternehmens nicht ändern. In geringerem Maße habe ich taktische Investments. Hier muss ich auf Änderungen der Investmentthese achten und entsprechend reagieren.
Bevor wir zur Auswertung kommen noch eine Anmerkung zu der positiven Performance: Diese Aussage gilt nur für die größeren Indizes wie S&P500, Dow Jones, NASDAQ, DAX und Co. Das Nebenwertesegment lief bei weitem nicht so gut. MDAX und SDAX beispielsweise weisen eine leicht negative Performance für das Jahr 2024 aus.
Mit der Ergänzung des Tiny Titans Depot wurden heuer 27 Depots geführt, wobei das Sparplan-Depot aufgrund des speziellen Charakters mit monatlichen Spareinlagen – wie in der Vergangenheit gehandhabt – beim Vergleich außen vor bleibt.
Von den verbliebenen 26 Depots haben 5 Depots besser als der DAX abgeschnitten. Das entspricht einer Quote von 20,0 Prozent, was deutlich unter dem Gesamtschnitt von 41,9 Prozent liegt. Dabei haben 17 der 26 Depots eine positive Performance erzielt.
Beginnen wollen wir wie üblich mit der Rangliste des Jahres 2024. Die farbliche Unterscheidung soll helfen, Strategien mit ähnlicher Performance optisch anzuzeigen.
Platz | Vorjahr | Strategie | Start am: | akt. Datum: | aktueller Wert | Gewinn/ Verlust |
1 | 15 | Kombination | 28.02.14 | 30.12.24 | 34.147,50 € | 84,67% |
2 | 10 | Umkehr | 28.02.14 | 30.12.24 | 31.366,60 € | 66,23% |
3 | 16 | Trendfolge | 28.02.14 | 30.12.24 | 68.721,19 € | 54,10% |
4 | 23 | Modifizierte Relative Stärke | 04.01.16 | 30.12.24 | 54.402,33 € | 32,93% |
5 | 6 | Schwergewicht | 02.01.14 | 30.12.24 | 43.157,11 € | 29,74% |
6 | 12 | DAX | 02.01.14 | 30.12.24 | 19909,14 | 18,85% |
7 | 22 | Relative Stärke nach Levy | 21.02.14 | 30.12.24 | 50.379,31 € | 18,41% |
8 | 17 | 200-Tage-Linie Strategie | 02.01.14 | 30.12.24 | 29.549,78 € | 18,08% |
9 | 21 | 200-Tage-Linie Strategie mit Short | 02.01.14 | 30.12.24 | 15.831,28 € | 18,05% |
10 | 25 | Kombinierte Methode | 02.01.14 | 30.12.24 | 27.280,68 € | 16,84% |
11 | 13 | Low-Risk-Index | 06.01.14 | 30.12.24 | 26.082,95 € | 13,00% |
12 | 24 | Gebert-Börsenindiktor | 02.01.20 | 30.12.24 | 20.358,05 € | 12,48% |
13 | 4 | Sell in Summer | 02.01.14 | 30.12.24 | 49.761,24 € | 11,13% |
14 | 20 | Relative Stärke „Sell in Summer“ | 21.02.14 | 30.12.24 | 47.416,91 € | 10,05% |
15 | 14 | Otto Normalverdiener Depot | 02.01.14 | 30.12.24 | 34.926,56 € | 7,42% |
16 | – | Tiny Titans | 02.01.24 | 30.12.24 | 20.224,93 € | 1,12% |
17 | 7 | Value Depot KBV | 02.01.15 | 30.12.24 | 36.357,45 € | 1,01% |
18 | 18 | Value Depot „Einfacher,innerer Wert“ | 02.01.15 | 30.12.24 | 15.013,98 € | 0,82% |
19 | 19 | Small Caps Value Growth | 02.01.17 | 30.12.24 | 43.018,75 € | -5,30% |
20 | 11 | Dogs of the Dow | 02.01.14 | 30.12.24 | 33.690,07 € | -7,06% |
21 | 26 | Value Depot „Feste Kriterien“ | 02.01.15 | 30.12.24 | 15.959,84 € | -10,64% |
22 | 3 | Unemotional Value Four Plus | 02.01.14 | 30.12.24 | 41.605,64 € | -11,48% |
23 | 5 | Unemotional Value Four | 02.01.14 | 30.12.24 | 35.547,60 € | -12,71% |
24 | 8 | Low Five | 02.01.14 | 30.12.24 | 36.239,36 € | -13,07% |
25 | 9 | Foolish Four | 02.01.14 | 30.12.24 | 24.545,73 € | -15,88% |
26 | 1 | Low-2 | 02.01.14 | 30.12.24 | 36.440,43 € | -22,69% |
27 | 2 | Low-1 | 02.01.14 | 30.12.24 | 10.055,62 € | -42,75% |
Die drei Top-Performer in 2024 zählen alle zu den Trendfolgestrategien. So verteuerte sich die Kombinationsstrategie mit den drei besten und den drei schwächsten Aktien des Vorjahres um stolze 84,7%. Mit Siemens Energy (+317,1%), Rheinmetall (+113,2%) und Adidas (84,7%) waren gleich drei Gewinneraktien im Depot vertreten. Lediglich Bayer (-42,8%) enttäuschte.
Die mehr als Vervierfachung von Siemens Energy verhalf auch der Umkehrstrategie trotz Schwächen bei Zalando (-54,8%) und Bayer zu einem Kursplus von 66,2%.
Dieser Vervierfacher fehlte dem Trendfolgedepot, so dass sich das Plus nur auf 54,1% belief, obwohl alle Einzeltitel zulegen konnte. Neben Rheinmetall gefiel hier SAP (+70,0%).
Trotz schwachem Start zu Jahresbeginn konnten sich die Relative-Stärke Depots auf den Plätzen 4, 7 und 14 etablieren. Da 2024 die Sommermonate (August und September) entgegen dem langfristigen Trend sehr positiv verliefen, fällt das Relative-Stärke Depot “Sell-in-Summer” diesmal etwas ab.
Mit Rang 5 konnte sich auch das Schwergewichtsdepot (+29,7%) vor dem DAX platzieren.
Die Plätze 8 bis 12 nehmen Depots ein, die mit DAX-Zertifikaten, bzw. DAX-ETFs bestückt sind. Am Besten schnitten die beiden 200-Tage-Linien Strategien ab, die durchgehend Long investiert waren. Je nach Dauer der Abwesenheit vom Markt hinken die anderen Depots leicht hinterher.
Im Niemandsland (Platz 15 / +7,4%) rangiert das Otto Normalverdiener Depot, gefolgt vom Tiny Titans Depot, das das erste Jahr mit Rang 16 und einem Miniplus von 1,1% beendet. Aber ehrenhalber muss erwähnt werden, dass es auch nicht das Jahr der Nebenwerte war. Insofern ist das Resultat durchaus akzeptabel.
In derselben Region bewegt sich das Value Depot KBV. Die Schwäche von ThyssenKrupp, Salzgitter und Porsche SE belasteten stark. Beim Value Depot “Einfacher, innerer Wert” waren es die Automobil-Titel, die die Performance verhagelten.
Die Verlierer-Depots werden auf Rang 19 angeführt vom Small Caps Value Growth Depot, das auch von der Nebenwerte-Seuche tangiert wurde. Auf Platz 21 ist das Value Depot “Feste Kriterien” wieder einmal weit unten zu finden. Deshalb werden wir das Depot auch nicht mehr fortführen (swu.).
Werfen wir einen Blick auf den Depotcheck 2023, so finden wir die Dividenden-Strategien ganz oben in der Rangliste. Doch 2024 sind alle samt und sonders am Tabellenende. Zum einen belastet die Schwäche der Automobilwerte, zum anderen ging der Absturz von Bayer weiter. Letztendlich wurde die Dividende beim einstigen Schwergewicht drastisch reduziert, so dass die Aktie heute nicht mehr in die Depots aufgenommen werden würde. Aber bei der Zusammensetzung der Depots sagten alle Schätzungen noch eine hohe Dividendenrendite voraus.
Nachfolgend die Rangliste mit der Gesamtperformance. Bitte beachten Sie den unterschiedlichen Startzeitpunkt der Depots.
Platz | Vorjahr | Strategie | Start am: | akt. Datum: | aktueller Wert | Gewinn/ Verlust |
1 | 5 | Trendfolge | 28.02.14 | 30.12.24 | 68.721,19 € | 243,61% |
2 | 9 | Modifizierte Relative Stärke | 04.01.16 | 30.12.24 | 54.402,33 € | 172,01% |
3 | 7 | Relative Stärke nach Levy | 21.02.14 | 30.12.24 | 50.379,31 € | 151,90% |
4 | 4 | Sell in Summer | 02.01.14 | 30.12.24 | 49.761,24 € | 148,81% |
5 | 6 | Relative Stärke „Sell in Summer“ | 21.02.14 | 30.12.24 | 47.416,91 € | 137,08% |
6 | 14 | Schwergewicht | 02.01.14 | 30.12.24 | 43.157,11 € | 115,79% |
7 | 3 | Small Caps Value Growth | 02.01.17 | 30.12.24 | 43.018,75 € | 115,09% |
8 | 2 | Unemotional Value Four Plus | 02.01.14 | 30.12.24 | 41.605,64 € | 108,03% |
9 | 13 | DAX | 02.01.14 | 30.12.24 | 19909,14 | 107,42% |
10 | 1 | Low-2 | 02.01.14 | 30.12.24 | 36.440,43 € | 82,20% |
11 | 12 | Value Depot KBV | 02.01.15 | 30.12.24 | 36.357,45 € | 81,79% |
12 | 8 | Low Five | 02.01.14 | 30.12.24 | 36.239,36 € | 81,20% |
13 | 10 | Unemotional Value Four | 02.01.14 | 30.12.24 | 35.547,60 € | 77,74% |
14 | 15 | Otto Normalverdiener Depot | 02.01.14 | 30.12.24 | 34.926,56 € | 74,63% |
15 | 21 | Kombination | 28.02.14 | 30.12.24 | 34.147,50 € | 70,74% |
16 | 11 | Dogs of the Dow | 02.01.14 | 30.12.24 | 33.690,07 € | 68,45% |
17 | 20 | Umkehr | 28.02.14 | 30.12.24 | 31.366,60 € | 56,83% |
18 | 17 | 200-Tage-Linie Strategie | 02.01.14 | 30.12.24 | 29.549,78 € | 47,75% |
19 | 18 | Kombinierte Methode | 02.01.14 | 30.12.24 | 27.280,68 € | 36,40% |
20 | 19 | Low-Risk-Index | 06.01.14 | 30.12.24 | 26.082,95 € | 30,41% |
21 | 16 | Foolish Four | 02.01.14 | 30.12.24 | 24.545,73 € | 22,73% |
22 | 22 | Gebert-Börsenindiktor | 02.01.20 | 30.12.24 | 20.358,05 € | 1,79% |
23 | – | Tiny Titans | 02.01.24 | 30.12.24 | 20.224,93 € | 1,12% |
24 | 23 | Value Depot „Feste Kriterien“ | 02.01.15 | 30.12.24 | 15.959,84 € | -20,20% |
25 | 26 | 200-Tage-Linie Strategie mit Short | 02.01.14 | 30.12.24 | 15.831,28 € | -20,84% |
26 | 25 | Value Depot „Einfacher,innerer Wert“ | 02.01.15 | 30.12.24 | 15.013,98 € | -24,93% |
27 | 24 | Low-1 | 02.01.14 | 30.12.24 | 10.055,62 € | -49,72% |
Mit großem Abstand führt das Trendfolgedepot das Gesamtklassement an und hat sich um vier Plätze gegenüber dem Vorjahr verbessert. Um stolze sieben Ränge ging es beim Modifizierten Relative-Stärke Depot aufwärts auf Rang 2 vor dem Relative-Stärke Depot nach Levy.
Den größten Sprung nach vorne machte das Schwergwichtsdepot von Rang 14 auf Rang 6. Erwähnenswert ist auch das Kombinationdepot, das sich um sechs Plätze auf Rang 15 verbesserte. Beim Kombinations- und beim Umkehrdepot ist zu erwähnen, dass der quasi Totalverlust von Wirecard vor einigen Jahren die Performance ganz erheblich belastet hat.
Wo Licht ist, muss auch Schatten sein, und der liegt – nach Kenntnis der Jahresperformance nicht unerwartet – bei den Dividendendepots. Am härtesten traf es hier das Low-2 Depot, das von Rang 1 auf Rang 10 abrutschte, beim Unemotional Value Four plus Depot ging es immerhin von Rang 2 auf Rang 8 nach unten.
Mit dem Low-1 Depot hält auch eine Dividendenstrategie die rote Laterne.
Nachfolgend die Ränge der einzelnen Jahre:
Strategie | Rang Jahres-ende 2014 |
Rang Jahres-ende 2015 |
Rang Jahres-ende 2016 |
Rang Jahres-ende 2017 |
Rang Jahres-ende 2018 |
Rang Jahres-ende 2019 |
Rang Jahres-ende 2020 |
Rang Jahres-ende 2021 |
Rang Jahres-ende 2022 |
Rang Jahres-ende 2023 |
Rang Jahres-ende 2024 |
Durch-schn. Rang |
Trendfolge | 5 | 4 | 1 | 16 | 16 | 2 | 5 | 4 | 18 | 16 | 3 | 8,2 |
Modifizierte Relative Stärke | – | – | 3 | 1 | 22 | 1 | 3 | 14 | 14 | 23 | 4 | 9,4 |
Sell in Summer | 6 | 5 | 16 | 24 | 12 | 10 | 14 | 8 | 2 | 4 | 13 | 10,4 |
Relative Stärke „Sell in Summer“ | 4 | 2 | 4 | 8 | 19 | 11 | 7 | 10 | 17 | 20 | 14 | 10,5 |
DAX | 14 | 11 | 9 | 18 | 14 | 5 | 8 | 11 | 12 | 12 | 6 | 10,9 |
Relative Stärke nach Levy | 18 | 1 | 6 | 3 | 21 | 3 | 2 | 18 | 24 | 22 | 7 | 11,4 |
Schwergewicht | 16 | 15 | 14 | 25 | 15 | 4 | 18 | 3 | 4 | 6 | 5 | 11,4 |
Small Caps Value Growth | – | – | – | 11 | 24 | 9 | 1 | 1 | 7 | 19 | 19 | 11,4 |
Value Depot KBV | – | 3 | 12 | 7 | 23 | 16 | 24 | 2 | 5 | 7 | 17 | 11,6 |
Unemotional Value Four Plus | 7 | 21 | 13 | 4 | 3 | 18 | 15 | 17 | 10 | 3 | 22 | 12,1 |
Low Five | 14 | 17 | 20 | 9 | 4 | 14 | 13 | 6 | 8 | 8 | 24 | 12,5 |
Dogs of the Dow | 8 | 14 | 18 | 12 | 7 | 12 | 16 | 16 | 6 | 11 | 20 | 12,7 |
Low-2 | 2 | 18 | 25 | 2 | 2 | 22 | 11 | 25 | 9 | 1 | 26 | 13,0 |
Unemotional Value Four | 11 | 22 | 15 | 5 | 6 | 15 | 17 | 15 | 13 | 5 | 23 | 13,4 |
Otto Normalverdiener Depot | 1 | 6 | 21 | 21 | 10 | 8 | 23 | 21 | 15 | 14 | 15 | 14,1 |
Foolish Four | 13 | 23 | 17 | 17 | 5 | 13 | 6 | 19 | 11 | 9 | 25 | 14,4 |
Kombinierte Methode | 10 | 12 | 19 | 23 | 18 | 6 | 9 | 7 | 20 | 25 | 10 | 14,5 |
200-Tage-Linie Strategie | 19 | 16 | 10 | 20 | 11 | 23 | 21 | 13 | 3 | 17 | 8 | 14,6 |
Umkehr | 21 | 7 | 7 | 6 | 13 | 20 | 26 | 26 | 26 | 10 | 2 | 14,9 |
Gebert-Indikator Depot | – | – | – | – | – | – | 10 | 9 | 21 | 24 | 12 | 15,2 |
Low-Risk-Index | 9 | 13 | 24 | 15 | 17 | 7 | 20 | 23 | 19 | 13 | 11 | 15,5 |
Kombination | 15 | 8 | 2 | 22 | 20 | 21 | 25 | 24 | 23 | 15 | 1 | 16,0 |
Low-1 | 3 | 24 | 23 | 26 | 1 | 25 | 4 | 20 | 22 | 2 | 27 | 16,1 |
Value Depot „Feste Kriterien“ | – | 19 | 5 | 10 | 25 | 24 | 19 | 5 | 16 | 26 | 21 | 17,0 |
200-Tage-Linie Strategie mit Short | 22 | 20 | 22 | 19 | 9 | 26 | 27 | 12 | 1 | 21 | 9 | 17,1 |
Value Depot „Einfacher,innerer Wert“ | – | 9 | 11 | 13 | 26 | 19 | 22 | 22 | 25 | 18 | 18 | 18,3 |
Es gilt weiterhin die Aussage aus dem Vorjahr, dass nicht eine Strategie durchgehend im Vorderfeld zu finden ist. Zwar gibt es qualitativ deutliche Unterschiede, aber schwächere Jahre durchleben alle vorgestellten Strategien.
Ein Blick auf 2025
Wie schon angesprochen, lagen die Prognosen der Banken zwischen 15.000 und 18.600 Punkten und im Mittel bei 17.150 Punkten (+2,3%). Tatsächlich wurden 19.909 Punkte erreicht, was deutlich über der höchsten Schätzung liegt.
Was hatte zum Jahresbeginn dafür gesprochen, dass die Kurse steigen (schwarze Schrift), und was ist tatsächlich eingetreten (rote Schrift)?
- Die Inflation ist weiter auf dem Rückzug und die Wahrscheinlichkeit, dass die Leitzinsen in den USA und im Euroraum sinken, ist sehr groß.
Die Erwartung hat sich bestätigt. Auf beiden Seiten des Atlantiks sind die Inflationszahlen unter 3% gesunken und sowohl die FED als auch die EZB haben den Leitzins mehrfach gesenkt. - Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession ist weiter gesunken, so dass die Experten von einem Goldilocks-Szenarion ausgehen, d.h. das Wachstum hält sich in einem optimalen Bereich, der die Senkung der Leitzinsen ermöglicht, ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen.
Auch dieses Szenario hat sich so bewahrheitet. Wachstum hat sich ergeben, eine Rezession stand nicht zur Debatte. - Für viele Branchen und für viele Nebenwerte ist die Bewertung weiter günstig, da deren Kurse noch nicht signifikant gestiegen sind.
Auch dieser Standpunkt kommt der Wahrheit nahe. Aber die größten Kurssteigerungen lieferten die Aktien, die eigentlich schon hoch bewertet waren. Allerdings lieferten diese Unternehmen auch die entsprechenden Wachstumsraten ab. - Die Wirtschaft in China hat 2023 geschwächelt. Sollte der Wachstumspfad wieder eingeschlagen werden können, würden auch die europäischen und US-amerikanischen Märkte davon profitieren.
Hier bleibt ein teils … teils stehen. Zwischenzeitlich ging es nach Maßnahmen zur Belebung der Wirtschaft in China deutlich nach oben, aber ein Teil der Gewinne wurde wieder abverkauft. Die erhoffte Trendwende gab es noch nicht.
Was hatte gegen steigende Kurse gesprochen?
- Zuletzt sind die Gesamtmärkte schnell und stark gestiegen, so dass Anzeichen einer Überhitzung vorhanden sind.
Die meisten Marktteilnehmer sind investiert, womit die weitere Nachfrage erst einmal fehlen könnte.
Sinkende Inflationszahlen und Leitzinssätze, sowie ansprechendes Gewinnwachstum haben die Nachfrage weiter angeheizt, wenn auch nicht in der Breite. - Augenblicklich gehen die Marktteilnehmer vom besten aller Szenarien aus (Stichwort: Goldilocks). Die Möglichkeit einer Enttäuschung ist viel höher als die Möglichkeit positiver Überraschungen.
Immerhin ist die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA immer noch bei rund 45%.
Da sich das Goldilocks-Szenario bestätigt hat, war dieser Punkt nie wirklich ein Thema. - In der Historie waren die Zeiträume nach dem Senken der Leitzinsen meist erst einmal schlecht für die Börsen.
Bis zum heutigen Tag hat sich diese Korrelation nicht bewahrheitet. - Gleiches gilt für die inverse Zinsstrukturkurve, die schon seit längerem zu sehen ist. Zwar ist die Zinsstrukturkurve ein schlechter Timing-Indikator, aber früher oder später hat sie sich fast immer mit einer Korrektur an den Märkten aufgelöst.
Auch die inverse Zinsstrukturkurve hat die Börsen nicht tangiert. Wie erwähnt ist es aber auch kein Timing-Indikator. - Geopolitische Risiken lassen sich in der Regel kaum vorhersagen. Fakt ist aber auch, dass die Welt immer verrückter zu werden scheint. Zwar ist die Gefahr eines Flächenbrandes durch den Nah-Ost-Konflikt zuletzt gesunken, doch verschwunden ist sie nicht.
Die Welt war 2024 nicht arm an Konflikten und hat für viel menschliches Leid gesorgt. Für die Börsen war das alles aber kein Belastungsfaktor.
Mein Fazit für 2024 war:
Die Mischung aus Kursen nahe den Höchstständen (DAX, Dow Jones) und hoher Erwartungshaltung verleitet mich zur Spekulation, dass im ersten Halbjahr die Kurse korrigieren könnten. Tritt diese Abschätzung ein, könnte erneut eine Jahresendrally folgen, die die Verluste wieder kompensiert.
Mit Ausnahme des Carry Trade Crash’ Ende Juli bei dem die Kurse in rund zwei Wochen um gut 10 Prozent korrigierten, ging es eigentlich kontinuierlich mehr oder weniger aufwärts.
Blicken wir nach vorne auf das Jahr 2025.
Die Banken sehen den DAX Ende 2025 in einem Bereich zwischen 20.000 und 22.100 Punkten, also alle rechnen mit einem Zuwachs zwischen 0,5% und 11%. Im Mittel liegen die Prognosen bei 21.130 Punkten (+6,1%).
Bei der folgenden Pro- und Contra-Liste werden etliche Punkte doppelt vorkommen, da die Entwicklung stark abhängig sein wird, in welche Richtung und mit welcher Stärke sich die Fakten entwickeln.
Was spricht für steigende Kurse?
- Weitere Leitzinssenkungen erscheinen wahrscheinlich und sollten Rückenwind für die Börsen liefern.
- Sowohl bei den Firmen als auch bei den Staaten ist in Europa ein Investitionsstau zu beobachten. Sollte dieser aufgelöst werden, dürfte ein Wachstumsschub erfolgen.
- Immer noch erscheint die Bewertung bei bestimmten Sektoren und bei den Small Caps günstig. Hier könnte Nachholbedarf bestehen.
- Die angekündigten Steuersenkungen in den USA sollten die Gewinne der US-Unternehmen weiter befeuern.
- KI könnte die Produktivität vieler Unternehmen erhöhen.
Was spricht für sinkende Kurse?
- Nach zwei Jahren mit deutlichen Kurszuwächsen sind einige Branchen und Unternehmen hoch bewertet. Sollten die erwartet hohen Wachstumsraten schrumpfen, drohen Rückschläge.
- Erhebt Donald Trump die Zölle auf breiter Front und in hohem Maße, so drohen Handelssanktionen und ein Wiederaufflammen der Inflation. So könnten statt Zinssenkungen sogar wieder Zinserhöhungen zur Bekämpfung der Inflation die Folge sein.
- Das Thema inverse Zinsstrukturkurve ist immer noch aktuell.
- Die Staatsverschuldung legte zuletzt in vielen Ländern, allen voran in den USA, deutlich zu. Von dieser Seite könnte früher oder später Gegenwind kommen.
- Statt sicherer wird die Lage auf diesem Planeten eher immer unsicherer. Niemand kann augenblicklich beurteilen, was hier noch auf uns zu kommt und welche Folgen es haben wird.
Was bedeutet das meiner Meinung nach für 2025?
Für mich sitzt die große Unbekannte im Weißen Haus. Gibt es dramatische Zollerhöhungen, die zu Handelskonflikten führen, oder läuft es eher dezent ab?
Je nach Szenario sehe ich Risiken von 15-20% abwärts oder Aufwärtspotential von gut 10%. Klar ist die Aussage sehr unbefriedigend, aber ich glaube, dass eine Beurteilung nicht möglich ist, solange die Richtung, die die USA einschlägt, nicht erkennbar ist.
Egal was an den Börsen so läuft, wünsche ich Ihnen und Ihren Nächsten ein Jahr mit dem höchsten Gut, der Gesundheit. Sollte dazu noch ein Zubrot aus Ihrem Portfolio dazukommen, so würde es das Jahr abrunden.
Veränderungen bei den virtuellen Depots 2025
Die Anzahl an virtuellen Depots ist ständig gestiegen, wodurch sich der Aufwand verständlicherweise nicht verringert hat. Deshalb habe ich beschlossen drei Depots nicht mehr weiter zu führen. Aber ein neues wird dazukommen:
- Value Depot “Feste Kriterien”: Kennen Sie folgendes: Sie haben ein gute Idee und stellen fest, dass sie leider nicht funktioniert? Nach 10 Jahren kann die Strategie in diese Kategorie eingeordnet werden. Die Performance ist schlichtweg enttäuschen. Wie im Artikel “Wie kompliziert darf eine Aktienstrategie sein?” beschrieben, ist mehr oftmals weniger.
Weinen wir der Strategie also keine Träne nach. - Low-Risk-Index depot: Nein, die Strategie wird nicht aufgegeben, weil die Grundidee schlecht ist, oder weil die Performance nichts taugt, sondern rein aus dem Grund, da mir die Daten nicht mehr wie ursprünglich zur Verfügung stehen, und da sich die Strategie heute gewandelt hat. Wer weiter Interesse hat, dem sei das wikifolio “VaR Strategie Deutschland” von Tobias Aigner ans Herz gelegt (Disclaimer: ich stehe in keinerlei Verbindung zu Herrn Aigner oder dem wikifolio).
- Unemotional Value Four Depot: Wenn es den virtuellen Depots an einem nicht mangelt, so ist es die Anzahl der Dividendendepots. Da es noch das Unemotional Value Four Plus Depot mit den gleichen Aktien (nur unterschiedlicher Gewichtung) gibt, das besser performt hat, werde ich dieses Depot ebenfalls nicht mehr weiter verfolgen.
- Drei-Daume-Regel Depot: Aus drei mach eins. Neu aufgenommen werden soll ein Depot nach der 3-Daumen Regel. Es ist eine bliebte und leicht nachvollziehbare Strategie, so dass ich beschlossen habe, sie weiter zu verfolgen.
Vielleicht fragt sich jetzt der ein oder andere Leser, warum ich das Value Depot “Feste Kriterien” aus Performance -Gründen beende, doch das Value Depot “Einfacher, innerer Wert”, das noch schwächer abgeschlossen hat, weiterzuführen.
Die Antowrt ist ganz einfach: Ich möchte die Strategie bei Gelegenheit analysieren, um den Grund für die Unterperformance zu finden und die Strategie gegebenfalls zu optimieren. Schließlich kommt das Prinzip von Börsen-Großmeister Benjamin Graham. Das sollte Grund genug sein, Ursachenforschung zu betreiben.