Der Großteil der virtuellen Depots ist nun seit einem Jahr aufgelegt: Zeit, ein Zwischenfazit zu ziehen.
Insgesamt wurden 2014 die stattliche Anzahl von 21 Depots geführt. Davon konnten 13 Depots besser als der DAX abschneiden, was einer Quote von knapp 62% entspricht.
Wie bereits beim letzten Depotcheck im September erwähnt, schaffen dies laut einem Artikel des Manager Magazin Online nur 20% der Fondsmanager (allerdings über einen Zeitraum von 10 Jahren).
Das Sparplan-Depot wird im Vergleich nicht mit aufgeführt, da dessen Charakter mit monatlichen Sparraten auf einer komplett unterschiedlichen Basis aufgebaut ist.
Mit Jahresbeginn 2015 werden noch einige weitere Strategien mittels virtueller Depots veranschaulicht werden. Mehr dazu erfahren Sie bei den nächsten Aktualisierungen der Rangliste.
Bevor wir fortfahren möchte ich die aktuelle Rangliste nochmals vorstellen:
Platz | Vor- woche | Strategie | Start am: | akt. Datum: | aktueller Wert | Gewinn/ Verlust |
1 | 3 | Otto Normalverdiener Depot | 02.01.14 | 30.12.14 | 22.028,61 € | 10,14% |
2 | 2 | Low-2 | 02.01.14 | 30.12.14 | 21.984,58 € | 9,92% |
3 | 1 | Low-1 | 02.01.14 | 30.12.14 | 21.950,85 € | 9,75% |
4 | 4 | Relative Stärke „Sell in Summer“ | 21.02.14 | 30.12.14 | 21.649,70 € | 8,25% |
5 | 5 | Trendfolge | 28.02.14 | 30.12.14 | 21.566,49 € | 7,83% |
6 | 7 | Sell in Summer | 02.01.14 | 30.12.14 | 21.156,00 € | 5,78% |
7 | 6 | Unemotional Value Four Plus | 02.01.14 | 30.12.14 | 20.986,57 € | 4,93% |
8 | 8 | Dogs of the Dow | 02.01.14 | 30.12.14 | 20.726,71 € | 3,63% |
9 | 10 | Low-Risk-Index | 06.01.14 | 30.12.14 | 20.725,26 € | 3,63% |
10 | 11 | Kombinierte Methode | 02.01.14 | 30.12.14 | 20.711,03 € | 3,56% |
11 | 9 | Unemotional Value Four | 02.01.14 | 30.12.14 | 20.498,49 € | 2,49% |
12 | 13 | Low Five | 02.01.14 | 30.12.14 | 20.440,93 € | 2,20% |
13 | 12 | Foolish Four | 02.01.14 | 30.12.14 | 20.433,62 € | 2,17% |
14 | 14 | DAX | 02.01.14 | 30.12.14 | 9805,55 | 2,16% |
15 | 15 | Kombination | 28.02.14 | 30.12.14 | 20.414,02 € | 2,07% |
16 | 16 | Schwergewicht | 02.01.14 | 30.12.14 | 20.247,67 € | 1,24% |
17 | 17 | Low-Risk-5 | 06.01.14 | 30.12.14 | 20.245,44 € | 1,23% |
18 | 18 | Relative Stärke nach Levy | 21.02.14 | 30.12.14 | 20.006,58 € | 0,03% |
19 | 19 | 200-Tage-Linie Strategie | 02.01.14 | 30.12.14 | 19.785,46 € | -1,07% |
20 | 20 | Modifizierte Trendfolge | 28.02.14 | 30.12.14 | 19.262,05 € | -3,69% |
21 | 21 | Umkehr | 28.02.14 | 30.12.14 | 18.803,66 € | -5,98% |
22 | 22 | 200-Tage-Linie Strategie mit Short | 02.01.14 | 30.12.14 | 18.036,85 € | -9,82% |
Obwohl der Zeitraum von einem Jahr bei weitem nicht ausreicht, um die Performance einer Strategie genau beurteilen zu können, ist dennoch erwähnenswert, dass alle 7 Dividendenstrategien besser als der DAX abgeschnitten haben.
Ganz vorne auf Position 2 und 3 tauchen die Low-2 und die Low-1-Dividendenstrategien auf. Trotz des guten Abschneidens haben diese beiden Strategien aufgrund der geringen Diversifizierung auch die größte Schwankungsbreite, so dass sie nur als Depotbeimischung geeignet sind.
Spitzenreiter nach dem ersten Jahr ist das Otto-Normalverdiener-Depot. Die in dem Buch “Aktien – Vermögen für Otto Normalverdiener” vorgestellte Strategie vereint mehrere Methoden miteinander. Es wird sowohl auf Dividenden (Dividendenstrategie) als auch auf fundamentale Kennzahlen (Value) geachtet. Zusätzlich gehen Elemente der Portfolio-Theorie und eine Prise Trendfolge mit ein. Bisher ist die Strategie aufgegangen.
Weiterhin sind im vorderen Drittel die Relative-Stärke-Strategie “Sell-in-Summer”, die Trendfolgestrategie und die “Sell-in-Summer”-Strategie zu finden. Auffällig ist die Tatsache, dass die Relative-Stärke-Strategie “Sell-in-Summer” so viel besser abschneidet als die Relative-Stärke-Strategie nach Levy. Erste Analysen deuten darauf hin, dass es vorteilhaft ist, die Kandidaten zweimal im Jahr zu ermitteln. Denn sobald eine Aktie ihr Momentum verliert, dauert es sehr lange, bis ein Verkaufskriterium erzeugt wird.
Dabei war gerade die Relative-Stärke-Strategie nach Levy das beste Beispiel dafür, eine Strategie nicht zu früh abzuschreiben. Im August war die Strategie noch mit -17% abgeschlagen an letzter Stelle. Zum Jahresende sind die Vorzeichen inzwischen positiv.
Im Mittelfeld – aber noch vor dem DAX – rangieren die Low-Risk-Index und die “Kombinierte Methode” -Strategie. Beide Strategien sollten von der Ausrichtung her ihre Stärke in negativen Marktphasen haben. Hier heißt es weiter beobachten.
Den gleichen Ansatz verfolgt die Low-Risk-5-Strategie, die jedoch deutlich schlechter abschneidet. Die Ursache ist in erster Linie in der häufigen Depotumschichtung zu sehen. So beliefen sich die Transaktionskosten im ersten Jahr auf über 700 €, das sind rund 3,5% vom Startwert und ist somit für einen Privatanleger als direkte Umsetzung zu teuer.
Knapp schlechter als der DAX schnitten die Schwergewichts- und die Kombinationsstrategie ab. Das liegt durchaus im Rahmen der Erwartungen aus vergangenen Performance-Untersuchungen.
Unter diesem Gesichtspunkt ist aus das schlechte Abschneiden (vorletzter Platz) der Umkehrstrategie nicht überraschen. Meist benötigt eine Verliereraktie mehr als ein Jahr, um den Turnaround zu schaffen.
Das negative Abschneiden der 200-Tage-Linien-Strategie wurde durch das späte Kaufsignal verursacht. Auch bei diesem Depot ist der Zeitraum für eine sinnvolle Beurteilung noch zu früh.
Das Schlußlicht bildet das 200-Tage-Linien Depot mit Short-Variante, d.h. bei einem Verkaufssignal werden Short-ETFs gekauft, deren Wert sich umgekehrt zum DAX entwickelt. Für diese Variante ist ein Sägezahnmarkt, wie er in 2014 zu beobachten war, tödlich.
Bleibt noch die modifizierte Trendfolgestrategie, die mit Platz 20 enttäuschte. Es hat sich herausgestellt, dass diese Strategie nicht ausgegoren war. Wie bereits erwähnt, wird das Depot nicht mehr weitergeführt.
Stattdessen werden 2015 einige andere Depots aufgenommen, die Richtung Value-Strategien gehen. Auch ein reinrassiges Value-Depot soll erstellt werden, das aber erst nach und nach zusammengestellt werden kann, da es einige Zeit und einigen Aufwand in Anspruch nimmt, mittels des Discounted-CashFlow-Verfahrens Aktien zu finden, die deutlich unter ihrem inneren Wert notieren.
Ich hoffe, dass sie dabeibleiben.
7 Kommentare
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Guten Tag Herr Maier,
durch den wirren Dschungel der Anbieter bin ich auf Ihren tollen Blog gestossen. Wirklich spitze!
Ich hab 2 Fragen:
1. Welche 3 Trader Portale können Sie empfehlen? Es gibt zu viele.
2. Wegen der Risikostreuung und auch Chancen, werden Sie andere Indizes auch noch abbilden?
Beste Grüße aus Hamburg
Alexander Amin
Autor
Hallo Herr Amin,
vorab vielen Dank für die Blumen.
Ich gehe davon aus, dass Sie mit Trader Portalen Börsen-/Finanzportale meinen.
Meine bevorzugten Portale sind Onvista.de und Ariva.de, aber in erster Linie aus Gewohnheit.
Je nach dem, welche Daten ich suche, verwende ich auch Boerse.de, Finanzen.net und
Yahoo Finance Deutschland (bietet viele Downloadmöglichkeiten, ist aber etwas schwierig
zu verwenden, da keine WPKN-, bzw. ISIN-Eingaben möglich sind).
Zur Abbildung anderer Indizes:
Der Hauptgrund für die Erstellung der virtuellen Depots besteht darin, die Strategien
mittels praktischer Beispiele zu veranschaulichen. Natürlich kann ich beispielsweise ein
Depot der “Dogs of the Dow”-Strategie auf Grundlage des EURO-STOXX-50 veröffentlichen,
aber die Vorgehensweise wäre identisch wie diejenige mit dem DAX als Grundlage.
Viele der Strategien machen auch nur im Zusammenhang mit Large Cap-Indizes Sinn.
Zur Zeit verlaufen viele der großen europäischen Indizes im Gleichlauf, so dass
diese eine hohe Korrelation zum DAX aufweisen:
Meiner persönlichen Meinung nach ist es sinnvoller zwecks Diversifizierung zusätzlich
Small Caps-ETFs oder ETFs anderer Regionen mit in das Depot aufzunehmen.
Aber falls Sie einen besonderen Wunsch für eine Neuaufnahme in das Depot haben, werde
ich dem gerne nachkommen.
Hallo Herr Mair,
Danke für die schnelle und ausführliche Antwort.
Ich bin über die tollen You-tube Vídeos von Horst Lüning auf die Dividendenstrategie aufmerksam geworden. Bisher hatte ich keine Zeit mich ausführlich mit Aktien als Anlageform zu beschäftigen, sondern habe es Leute anvertraut, wo ich dachte, Sie hätten Ahnung.
Na ja Sie können sich vorstellen, wohin es geführt hat. “Gehen Sie bitte zurück auf Los!” 😉 Egal
Trotz allem halte Aktien für die beste langfristige Wertanlage. Ich gucke mir die beiden Portale an und komme noch einmal auf Sie zu, wenn ich darf?
Sie haben vollkommen Recht mit der Streuung, würde ich aber in einem zweiten Depot anlegen. Allerdings würde ich auch nicht mehr Europa wählen. Ich kenne mich ein wenig die französische, spanische und italienische Wirtschaft, die würde ich rauslassen.
Ich würde nur angelsächsiche, geprägte Indizes benutzen, d.h. USA, UK, Canada und damit man den Hypermarkt Asien mitnimmt, Singapur und Hongkong, Neuseeland und Australien. Aber nur Large Cap, wie Sie schon sagten und in Einzeldepots!
Mit Einzeldepots haben Sie auch nicht das Problem mit den Wechselkursen, da Sie ja langfristig anlegen möchten, oder?
Wie gesagt , ich habe mich noch nicht mit den Gebühren beschäftigt, vielleicht wird es dadurch unrentabel.
Bei allen würde ich darauf achten, dass keine Banken/Versicherungen dabei sind und nur einer aus einer Branche? Was meinen Sie?
Ach so eine ganz wichtige Frage: Müsste man nicht das Depot nach der Bekanntgabe aller Dividenden im April bis Juni umschichten, also nicht zum 31.12.?
Ihnen einen schönen Tag und nochmals vielen Dank für die Infos.
Es grüßt aus Hamburg
Alexander Amin
Hallo Herr Amin,
auch ich kenne die Schattenseiten der Anlage. Nachdem sich bis ins Jahr 2000 mein Depot sehr gut entwickelte hatte, ging es danach weitaus schneller bergab. Und das obwohl Analysen ergeben hatten, dass die Aktien in meinem Depot weit über dem inneren Wert notierten. Aber überall war zu hören, dass frühere Regeln nicht mehr gelten. Ein teuerer Irrtum!
Danach wollte ich so schnell wie möglich die Verluste wieder aufholen – Stichwort Gier. Das war der zweite Fehler.
Nun hielt ich mich für einige Jahre vom Aktienmarkt fern, ohne aber das Interesse vollkommen zu verlieren.
Schließlich kam ich zu Aktienstrategien, mit denen man gezwungen ist, nach festen Regeln zu handeln, ohne sich von Gefühlen leiten zu lassen.
Nicht jede Strategie ist gleich gut, aber besser eine mittelmäßige Strategie als gar keine.
Zum Thema Streuung: Prinzipiell finde ich Ihre Auswahl zur Streuung gut. Fraglich ist die Umsetzung mit Einzelaktien aus zwei Gründen:
1.) Bei Einzelaktien (auch wenn nur Large Caps im Depot sind) sollte man sich mit den Unternehmen beschäftigen. Deshalb sollten Sie sich die Frage stellen, ob Sie bereit sind, regelmäßig Zeit dafür zu verwenden.
2.) Sie haben das Thema Gebühren schon angesprochen. Als Faustregel gilt, dass man pro Investment nicht unter 2.000 € einsetzen sollte, um Transaktionskosten etc. im Rahmen zu halten. So wie ich Sie verstanden habe, wollen Sie einige Titel aus den jeweiligen Regionen erwerben. D.h. bei beispielsweise 15 Titeln muss von mindestens 30.000 € ausgegangen werden.
Eine gute und günstige Alternative sind ETFs und Indexzertifikate (darauf wird ansatzweise im nächsten Artikel eingegangen. Damit lässt sich ein kompletter Index wie z.B. der Dow Jones, der S&P500, der NASDAQ u.v.m. zu günstigen Preisen erwerben.
Dadurch können Sie sich in vielen Regionen engagieren und sind zudem breit diversifiziert.
Ob Bankaktien ihre Tiefs gesehen haben oder noch weiter fallen, kann ich ohne Glaskugel nicht beurteilen. Bei einem Depot mit mehreren Titeln darf meiner Meinung nach auch gerne eine Bankaktie dabei sei. Die Aufteilung in verschiedene Branche ist sehr sinnvoll.
Zur Dividendenstrategie:
Sie haben recht, dass am 31.12. noch nicht die tatsächlichen Dividenden für das Folgejahr bekannt sind. Hier wird mit Dividendenschätzungen gearbeitet, die in den Börsenportalen aufgeführt sind. Die Schätzungen können voneinander abweichen. Beim DAX sind die Schätzungen – sofern keine besondern Ereignisse eintreten – meist ziemlich genau. Bei kleineren Werten ist der Unsicherheitsfaktor größer. Aber die Börse handelt meist mit der Zukunft.
Selbstverständlich können Sie als Umschichtungszeitpunkt jeden beliebigen Termin nehmen, er sollte nur jedes Jahr im gleichen Zeitraum sein.
Für mich persönlich ist das Jahresende ein sehr guter Zeitpunkt, da ich Dank Weihnachtsurlaub Zeit für die Überprüfungen habe.
Bei weiteren Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Hallo Herr Maier,
bei wichtigen Entscheidungen nehme ich immer gerne das Buch von Rolf Dobelli “Die Kunst des klaren Denkens” in die Hand.
Haben Sie vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort, Sie hat mich abgehalten einen Denkfehler zu begehen. Ich konzentriere mich auf den DAX im ersten Schritt.
Mein Einstieg sollte eigentlich im Sept 2014 stattgefunden haben. Sie können sich vorstellen, dass ich ungern in mein Musterdepot gucke. Jetzt muss wohl warten bis die Blase wieder platzt, um dann zu starten. Auf der anderen Seite habe dadurch Ihre tolle Seite kennengelernt und kann meine Strategie schärfen.
Ich hoffe, Sie können mir helfen. Ich suche Listen von Unternehmen geordnet nach Dividendeausschüttung in €, hoher Cash-flow ratio in %, hoher Eigenkapitalquote in % und einem hohen Free Cash flow in €?
Wie komme ich an diese Daten oder wo und wie kann ich Sie runterladen?
Hintergrund warum ich die Dividende und Free Cash flow in € sehen möchte, ist, dass eine Verhältniszahl eben wenig aussagekräftig ist, wenn Zähler oder Nenner volatil sind und nur stichtagsbezogen.
Ihnen eine schönes Wochenende
Es grüßt
Alexander Amin
Autor
Ich werde einmal schauen, ob die Daten bei den Quellen, die ich verwende, verfügbar sind. Ich werde mich in Kürze melden.
Sehr geehrter herr maier,
Fuer ihren tollen service herzlichen dank. Ich habe dazu noch einige fragen.
Darf ich hierzu auf ihre hilfe hoffen?