“Beim Investieren sollte die Rendite, die Du erwartest, davon abhängig sein, ob Du gut essen oder gut schlafen willst.”
J. Kenfield Morley
Ray Dalio entwickelte in den 1990er Jahren die Strategie, die den Anleger sowohl gut schlafen als auch gut essen lassen sollten, indem in allen Marktphasen Renditen erzielt werden sollte.
Die tatsächliche Rendite lässt sich leider nicht genau bestimmen, da die Fondgesellschaft von Ray Dalio keine Zahlen veröffentlicht. Der Autor Tony Robbins errechnete zwischen 1984 und 2013 eine durchschnittliche Jahresrendite von 9,7%.
Allerdings liegt die Rendite in den letzten Jahren deutlich darunter. So hat ExtraETF die Strategie nachgebaut mit einer jährlichen Rendite von 4,5%, bei JustETF sind es sogar nur 3,25%. Damit würde die Methode sich auf das “gut schlafen” begrenzen.
Der Hauptgrund dürfte in der geringeren Rendite von Anleihen in den letzten Jahren im Vergleich zu weiter zurückliegenden Dekaden liegen.
Der ein oder andere Leser mag sich nun fragen, weshalb eine Strategie eingesetzt werden sollte, die nicht die maximale Rendite liefert. Dafür gibt es durchaus Gründe, von denen ich die zwei wichtigsten erläutern möchte:
- Wer sich im Ruhestand befindet oder kurz dafür steht, und der sein Kapital dafür benötigt, kann nicht riskieren, dass ein Bärenmarkt die Hälfte seines Kapitals vernichtet. Gleiches gilt für jemanden, der in naher Zukunft das Geld z.B. für den Hausbau einsetzen möchte.
- Beim Thema Geld hat oftmals nicht unser logisches Denken, sondern unsere Gefühle die Hoheit. Das kann dazu führen, dass am oder nahe des Tiefstpunkten bei einer Marktkorrektur verkauft wird und dadurch nicht die gewünschte Rendite, sondern Verluste erzielt werden. Diese Gefahr ist realer und größer als viele Anleger sich vorstellen. Hier bietet ein Vorgehen mit geringer Volatilität wie das Allwetter-Portfolio Schutz.
Zusammensetzung des Allwetter-Portfolios
Das Portfolio wird in verschiedenen Variationen in ETFs umgesetzt. Die Original-Aufteilung lautet nach verschiedenen Quellen wie folgt:
- 40% Langfristige US-Staatsanleihen (Laufzeit: 20-25 Jahre)
- 15% Mittelfristige US-Staatsanleihen (Laufzeit: 7-10 Jahre)
- 30% Aktienanteil mit folgender Aufteilung:
– 18% US-Large Caps
– 4% Large Caps Europa
– 3% Aktien Emerging Markets
– 3% Small Caps USA
– 2% Large Caps Asien
- 7,5% Gold
- 7,5% Rohstoffe
Spätestens nach einem Jahr wird die Zusammensetzung überprüft und gegebenfalls die Gewichtungen angepasst.
Vor- und Nachteile des Allwetter-Portfolios
Gäbe es die perfekte Strategie, so könnten wir alle Nachforschungen zu unterschiedlichen Methoden sofort einstellen. Da dies leider (oder vielleicht auch Gott-sei-Dank) nur eine Illusion ist, müssen wir uns mit den Vor- und Nachteilen befassen.
Beginnen wir mit den Vorteilen:
- Relativ geringe Volatilität und somit begrenztes Verlustrisiko.
- Hohe Diversifikation über verschiedene Anlageklassen hinweg.
- Das Portfolio lässt sich einfach mit ETFs nachbilden und erfordert nur einen geringen Zeitaufwand.
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Hier die Nachteile der Strategie:
- Schwerpunkt USA
Die Zusammensetzung ist stark US-lastig, was zu einem Klumpenrisiko führt.
Außerdem darf das dadurch bedingte Währungsrisiko nicht vernachlässigt werden. - Der hohe Anleihenanteil mindert die Rendite, zumal die Renditen der Anleihen nach der Finanzkrise im Sinkflug waren. Experten gehen nicht der Rückkehr zu früheren Zinssätzen in den kommenden Jahren aus.
Virtuelles Allwetter-Depot
Im nächsten Artikel soll ein Depot aus ETFs vorgestellt werden, das die Strategie nachbilden sollen. Allerdings soll das Depot nicht wöchentlich überprüft werden, sondern nur einmal jährlich, um Auf- und Abwärtspotential zu dokumentieren.