Ich weiß nicht, wie oft Sie einen Blick auf die Rangliste der virtuellen Depots werfen. Bei mir ist es ja Teil der wöchentlichen Aufgaben. Dabei fällt mir schon seit Jahren die unterschiedliche Entwicklung zwischen dem Low-1 und dem Low-2 Depot auf.
Im Zeitraum zwischen dem Jahresbeginn 2014 und dem 19.12.2025 hat sich der Wert des Low-2 Depots mehr als verdoppelt, während beim Low-1 Depot weniger als die Hälfte der Anfangsinvestition zu Buche steht.
Konkret sieht das wie folgt aus:
Okay, ein virtuelles Depot schneidet sehr schlecht ab, das andere ganz ordentlich. Wo ist die Auffälligkeit?
Laut Definition umfasst das Low-2-Depot die Aktie des Low-1-Depots; dazu wird eine weitere Aktie aufgenommen. Wenn die Aktie aus dem Low-1 Depot in den Jahren enttäuscht hat, muss doch die zweite Aktie aus dem Low-2 Depot sehr gut performt haben.Das führt zur Idee, eine modifizierte Low-1 Strategie aufzustellen, in der wir mit der zweiten Position der Low-2 Strategie investiert sind.
Die Rückrechnung sieht wie folgt aus:
Es war ja zu erwarten, dass das Resultat bei den Vorgaben gut sein würde. Dass sich der Depotwert aber fast versiebenfachen und damit die Trendfolgestrategie als Top-Performer übertreffen würde, kam überraschend.
Eine genauere Begutachtung der modifizierten Strategie scheint daher die Mühe wert zu sein.
Vergleichen wir dazu erst einmal die jährliche Rendite der Standard- und der modifizierten Low-1-Strategie. Die prozentualen Kursveränderungen sind inklusive Dividende.
Drei Punkte fallen sofort ins Auge:
- In dem Untersuchungszeitraum von 12 Jahren muss die Standard-Strategie 5-mal negative Renditen verbuchen gegenüber drei Jahren bei der modifizierten Strategie.
- Weitaus drastischer ist aber die Höhe der Verluste. Dreimal liegt der Verlust der Low-1 über 25%, in der Spitze sogar bei fast 43%, während bei der modifizierten Variante der maximale Verlust bei rund 12,5% liegt.
- Neben den geringeren Verlusten fällt hier auch der exorbitante Gewinn von fast 150% aus dem Jahr 2017 auf.
Das ist ja alles sehr schön, erklärt aber nicht, welcher Hintergrund für die große Diskrepanz verantwortlich ist. Mein erster Gedanke war, dass beim Standard-Modell die Ursache für die Aufnahme ins Depot in erster Linie dem gesunkenen Kurs aus dem Vorjahr geschuldet war. Bei gleichbleibender Dividende führt ein tieferer Kurs zu einer höheren Dividendenrendite.
Also habe ich die Kursentwicklung des Vorjahres mit in die Tabelle aufgenommen. Zu beachten ist, dass die rechte Spalte die reine Kursentwicklung ohne Dividende ausgibt. Bei den Renditen der Strategien ist die Dividende berücksichtigt:
Leider lässt sich diese These anhand der Daten nicht bestätigen. Im Gegenteil war die Performance in Summe besser, wenn das Vorjahr mit Kursverlusten beendet wurde.
Die einzige größere Ausnahme war Bayer im Jahr 2024. Hier stand im Vorjahr ein Minus von über 30% zu Buche, woraufhin der größte Verlust des gesamten Zeitraums auftrat.
Dabei ist zu beachten, dass hier Sondereffekte eine Rolle spielten. Zum einen belasteten die Glyphosat-Klagen nach der Übernahme von Monsanto. In Folge mussten Rückstellungen gebildet werden und die Dividende von 2,40 € aus dem Vorjahr auf 0,11 € reduziert werden. Zu Jahresbeginn waren Analysten und Finanzwebseiten noch von einer höheren Dividende ausgegangen.
Diesen Fall hatten wir auch 2016 bei RWE. Hier wurde die Zinszahlung komplett eingestellt.
Fazit
Mit einer Erklärung für die großen Unterschiede zwischen der Standard und der modifizierten Low-1 Strategie kann ich leider nicht dienen.
Für einen puren Zufall scheint mir das Missverhältnis einfach zu groß zu sein, wenn auch bei jeweils einem Einzeltitel die mögliche Volatilität deutlich höher ist, als bei einem breit gefächertem Portfolio.
Also wie soll es weitergehen? Ab 2026 wird das modifizierte Low-1 Depot in die Reihe der virtuellen Depots mit aufgenommen, um die weitere Entwicklung zu beobachten. Mehr kann ich zum jetztigen Zeitpunkt nicht anbieten:
Falls ein Leser Erklärungen zu dem Phänomen bieten kann, würde ich mich über einen Kommentar freuen.
Disclaimer: Bitte keine Käufe nur aufgrund dieses Artikels vornehmen. Und: Für viele Anleger dürfte es ein alter Hut sein, aber diversifiziert euer Portfolio. Der Kauf nur eines oder sehr weniger Werte ist eher als Zockerei denn als Investition zu betrachten.



