In diesem Teil werden nun beide Komponenten der Protective-Put-Strategie zusammengeführt: die Aktien und die Put-Optionsscheine.
Zur Erläuterung wollen wir ein praktisches Beispiel verwenden. Ausgangspunkt des Beispiels ist der Besitz von 150 Aktien der BASF SE (WKN: BASF11) zum 06.08.2014. Gegen 17 Uhr beträgt der Kurs 75,17 €, was einem Gesamtwert von 11.275,50 € entspricht.
Da u.a. aufgrund der angespannten politischen Lage in der Ukraine die Kurse im Fallen sind, wir andererseits aber an langfristigen Erfolg des Unternehmens glauben, wollen wir die Anlage durch Put-Optionsscheine absichern.
Dazu spielen wir vier Szenarien durch. Bei den ersten beiden gehen wir von einer Absicherung über ca. 3 Monate aus. Bei Szenario 3 und 4 wollen wir die Aktien über einen Zeitraum von gut einem Jahr absichern.
Nachfolgend die vier dazugehörigen Optionsscheine:
Szenario | Basispreis | Laufzeit | Bezugsverhältnis | Kaufkurs |
1 | 75,00 € | 14.11.2014 | 0,1 | 0,33 € |
2 | 70,00 € | 14.11.2014 | 0,1 | 0,15 € |
3 | 75,00 € | 15.09.2015 | 0,1 | 0,81 € |
4 | 70,00 € | 15.09.2015 | 0,1 | 0,56 € |
Zuerst müssen wir die Anzahl der zur Absicherung benötigten Optionsscheine ermitteln.
Ein Bezugsverhältnis von 0,1 bedeutet, dass 10 Optionsscheine gekauft werden müssen, um den kompletten Basiswert abzubilden, wie im ersten Teil der Protective-Put-Strategie wurde beschrieben wurde.
Um 150 Aktien abzusichern müssen wir also 150 : 0,1 = 1500 Optionsscheine erwerben.
Szenario 1
Wir sichern die Anlage zu einem Basispreis von 75 € ab. Für 1500 Optionsscheine zu 0,33 € kostet die Absicherung 495 €. Am Ende der Laufzeit (14.11.2014) verfallen der Schein wertlos, falls der Kurs der Aktie bei 75 € oder darüber liegt. Diese Range wird auch als “aus dem Geld” bezeichnet.
Ist der Schein “im Geld”, d.h. unter 75 € berechnet sich der Wert aus der Differenz zum Basispreis multipliziert mit dem Bezugsverhältnis. Beispielsweise wäre der Kurswert des Optionsscheins bei 0,3 €, falls der Aktienkurs bei 72 € wäre (75 € – 72 € * 0,1).
Wie sich der Wert unserer Anlage bei unterschiedlichen Aktienkursen am Ende der Laufzeit entwickeln würde, ist in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt.
Kurs | Wert der Aktien | Kosten der Optionsscheine | Wert der Optionsscheine | Gesamtwert |
85,00 € | 12.750,00 € | 495,00 € | 0,00 € | 12.255,00 € |
80,00 € | 12.000,00 € | 495,00 € | 0,00 € | 11.505,00 € |
75,00 € | 11.250,00 € | 495,00 € | 0,00 € | 10.755,00 € |
70,00 € | 10.500,00 € | 495,00 € | 750,00 € | 10.755,00 € |
65,00 € | 9.750,00 € | 495,00 € | 1.500,00 € | 10.755,00 € |
Ist der Aktienkurs am oder über dem Basispreis, so ist unser Gesamtwert immer um den Betrag der Kaufkosten für die Optionsscheine kleiner als der Wert der Aktien. Im Gegenzug kann der Gesamtwert nie unter 10.755 € fallen, unabhängig wie tief der Aktienkurs fällt. Dies lässt sich grafisch gut erkennen:
Szenario 2
Nun sichern die Anlage zu einem Basispreis von 70 € ab. Der Kaufpreis der Optionsscheine beträgt 225 € (1500 * 0,15 €).Alle anderen Werte bleiben gleich.
Kurs | Wert der Aktien | Kosten der Optionsscheine | Wert der Optionsscheine | Gesamtwert |
85,00 € | 12.750,00 € | 225,00 € | 0,00 € | 12.525,00 € |
80,00 € | 12.000,00 € | 225,00 € | 0,00 € | 11.775,00 € |
75,00 € | 11.250,00 € | 225,00 € | 0,00 € | 11.025,00 € |
70,00 € | 10.500,00 € | 225,00 € | 0,00 € | 10.275,00 € |
65,00 € | 9.750,00 € | 225,00 € | 750,00 € | 10.275,00 € |
Es ist zu erkennen, dass bei einer positiven Entwicklung des Aktienkurses der Gesamtwert höher liegt als bei Szenario 1, da die Kosten für die Optionsscheine geringer sind.
Im Gegenzug ist der Mindestwert unserer Anlage bei sinkenden Aktienkursen geringer als im oberen Beispiel (10.275 € gegenüber 10.775 €).
Das Ganze hier nochmals grafisch aufbearbeitet:
Szenario 3
Nun sichern wir unser Investment wie in Szenario 1 ab, allerdings mit einer Laufzeit von etwas mehr als einem Jahr. Die Kosten der Absicherung belaufen sich auf 1215 € (1500 * 0,81 €).
Kurs | Wert der Aktien | Kosten der Optionsscheine | Wert der Optionsscheine | Gesamtwert |
85,00 € | 12.750,00 € | 1.215,00 € | 0,00 € | 11.535,00 € |
80,00 € | 12.000,00 € | 1.215,00 € | 0,00 € | 10.785,00 € |
75,00 € | 11.250,00 € | 1.215,00 € | 0,00 € | 10.035,00 € |
70,00 € | 10.500,00 € | 1.215,00 € | 750,00 € | 10.035,00 € |
65,00 € | 9.750,00 € | 1.215,00 € | 1.500,00 € | 10.035,00 € |
Durch den längeren Zeitraum der Absicherung werden die Kosten für den Erwerb der Optionsscheine deutlich nach oben gedrückt. Entsprechend sinkt der Gesamtwert unseres Depots.
Szenario 4
In diesem Planspiel ist die Laufzeit wie im vorhergegangenem Beispiel, der Basiswert wird jedoch von 75 € auf 70 € abgesenkt. Somit belaufen sich die Kosten für die Optionsscheine auf 840 €.
Kurs | Wert der Aktien | Kosten der Optionsscheine | Wert der Optionsscheine | Gesamtwert |
85,00 € | 12.750,00 € | 840,00 € | 0,00 € | 11.910,00 € |
80,00 € | 12.000,00 € | 840,00 € | 0,00 € | 11.160,00 € |
75,00 € | 11.250,00 € | 840,00 € | 0,00 € | 10.410,00 € |
70,00 € | 10.500,00 € | 840,00 € | 0,00 € | 9.660,00 € |
65,00 € | 9.750,00 € | 840,00 € | 750,00 € | 9.660,00 € |
Wer sich die beiden ersten Szenarien genau betrachtet hat, den wird das Ergebnis nicht wirklich überraschen. Bei einer positiven Aktienentwicklung liegt der Gesamtwert im Vergleich zum Beispiel 3 höher, da die Kosten geringer sind. Dagegen ist der Wert bei negativer Aktienperformance geringer.
Werfen wir noch einen Blick auf die prozentualen Kosten der Absicherung:
Szenario | Wert der Aktien zu Beginn der Absicherung | Anschaffungswert Optionsscheine | Prozentuale Mehrkosten mit Absicherung |
1 | 11.275,50 € | 495,00 € | 4,39% |
2 | 11.275,50 € | 225,00 € | 2,00% |
3 | 11.275,50 € | 1.215,00 € | 10,78% |
4 | 11.275,50 € | 840,00 € | 7,45% |
Wie zu erwarten steigen die Kosten der Absicherung mit zunehmender Dauer (= Laufzeit der Optionsscheine) und mit der Höhe des Basispreises (je höher der Basispreis, desto früher greift der Schutz).
Allerdings muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass sich die Kosten für ein Optionsschein aus mehreren Parametern berechnet. Ein hoch gewichteter Parameter ist die Volatilität, d.h. wie stark der Preis innerhalb eines Zeitraumes schwankt.
Beispiel:
Eine Aktie die bei 60, € gehandelt wird, und im Zeitraum der letzten 12 Monate zwischen 58 € und 62 € notierte, hat eine sehr geringe Volatilität. Die Wahrscheinlichket, dass diese Aktie in naher Zukunft auf 70 € steigt oder auf 50 € fällt ist sehr gering.
Dagegen ist eine andere Aktie, die ebenfalls bei 60 € liegt, aber innerhalb eines Jahres zwischen 40 € und 80 € schwankte, sehr volatil. Hier besteht eine gute Chance Kursziele von 70 € oder 50 € zu erreichen.
Neben der unterschiedlichen Volatilität verschiedener Aktien ist noch ein weiterer Effekt auszumachen:
Fallen die Kurse, so steigen üblicherweise die Volatilitäten und die Optionsscheine werden teuerer. Dies macht sich auch bei unserer obigen Auswahl bemerkbar. So war der DAX innerhalb weniger Wochen von über 10.000 auf ca. 9.200 Punkten gefallen.und unsere BASF-Aktie von ca. 87 € auf 75 €.
Entsprechend stiegen die Volatilitäten und die Preise für unsere Optionsschein. So hätten wir beispielsweise den Put-Optionsschein aus Szenario 3 Mitte Juli noch im Bereich zwischen 0,40 und 0,50 € ewerben können, also fast um die Hälfte günstiger.
Falls Sie die Protective-Put-Strategie einsetzen wollen, müssen Sie noch beachten, dass Sie für den Kauf von Optionsscheinen (und einer Vielzahl weiterer Derivate) bei ihrem Broker eine Termingeschäftsfähigkeit beantragen müssen.
2 Pings
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[…] wurde bereits zu einem früheren Zeitpunkt als “Protective Put- Strategie Teil 1″ und “Protective Put- Strategie Teil 2″ vorgestellt. Die Strategie wirkt wie eine Versicherung gegen fallende Kurse. Da die Absicherung […]