Silber – eine zweiten Blick wert?

Im Artikel <Buchrezension “Reich mit Rohstoffen”> habe ich angekündigt, mich zukünftig vermehrt mit dem Thema Rohstoffen auseinanderzusetzen.
Diese Ansage möchte ich jetzt umsetzen.
Als Einstieg habe ich Silber gewählt. Dem Edelmetall, das meist in der Gunst der Anleger weit hinter Gold angesiedelt ist, traue ich eine vielversprechende Entwicklung zu.
In diesem Beitrag möchte ich mit Daten hinterlegen, wie ich zu der Einschätzung komme. In Folgebeiträgen werde ich darlegen, wie Anleger von Preissteigerungen bei Silber profitieren könnten.

Disclaimer: Selbstverständlich handelt es sich hierbei nicht um eine Anlagenberatung. Der Beitrag gibt lediglich meine persönliche Meinung wieder und soll weder eine Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf noch zum Verkauf darstellen.
Trotz sorgfältiger Analyse kann ich auch für die Korrektheit der Daten keine Garantie geben.
Über Interessenkonflikte durch Besitz der jeweiligen Aktie oder einen zeitnah geplanten Kauf/Verkauf werde ich im Laufe der Beiträge Bezug nehmen.

Angebots- und Nachfrageentwicklung bei Silber

Unabhängig um welches Gut oder welche Dienstleistung es sich auch handeln mag, in einer freien Marktwirtschaft ist die Preisentwicklung in erster Linie abhängig von Angebot und Nachfrage. Schauen wir uns dazu die Daten beim Silber an:

Quelle: silverinstitute.org

Vorab eine kurze Information zur Einheit Moz. Wie auch beim Gold ist die übliche Maßeinheit für das Gewicht (eigentlich Masse) beim Silber die Unze.
Eine Unze entspricht 28,3495 g.
Eine Megaunze (Moz) sind eine Million Unzen und entspricht somit 28.349,5 kg.

Das Diagramm können wir in drei Abschnitte unterteilen:

  1. Von 2015 bis 2019 sind Angebot und Nachfrage in etwa im Gleichgewicht. Teilweise ist das Angebot höher, teilweise die Nachfrage und teilweise sind sie fast identisch.
  2. Das Jahr 2020 nimmt eine Sonderstellung ein, da die Corona-Pandemie die Weltwirtschaft auf den Kopf stellte.
  3. Seit 2021 übersteigt die Nachfrage das Angebot deutlich. Für das Jahr 2021 und in geringerem Maße das für das Jahr 2022 könnte man noch Nachholeffekte anführen. Ab 2023 hat das Mißverhältnis sicherlich nichts mehr mit Pandemiefolgen zu tun.

Um die aktuelle Differenz zwischen Angebot und Nachfrage auszugleichen, gibt es zwei Hebel: Das Angebot könnte ansteigen oder aber die Nachfrage sinken. Wie die Chancen dazu stehen, behandeln wir im nächsten Abschnitt.

Die Nachfrage beim Silber

Silber zählt zu den Edelmetallen, wird aber auch als Industriemetall eingesetzt. Werfen wir einen Blick auf die Anwendungsgebiete von Silber:

Anwendungen von Silber

  • Elektrotechnik und Elektronik
    Silber hat die beste elektrische Leitfähigkeit und wird deshalb häufig im Bereich der Elektrotechnik und Elektronik, z.B. bei Schaltern, Steckverbindern und Leiterplatten bis zu Photovoltaik und Batterien eingesetzt. Auf die beiden letzteren Produkte werden wir später nochmals gezielt eingehen.
  • Hart- und Weichlöten
    Hier werden Silberlot und silberhaltige Lote eingesetzt. Damit wird die Korrosionsbeständigkeit und hohe Wärmeleitfähigkeit von Silber genutzt.
  • Weitere industrielle Anwendungen
    Silber wird auch bei Katalysatoren, bei der Wasserreinigung und in der Medizin für Wundverbände, Antiseptika, sowie für Katheder und medizinische Geräte eingesetzt.
  • Silberschmuck
    Silber ist ein beliebtes Material für die Herstellung von Ringen, Halsketten, Armbändern, Ohrringen und anderen Schmuckstücken.
  • Silberware
    Der Begriff umfasst Tischgeschirr wie Besteck, Teller, Tassen, Tee- und Kaffeesets, sowie dekorative Objekte wie Vasen, Kerzenhalter u.ä.
  • Fotografie
    Die analoge Fotografie ist zwar rückläufig, wird aber immer noch eingesetzt. Dabei ist Silber ein wesentlicher Bestandteil fotografischer Materialien.

Wo wird Silber noch nachgefragt?

Ein nicht unerheblicher Teil des Silbers wird als Edelmetall zu Investitionszwecken nachgefragt. Das kann in Form von Silberbarren, Silbermünzen und Silber-ETCs, die physisch hinterlegt sind, erfolgen.

Daten zur Nachfrage

Werfen wir einen Blick, wie sich die Nachfrage insgesamt zusammensetzt. Die Daten beziehen sich auf die Schätzungen für das Jahr 2024.

Quelle: silverinstitute.org

Nachdem angezeigt wurde, für welche Anwendungen Silber eingesetzt wird, ist es nicht überraschend, dass durch die Industrie die mit Abstand größte Nachfrage besteht. Mit deutlichem Rückstand folgt die Investition in Silver.
Interessant ist nun wie sich die Nachfrage durch die Industrie zusammensetzt.

Quelle: silverinstitute.org

Es ist zu erkennen, dass der Bereich Elektrik/Elektronik und Photovoltaik für fast drei Viertel der Nachfrage verantwortlich ist.
Nun interessiert ja nicht nur die aktuelle Nachfrage, sondern auch die Entwicklung. Das folgende Diagramm zeigt die Entwicklung von 2015 bis 2024 (erwartet).

Quelle: silverinstitute.org

Unverkennbar ist die steile Entwicklung der Silbernachfrage durch Photovoltaikanlagen.
Von 2015 bis 2024 betrug der absolute Zuwachs 289,26%, das sind 16,30% pro Jahr.
Dabei ist die große Zunahme erst in den letzten Jahren erfolgt:
Von 2021 bis 2024 betrug der absolute Zuwachs 160,97%, das sind 37,68% pro Jahr.

Aber als Anleger ist nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft von Bedeutung, weshalb wir Schätzungen zur Neuinstallation von Photovoltaikanlagen betrachten wollen:

Quelle: pv-magazin.de (02/2024 mit Bezug zu BloombergNEF)

Laut den Schätzungen beträgt die jährliche Steigerung bei der Neuinstallation von Photovoltaikanlagen von 2023 bis 2030 rund 10,27%. Der Wert liegt zwar unter den Steigerungsraten der Vergangenheit, trägt aber dennoch zu einer deutlichen Erhöhung der Silbernachfrage in den kommenden Jahren bei.

Im Gegensatz zu den Photovoltaikanlagen fällt die Entwicklung der Nachfrage im Elektro-/Elektronikbereich sehr viel flacher aus.
Von 2015 bis 2024 betrug der absolute Zuwachs 19,23%, das sind 1,97% pro Jahr.
Aber in diesem Bereich könnte ein Gamechanger auf dem Weg sein:

Festkörperbatterien für Elektromobilität

Die Festkörperbatterie gilt als disruptives Konzept im Bereich der Elektromobilität.
Neben höheren Energiedichten, Schnellladefähigkeit und längerer Lebensdauer verspricht der neue Batterietyp auch höhere Brandsicherheit.
Reichweiten von über 1.000 km und Ladezeiten im Bereich von 10 Minuten könnten den Kreis von potentiellen Käufern von Elektro-Autos stark erweitern.
Erwähnt werden muss allerdings, dass die Technik noch sehr jung ist, und dass die Serienfertigung momentan noch Probleme bereitet.

Was hat das Thema mit der Silbernachfrage zu tun?
Sehr viel, denn laut “finshots.in” wird für eine Batteriegröße von 100kWh ein Kilogramm Silber benötigt. Zuletzt wurden 80 Millionen Elektroautos ausgeliefert. Würden nur 20% davon mit Festkörperbatterien ausgerüstet, so wären das 16 Millionen Fahrzeuge, die 16 Millionen Kilogramm Silber nur für die Batterie erfordern.
16 Millionen Kilogramm Silber entsprechen ca. 564 Moz Silber. Schauen wir nochmals auf das erste Diagramm, so stellen wir fest, dass sich das gesamte Silberangebot 2024 (geschätzt) auf 1003,8 Moz belief.
Für die Elektroautos würden also mehr als die Hälfte des gesamten Silberangebots benötigt. Dabei sind sich die Experten einig, dass die Anzahl der Elektrofahrzeuge zunehmen wird.

Das Angebot beim Silber

Daten zum Angebot

Werfen wir einen Blick, wie sich das Angebot insgesamt zusammensetzt. Die Daten beziehen sich auf die Schätzungen für das Jahr 2024.

Quelle: silverinstitute.org

Das Angebot kommt zu rund 82% vom Silberabbau und zu knapp 18% vom Recycling. Verkäufe staatlicher Stellen spielen keine Rolle. Wie sich das Angebot seit 2015 entwickelt hat, zeigt das nächste Diagramm.

Es lässt sich erkennen, dass die Produktion eher leicht rückläufig ist, während das aus Recycling gewonnene Silber leicht zugenommen hat.

Ist von einer Erhöhung des Angebots in naher Zukunft auszugehen?

Bei der Bergwerksproduktion ergibt sich ein gemischtes Bild. Einige Unternehmen haben Projekte in der Pipeline, die im laufenden Jahr, bzw. in den nächsten Jahren mit der Produktion starten wollen.
Demgegenüber stehen aber Minen, bei denen der Zenit überschritten ist, sprich die geförderte Menge ist rückläufig. Eine konkrete Abschätzung fällt hierbei aber sehr schwer. Allerdings ist die vorherrschende Meinung, dass das Angebot durch die Bergwerksproduktion in den nächsten Jahren höchstens marginal steigen wird.
Dazu wird davon ausgegangen, dass bereits drei Viertel des verfügbaren Silbers abgebaut wurde und die noch zugänglichen Ressourcen den Bedarf nur für die nächsten 30 Jahre deckt, wobei Zahlen dieser Art immer mit einer gewissen Vorsicht zu genießen sind.
Erschwerend kommt hinzu, dass nur rund ein Viertel der Silberproduktion aus reinen Silberminen stammt. Der Rest wird als Nebenprodukt anderer Metalle wie Blei oder Kupfer gewonnen.

Wenn die Förderung von Silber nicht signifikant gesteigert werden kann, dann müsste doch das Silber-Recycling zulegen. Immerhin werden nur 30-40 Prozent des nicht mehr eingesetzten Silbers recycelt.
Die Recycling-Rate bei Schmuck und Silberware ist seit jeher ziemlich hoch, da der Prozess durch den hohen Silberanteil beim Ausgangsmaterial relativ einfach und kostengünstig ist. Aber immer mehr Silber geht z.B. in die Elektronik ein. Laut dem Informationszentrum-Mobilfunk sind in einem Handy rund 0,17 g Silber. Durch die große Anzahl an Handys kommt in Summe eine Menge Silber zusammen, aber das Silber eines einzelnen Handys zu recyceln ist mühsam und teuer.
Außerdem gibt es keinen umfassenden Recycling-Prozess. Elektroschrott wird meist nicht dem Recycling zugeführt.
Zusammendfassend lässt sich feststellen, dass vermehrt Silber aus Recycling gewonnen werden wird, aber riesige Mengen werden in der näheren Zukunft wohl nicht hinzukommen.

Fazit

Fakt ist, dass eine stark steigende Nachfrage beim Silber vor allem aus dem Bereich der Elektronik inklusive Photovoltaik auf ein stagnierendes Angebot trifft.
Sollte sich die Festkörperbatterie in der aktuellen Form durchsetzen, würde die Versorgungslücke extrem werden.
Fundamental spricht alles für steigende Silberpreise. Zu beachten ist, dass keine Aussage getroffen werden kann, wie sich der Silberpreis in den nächsten drei Monaten entwickelt. Er kann 20% steigen oder auch 20% fallen. Fundamentaldaten können keine kurzfristigen Entwicklungen vorhersagen (sofern kein Bruch in den Daten erkennbar ist). Aber mit der Kenntnis von heute und unter der Voraussetzung, dass die Prognosen nicht komplett für die Tonne sind, sollte der Silberpreis in den nächsten Jahren deutlich zulegen.

In welcher Form wir als Anleger von dieser Entwicklung profitieren könnten, wollen wir im nächsten Beitrag behandeln.

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