„Beim Tiefstand der Kurse haben die Hartgesottenen die Papiere und die Zittrigen das Geld, auf dem Höhepunkt des Booms, die Hartgesottenen das Geld und die Zittrigen die Papiere.„
– André Kostolany –
Die folgende Tabelle stellt eine Zusammenfassung verschiedenster Indikatoren vor, die ermöglichen sollen, Abschwungphasen des Marktes zu erkennen.
Was die Daten nicht liefern, ist eine eindeutige Aussage zu treffen, wann die Reißleine gezogen werden sollte. So kann ich dem Leser leider nicht mit der Schlussfolgerung dienen, dass ein Bärenmarkt droht, wenn beispielsweise drei Bewertungsgruppen ein Verkaufssignal liefern.
Das hat mehrere Gründe:
- Es fehlen schlicht und einfach die historischen Daten und entsprechend die Erfahrung, um konkrete Aussagen treffen zu können.
- Kein Signalgeber ist perfekt. Auch wenn häufig korrekte Signale geliefert werden, wird nicht jeder Bärenmarkt erkannt, oder es werden Fehlsignale produziert, die zum falschen Zeitpunkt einen Verkauf auslösen.
So konnte z.B. durch die Zinsstrukturkurve die Dotcom-Blase (ab dem Jahr 2000) und die Finanzkrise (ab Ende 2007) prognostiziert werden, die Bärenmärkte 2011 und 2015 wurden dagegen nicht erkannt. - Die Aktualisierung der Daten erfolgt sehr unterschiedlich. Manche Daten werden wöchentlich aktualisiert (wobei sogar tägliche Aktualisierungen möglich wären), andere monatlich und das BIP sogar nur vierteljährlich.
- Unter Umständen reicht bereits ein Kriterium aus, um die Aktienkurse zu Fall zu bringen. Beispiel wäre der Ausbruch eines militärischen Konfliktes oder ein Terroranschlag in der Größenordnung von 9/11. Bis die anderen Indikatoren Verkaufssignale liefern würden, wären die Kurse vermutlich schon am Boden.
Die Aktualisierung der Tabelle ist monatlich geplant. Sollten aber Indikatoren neue Signale generieren, ist eine wöchentliche Aktualisierung möglich.
Eine detailliertere Beschreibung zu den Indikatoren finden Sie <<>>.
Tabelle mit der Übersicht der Börsensignale
Stand: 29.01.2023
Von den inzwischen 9 Indikatoren stehen nun 5 auf „Kauf“ (Vormonat: 4), keiner mehr auf „Halten“ (Vormonat 2), sowie 4 (Vormonat: 3) auf Verkauf.
Änderungen gab es in folgenden Kategorien:
Die Zinsstrukturkurve ist von „Halten“ auf „Verkaufen“ gesprungen, nachdem die längeren Laufzeiten nun geringere Renditen als die mittelfristigen (3 Jahre) aufweisen. Somit haben wir eine inverse Zinsstrukturkurve.
VDAX New und VIX haben von „Halten“ auf „Kaufen“ gewechselt, wodurch somit auch der übergeordnete Sentiment-Indikator auf „Kauf“ steht.
Die Wirtschafts-Indikatoren stehen zwar weiter auf „Verkauf“, aber in den Unterkategorien haben die ZEW-Konjunkturerwartungen ein Kaufsignal generiert, während der Auftragseingangsindex ein Verkaufssignal erzeugt hat.
Weiterhin gelten folgende Aussagen:
Der Ukraine-Konflikt hat sich zu einem Krieg ausgeweitet. Neben dem an erster Stelle stehendem, menschlichen Leid, den der Krieg zwangsläufig erzeugt, sind auch die wirtschaftlichen Folgen – Stichwort: Rohstoffe – einschneidend.
Das Thema „Corona-Virus“ rückt weitestgehend immer mehr in den Hintergrund. Neuerungen kommen aus China. Hier wurde die strikte Null-Covid-Strategie gekippt. Durch nicht ausreichende Impfdichte und fehlende Immunisierung besteht die Gefahr einer großen Infektionswelle. Dies ist eine wichtige Komponente beim Thema Lieferengpässe, die sich nach zwischenzeitlicher Erholung wieder verschlechtern könnte. Diese Situation dürfte aber zeitlich begrenzt sein.
In den USA erhöht die FED (US-Notenbank) die Leitzinsen weiter, dazu wird die Bilanzsumme reduziert (Quantitative Tightening). Auch die EZB erhöht kontinuierlich die Leitzinsen und will in 2023 die Bilanzsumme verkleinern. Die Inflationszahlen gehen zwar leicht zurück, aber in erster Linie dank geringerer Energiepreise. Die Kerninflationsrate bleibt relativ hoch.
Bei den Börsenbarometern ist das Börsenklimabarometer nach Ralf Goerke nicht mehr vertreten, da keine aktuellen Daten mehr verfügbar sind (nach Informationen eines Lesers ist Ralf Goerke letztes Jahr verstorben).
Indikatoren | Bewertung Gruppe | Bewertung Indikator | Kommentar | Datum der Datenerhebung |
Technische Indikatoren | ||||
DAX 200-Tage-Linie (3%-Krit.) | 11,30% | KW4/2023 | ||
RSI 30Tage (70-30 Krit.) | 69,46 | KW4/2023 | ||
15%-Regel (akt. Drawdown) | 6,89% | KW4/2023 | ||
Börsenbarometer | ||||
Börsenbarometer (nach U. Lang) | ||||
neue Version | 0:3 | KW4/2023 | ||
alte Version | 0:3 | KW4/2023 | ||
Zinsstrukturkurve | Die Zinssätze für höhere Laufzeiten sind kleiner als die 3-Jährigen, was auf eine inverse Zinsstruktur hinweist | Jan 23 | ||
Bruttoinlandsprodukt | Steigend Q3/2022 zu Q2/2022 und steigend Q2/2022 zu Q1/2022 | KW4/2023 | ||
Sentiment-Indikatoren | ||||
VDAX New | KW4/2023 | |||
VIX | KW4/2023 | |||
Wirtschafts-Indikatoren | ||||
ifo-Geschäftsklimaindex | 90,2 (+1,6) | Jan 23 | ||
ZEW-Konjunkturerwartungen | 16,9 (+40,2) | Jan 23 | ||
GfK-Konsumklimaindex | -33,9 (+3,7) | Jan 23 | ||
Einkaufsmanagerindex (D) | 47,0 (-0,4) | Jan 23 | ||
Auftragseingangsindex (D) | 97,3 (-5,4) | Nov 22 | ||
KGV/KBV-Indikatoren | ||||
DAX-KGV | 12,41 (+2,44) | KW4/2023 | ||
DAX-KBV | 1,55 (+0,07) | KW4/2023 | ||
Shiller-KGV S&P500 | 29,57 (+1,44) | KW4/2023 | ||
Aktuelle bedrohliche Faktoren | Krieg in der Ukraine. Hohe Inflationsraten. Auslaufen des „billigen Geldes“ in den USA und Europa. Lieferengpässe in der Industrie. Chinesische Coronapolitik. |
KW4/2023 | ||
Kansas City Financial Stress Index | -0,05 (-0,02) | Dez 22 | ||
Auswertung | ||||
Vormonat | ||||
Kaufen | 5 | 4 | ||
Neutral | 0 | 2 | ||
Verkaufen | 4 | 3 |
Ab Februar 2020 wurde der Kansas City Financial Stress Index mit als eigener Indikator mit aufgenommen.
8 Kommentare
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Sehr schöne Übersicht! 🙂
Mache bitte weiter so, danke:)
gatowman
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Herzlichen Dank, das freut mich sehr.
hallo herr maier,
habe sie erst heute gefunden. super arbeit. vielen dank dafuer.
wuensche ihnen alles gute
gruss
kremi
Habe heute Deine Seite gefunden. Toll und Danke
Super Homepage , sehr interessant , vielen Dank für Ihre Mühe !!!
Autor
Vielen Dank für die Blumen!
Herr Goerke ist leider im Frühjahr 2021 verstorben, deshalb keine neuen Daten mehr.
Autor
Vielen Dank für die Information.