Auswertung Relative-Stärke Top 7 Strategie

the-litle-lulu-1399624-1598x1062In der jüngeren Vergangenheit ist mehrfach die Frage gestellt worden, ob eine Relative-Stärke Strategie, in der sich jeden Monat wirklich nur die ersten 7 Aktien der RSL-Rangliste des HDAX im Depot befinden, nicht besser abschneidet als die Relative-Stärke Strategie nach Levy.

Diese Strategie – mit dem einzigen Kriterium, Platz 1 bis 7 der Rangliste zu belegen – soll im weiteren Verlauf als Relative-Stärke Top 7 Strategie bezeichnet werden.

Aus rein theoretischer Betrachtungsweise lässt sich keine Beurteilung ableiten, da die Strategie sowohl Vor- als auch Nachteile gegenüber der Levy Strategie hat.

Vor- und Nachteil der Top 7 Strategie

Als Vorteil ist definitiv zu werten, dass die Aktien, die ihr Momentum verlieren, früher abgestoßen werden. Erfolgt der Verkauf nach Levy erst ab Ranglistenplatz 76, würde dies bei der Top 7 Strategie bereits ab Ranglistenplatz 8 geschehen.

Gleichzeitig birgt diese Vorgehensweise aber auch Nachteile: So sollte die Anzahl der Transaktionen deutlich nach oben steigen.
Auch erzielt keine Momentum-Aktie eine konstante Kurssteigerung. Vielmehr erfolgt nach einem zwischenzeitlichen Anstieg meist eine kurze Konsolidierungsphase, ehe der Aufschwung weiter geht. So ist es bei der Top 7 Strategie durchaus möglich, dass Aktien während der Verschnaufpause verkauft werden, um anschließend zu höheren Kursen wieder gekauft zu werden.

Grundlagen der Auswertung

Auswertungszeitraum ist vom 21.02.2014 bis zum 31.07.2018.
Unglücklicherweise fehlen für zwei Monate aus dem Jahr 2014, so dass für diese Monate die Zusammensetzung des Top 7 Depot beibehalten wurde. Für die Gesamtauswertung sollte sich die Folgen in Grenzen halten.
Ferner wurde bei der Auswertung auf Dividenden verzichtet, da dies den Aufwand deutlich erhöht hätte. Dafür werden weiter unten die Dividenden hochgerechnet – verbunden mit einigen Anmerkungen.

Vergleich der Transaktionen

Die Anzahl der Verkäufe und die Transaktionskosten sehen wie folgt aus:

 

Vergleich Relative-Stärke Strategien: Transaktionen
Typ Relative-Stärke nach Levy Relative-Stärke
Top 7
Gesamtanzahl Verkäufe 55 176
Transaktionskosten gesamt 1.505,67 € 4.689,55 €

Wie im Vorfeld vermutet, ist die Anzahl der Transaktionen – und entsprechend der Transaktionskosten – bei der Top 7 Strategie deutlich höher. Im Vergleich zur Levy Strategie sprechen wir über den Faktor “3”.

Was bei den Transaktionskosten noch nicht berücksichtigt ist, ist der “Spread”, also die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs. Aufgrund fehlender historischer Daten zum Spread beruht die Auswertung auf der Annahme, dass An- und Verkaufskurs identisch sind.
Dies ist bei vielgehandelten Aktien (z.B. DAX-Aktien) auch überwiegend gegeben oder zumindest vernachlässigbar. Bei Aktien mit geringerem Handelsumsatz, was auf TecDAX-Werte häufig zutrifft, hat der Unterschied durchaus Einfluss auf das Ergebnis.
Da sich in der Mehrzahl TecDAX-Aktien im Depot befinden, wird die Performance bei vermehrten An- und Verkäufen somit noch mehr leiden.

Performance der Strategie

Die nachfolgenden Auswertungen beziehen sich auf ein Startkapital von 20.000 € und den oben erwähnten Auswertungszeitraum.

 

Vergleich Relative-Stärke Strategien: Performance
Typ Relative-Stärke nach Levy Relative-Stärke
Top 7
DAX
Gesamtperformance absolut in € 47.570,19 € 46.487,02 € 12805,50
Gesamtperformance in % 137,85% 132,44% 32,61%

Die Relative-Stärke Strategie nach Levy schneidet unter den angegebenen Kriterien etwas besser ab als die Top 7 Strategie.
Beide Strategien schneiden deutlich besser ab als der DAX im gleichen Zeitraum.

Nun wollen wir beim Top 7 Depot noch die Dividenden mit dazu nehmen. Der Einfachheit halber wird davon ausgegangen, dass diese denselben Wert wie beim Levy Depot haben.

 

Vergleich Relative-Stärke Strategien: Performance Dividendenausgleich
Typ Relative-Stärke nach Levy Relative-Stärke
Top 7
Depotwert absolut in € 47.570,19 € 48.106,49 €
Gesamtperformance in % 137,85% 140,53%

Mit dem Dividendenzuschlag hat nun das Top 7 Depot minimal die Nase vorne. Dabei wurde nicht berücksichtigt, dass Dividenden reinvestiert werden und somit vom Gewinnwachstum profitieren.
Der Effekt dürfte sich aber in etwa dadurch ausgleichen, dass durch die sehr viel größere Anzahl an Transaktionen, Verluste durch den Spread auflaufen.
Aber egal wie wir es drehen und wenden, größenordnungsmäßig können wir feststellen, dass beide Strategien ungefähr die gleiche Performance aufweisen.

Nun wollen wir die Performance noch auf die einzelnen Jahre herunter brechen:

 

Vergleich Relative-Stärke Strategien: Jahres-Performance
Typ Relative-Stärke nach Levy Relative-Stärke
Top 7
Depotwert 30.12.2014 absolut in € 20.006,58 € 20.679,60 €
Performance 2014 in % 0,03% 3,40%
Depotwert 30.12.2015 absolut in € 29.868,89 € 28.151,00 €
Performance 2015 in % 49,30% 36,13%
Depotwert 30.12.2016 absolut in € 32.571,24 € 34.734,76 €
Performance 2016 in % 9,05% 23,39%
Depotwert 30.12.2017 absolut in € 51.213,97 € 50.618,34 €
Performance 2017 in % 57,24% 45,73%
Depotwert 31.07.2018 absolut in € 47.570,19 € 46.487,02 €
Performance 2018 in % -7,11% -8,16%

Die Daten vermitteln den Eindruck, dass die Top 7 Strategie in sehr guten Jahren etwas hinterherhinkt, ansonsten aber ihre Vorteile hat. Durch die geringe Anzahl an Beobachtungsjahren muss diese Erkenntnis aber in den Bereich der Vermutung gestellt werden.

In der nächsten Tabelle wollen wir noch die Modifizierte Relative-Stärke Strategie in den Performance-Vergleich mit aufnehmen.

 

Vergleich Relative-Stärke Strategien: Performance
Typ Relative-Stärke nach Levy Relative-Stärke
Top 7
Modifizierte Relative-Stärke nach Levy
Gesamtperformance absolut in € 47.570,19 € 46.487,02 € 70.851,70 €
Gesamtperformance in % 137,85% 132,44% 254,26%

Im Beobachtungszeitraum weist die Modifizierte Relative-Stärke Strategie eine deutlich bessere Performance auf als die zuvor untersuchten Strategien.
Bei der Modifizierten Relative-Stärke Strategie wird neben dem Ausstiegskriterium der Levy Strategie auch ein Verkaufssignal erzeugt, sobald der RSL130 kleiner als “1” wird (bei der neueren Variante auch, wenn der RSL130 kleiner als der Durchschnittswert aller Aktien wird, was bei dieser Auswertung aber nicht unersucht wurde).
In der Regel wird dadurch früher verkauft als bei der Levy-Variante, aber nicht so früh wie bei der Top 7 Variante. Damit fallen Aktien, die eine kurze “Verschnaufpause” einlegen, nicht gleich aus dem Depot.

Soweit die Daten aus einem eingeschränkten Beobachtungszeitraum von rund 4,5 Jahre dies erlauben, scheint der Mittelweg der Modifizierten Relative-Stärke Strategie ein goldener Mittelweg zu sein.

6 Kommentare

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  1. Wie wäre es mit der Relative-Stärke Top 7-Strategie aber ohne die Monate August ,September und Oktober??

    1. Wie bereits erwähnt, habe ich im Moment wenig Zeit für weitere Untersuchungen.
      Das Problem ist auch, dass die Überprüfung ab 2014 (von zuvor habe ich keine RSL-Daten) diesbezüglich nicht allzu aussagekräftig ist.
      Aber warum auch Oktober? Historisch war der Oktober eigentlich ein guter Monat, wobei es natürlich auch Jahre mit schlechter Oktoberperformance gab.

    • Sebastian Gräber auf 18/04/2020 bei 21:26
    • Antworten

    Hallo Mathias,

    ich bin durch Zufall auf Deine Seite gestoßen und finde sie sehr beeindruckend.
    Ich verfolge eine abgewandelte RSL-Strategie und würde gern Deine Meinung dazu lesen. Leider habe ich keinen Backtest im Angebot, aber ich fahre relativ gut damit.

    Handelsstrategie nach Levy (modifiziert)
    Grundlegendes
    Indikator “Börsenampel”
    Die Börsenampel setzt sich aus 20 Indizes aus aller Welt zusammen. Von jedem Index wird der RSL(130) errechnet, welche gemittelt werden. Von dem Mittelwert wird der GD(20) und der GD(50) errechnet. Ist der GD20 > GD50, ist die Ampel “GRÜN”, ansonsten “ROT”.
    Indikator “RSL Aktie – Index”
    Es wird der RSL(130) der Aktie (Aktien-RSL) und des HDAX (HDAX-RSL) errechnet. Von beiden Werten wird zur “Rauschminimierung” der GD(5) gebildet.
    Annahmen
    • (A1) Der “Summer Sell” (Juli, August und September) wird ausgegrenzt, d. h. keine Handelsaktivität
    • (A2) Es wird nur eingestiegen, wenn die Börsenampel “GRÜN”
    Ablauf
    Wann Kaufen
    • Börsenampel “GRÜN”
    • 01.01. bis 30.06./01.10. bis 31.12.
    Was Kaufen
    • (K1) TOP 7 Aktien vom HDAX
    • (K2) FLOP 7 Aktien vom HDAX
    • (K3) Auffüllen mit TOP/FLOP-Aktien aus dem HDAX nach V3, je nachdem, welche Aktie verkauft wurde, so das simmer T7 = F7
    Wann Verkaufen
    • (V1) Börsenampel “ROT” Verkauf: ALLES
    • (V2) Am 30.06. Verkauf: ALLES
    • (V3) Aktien-RSL < HDAX-RSL (Bei FLOP 7 wird ein Zyklus abgewartet: Aktien-RSL HDAX-RSL, Aktien-RSL < HDAX-RSL) Verkauf: Einzel-Aktie

    Was hältst Du von dieser Strategie?

    Gruß
    Sebastian

    1. Hallo Sebastian,

      Du hast eine interessante Handelsstrategie entwickelt, aber mir ist nicht alles ganz klar.
      Du schreibst bei “Kaufen” Top 7 Aktien vom HDAX und Flop 7 Aktien vom HDAX, es gilt immer T7 = F7.
      Ich verstehe das so, dass bei grüner Börsenampel 14 Aktien im Depot sind (7 Top und 7 Flop).

      Ist dies korrekt? Denn bei (V3) schreibst Du, dass ein Verkaufssignal erfolgt, wenn Aktien RSL < HDAX RSL. Bei den Flop 7 Aktien ist doch wohl der Aktien RSL immer unterhalb des HDAX RSL? Oder habe ich etwas falsch verstanden? Ich freue mich auf Deine Rückmeldung. Gruß Mathias

    • Sebastian Gräber auf 19/04/2020 bei 19:11
    • Antworten

    Hallo Mathias,
    vielen Dank für Deine Antwort.
    Anbei die Antworten zu Deinen Fragen.
    Es befinden sich immer 14 Aktien im Depot, wenn die Ampel auf grün steht. Fällt eine TOP-Aktie raus, wird mit einer TOP-Aktie aufgefüllt. Analog dazu bei den FLOP-Aktien.
    Bei den FLOP-Aktien wird erstmal gewartet, bis der RSL der Aktie über den RSL des Index steigt (“Crossover”) und erst wieder verkauft, wenn ein “Crossunder” entsteht.

    Gruß
    Sebastian

    1. Hallo Sebastian,

      okay, jetzt habe ich es verstanden. Ich muss sagen, dass ich die Idee sehr gut finde, Flop-Aktien, die wieder in Richtung Aufwärtstrend laufen, mit ins Depot zu holen.
      Prinzipiell finde ich auch die Auswertung mit den gleitenden Durchschnitten gut. Wie die Quote der Fehlsignale mit diesen Werten ist, müsste man beobachten.

      Was ich nicht ganz nachvollziehen kann, ist die Tatsache, dass sich die Börsenampel aus 20 Indizes aus aller Welt zusammensetzt, aber nur Aktien aus dem HDAX gehandelt werden.
      Manche Indizes korrelieren relativ eng miteinander, was dann nachvollziehbar wäre. Ob das für alle Indizes zutrifft weiß ich nicht .
      Aber das ist nur so mal ein Gedankengang.
      Noch so eine Überlegung wäre, den HDAX um den SDAX zu erweitern. Durch die Neuordnung der deutschen Indizes sind jetzt unter 100 Aktien im HDAX.

      Aber ansonsten kann ich nur wiederholen, dass ich mir durchaus vorstellen kann, dass die Strategie gut funktioniert.

      Gruß
      Mathias

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