Buchrezension “Reich mit Rohstoffen”


In einer Welt, die zunehmend von der Notwendigkeit geprägt ist, nachhaltige und innovative Lösungen für wirtschaftliche Herausforderungen zu finden, bietet das Buch “Reich mit Rohstoffen” von Andre Doerk und Miriam Kraus einen faszinierenden Einblick in die Welt der Rohstoffe und deren Potenzial für Wohlstand und Entwicklung. Die Autoren, die beide über umfangreiche Erfahrungen in der Rohstoffbranche verfügen, kombinieren fundierte Analysen mit praktischen Ratschlägen, um Lesern zu helfen, die Chancen und Risiken im Rohstoffsektor besser zu verstehen. Das Buch richtet sich sowohl an Anfänger als auch an fortgeschrittene Anleger.

Der Inhalt

Das Buch ist klar strukturiert und gliedert sich in mehrere Kapitel, die jeweils unterschiedliche Aspekte des Rohstoffmarktes beleuchten. Die Autoren beginnen mit einer Einführung in die Grundlagen der Rohstoffwirtschaft, gefolgt von einer detaillierten Analyse der verschiedenen Rohstoffarten, einschließlich Metallen, Energieträgern und Agrarprodukten. Jedes Kapitel ist reich an Daten und Statistiken, die die Argumente der Autoren untermauern und dem Leser ein umfassendes Bild der globalen Rohstoffmärkte vermitteln.

Ein besonders hervorzuhebendes Kapitel ist das über die geopolitischen Aspekte des Rohstoffhandels. Doerk und Kraus erläutern, wie politische Entscheidungen und internationale Beziehungen die Verfügbarkeit und den Preis von Rohstoffen beeinflussen können. Diese Perspektive ist besonders wertvoll für Investoren und Unternehmer, die in diesem Bereich tätig sind, da sie die Komplexität der Märkte und die Notwendigkeit eines strategischen Denkens verdeutlicht.

Ratschläge und Strategien

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Buches sind die praktischen Ratschläge, die die Autoren geben. Sie bieten Strategien für Investoren, die in Rohstoffe investieren möchten, und erläutern, wie man Risiken minimieren und Chancen maximieren kann. Die Autoren betonen die Bedeutung von Diversifikation und einer fundierten Marktanalyse, um erfolgreich im Rohstoffsektor zu agieren. Diese Tipps sind nicht nur für erfahrene Investoren von Nutzen, sondern auch für Einsteiger, die sich in diesem komplexen Markt zurechtfinden möchten.

Nachhaltigkeit und Zukunftsperpektiven

Ein zentrales Thema des Buches ist die Frage der Nachhaltigkeit. Doerk und Kraus diskutieren die Herausforderungen, die mit der Rohstoffgewinnung und -nutzung verbunden sind, und betonen die Notwendigkeit, umweltfreundliche Praktiken zu fördern. Sie argumentieren, dass die Zukunft der Rohstoffwirtschaft in der Entwicklung nachhaltiger Technologien und der Förderung erneuerbarer Ressourcen liegt. Diese Perspektive ist besonders relevant in Anbetracht der globalen Bemühungen um Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung.

Fazit

Insgesamt ist “Reich mit Rohstoffen” ein äußerst informatives und gut recherchiertes Buch, das sowohl für Investoren als auch für Interessierte an der Rohstoffwirtschaft von großem Wert ist. Andre Doerk und Miriam Kraus schaffen es, die Komplexität des Rohstoffmarktes verständlich zu machen und gleichzeitig wichtige strategische Einblicke zu bieten. Die Diskussion über Nachhaltigkeit und die Zukunftsperspektiven der Branche machen das Buch besonders relevant in der heutigen Zeit.
Was mir persönlich sehr gut gefallen hat, war der klare und prägnante Schreibstil, der das Buch auch für Leser ohne tiefergehende Vorkenntnisse im Bereich der Rohstoffe verständlich macht. Die Verwendung von anschaulichen Beispielen und Fallstudien trägt dazu bei, komplexe Konzepte verständlich zu machen. Zudem sind die Kapitel gut gegliedert, sodass der Leser leicht zwischen den Themen navigieren kann.

Ich kann das Buch guten Gewissens weiterempfehlen, da es mir Einblick in ein Thema gegeben hat, das ich auch künftig in mein Portfolio mit einfließen lassen will. Daneben möchte ich auch den ein oder anderen Artikel zu dem Thema veröffentlichen.

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Nachbildung des Allwetter-Portfolios

In diesem Artikel soll eine Nachbildung des Allwetter-Portfolios von Ray Dalio vorgestellt werden. Das virtuelle Depot soll allerdings nicht wie bei den anderen Strategiedepots wöchentlich aktualisiert und aufgeführt werden, sondern im jährlichen Rhythmus analysiert werden, um zu überprüfen, ob eine attraktive Rendite bei begrenztem Abwärtsrisiko ermöglicht wird.
Die Ergebnisse sollen dann mit dem S&P500, dem MSCI-World, dem DAX und den Allwetter-ETFs von extraETF und justETF verglichen werden.

Es gibt viele Nachbildungen, die den hohen US-Anteil und damit auch das Währungsrisiko reduzieren. Wir wollen uns hier aber soweit möglich auf die Original-Strategie konzentrieren, wie im letzten Artikel vorgestellt.

Auswahlkriterien

Um das Portfolio nachzubilden gibt es pro Komponente nicht nur den einen passenden ETF. Wo die Vorgaben relativ eindeutig definiert sind, wie bei den US-Staatsanleihen, wurde der ETF mit den günstigsten Gesamtkosten (TER) gewählt. Auch bei den anderen Teilkomponenten wurde nach Filterung der passenden Kriterien, die Gesamtkosten als entscheidendes Kriterium eingesetzt. Daneben wurden nur thesaurierende ETFs in Betracht gezogen.
Bei den US-Large Caps wurde der S&P 500, bei den Large Caps aus Europa der STOXX 600 und bei den US-Small Caps der Russell 2000 als Bezug herangezogen.
Bei den Emerging Markets und den Large Caps Asien wurden keine reinen Large Cap-ETFs gefunden. Ab er bei den ausgewählten ETFs dominieren die Aktien mit hoher Marktkapitalisierung die Gewichtung.

Das virtuelle Depot

Name WPKN Kauf-datum Anzahl Kaufkurs Kaufpreis Gewichtung
iShares USD Treasury Bond 20+yr UCITS ETF A12HL9 02.01.25 2557 3,12 € 8.000,96 € 40,00%
Invesco US Treasury Bond 7-10 Year UCITS ETF A2PEPQ 02.01.25 76 39,38 € 3.004,57 € 15,02%
Invesco S&P 500 EUR Hedged UCITS ETF A12DYR 02.01.25 78 45,89 € 3.592,31 € 17,96%
Xtrackers Stoxx Europe 600 UCITS ETF DBX0TR 02.01.25 10 79,03 € 800,09 € 4,00%
Amundi Prime Emerging Markets UCITS ETF A3CM5D 02.01.25 33 17,87 € 599,43 € 3,00%
Xtrackers Russell 2000 UCITS ETF A1XEJT 02.01.25 2 316,90 € 643,43 € 3,22%
Vanguard ESG Devel. Asia Pacific All Cap UCITS ETF A3DJRA 02.01.25 62 6,39 € 405,39 € 2,03%
EUWAX Gold II EWG2LD 02.01.25 17 83,68 € 1.432,98 € 7,16%
iShares Diversified Commodity Swap UCITS ETF A2DK6R 02.01.25 224 6,68 € 1.506,59 € 7,53%
Depotwert: 19.985,76 €
Cash: 14,24 €
Gesamtwert: 20.000,00 €

Lassen Sie uns die künftige Entwicklung des Portfolios beobachten.

Das Allwetter-Portfolio

“Beim Investieren sollte die Rendite, die Du erwartest, davon abhängig sein, ob Du gut essen oder gut schlafen willst.”

J. Kenfield Morley

Ray Dalio entwickelte in den 1990er Jahren die Strategie, die den Anleger sowohl gut schlafen als auch gut essen lassen sollten, indem in allen Marktphasen Renditen erzielt werden sollte.
Die tatsächliche Rendite lässt sich leider nicht genau bestimmen, da die Fondgesellschaft von Ray Dalio keine Zahlen veröffentlicht. Der Autor Tony Robbins errechnete zwischen 1984 und 2013 eine durchschnittliche Jahresrendite von 9,7%.
Allerdings liegt die Rendite in den letzten Jahren deutlich darunter. So hat ExtraETF die Strategie nachgebaut mit einer jährlichen Rendite von 4,5%, bei JustETF sind es sogar nur 3,25%. Damit würde die Methode sich auf das “gut schlafen” begrenzen.
Der Hauptgrund dürfte in der geringeren Rendite von Anleihen in den letzten Jahren im Vergleich zu weiter zurückliegenden Dekaden liegen.

Der ein oder andere Leser mag sich nun fragen, weshalb eine Strategie eingesetzt werden sollte, die nicht die maximale Rendite liefert. Dafür gibt es durchaus Gründe, von denen ich die zwei wichtigsten erläutern möchte:

  1. Wer sich im Ruhestand befindet oder kurz dafür steht, und der sein Kapital dafür benötigt, kann nicht riskieren, dass ein Bärenmarkt die Hälfte seines Kapitals vernichtet. Gleiches gilt für jemanden, der in naher Zukunft das Geld z.B. für den Hausbau einsetzen möchte.
  2. Beim Thema Geld hat oftmals nicht unser logisches Denken, sondern unsere Gefühle die Hoheit. Das kann dazu führen, dass am oder nahe des Tiefstpunkten bei einer Marktkorrektur verkauft wird und dadurch nicht die gewünschte Rendite, sondern Verluste erzielt werden. Diese Gefahr ist realer und größer als viele Anleger sich vorstellen. Hier bietet ein Vorgehen mit geringer Volatilität wie das Allwetter-Portfolio Schutz.

Zusammensetzung des Allwetter-Portfolios

Das Portfolio wird in verschiedenen Variationen in ETFs umgesetzt. Die Original-Aufteilung lautet nach verschiedenen Quellen wie folgt:

  • 40% Langfristige US-Staatsanleihen (Laufzeit: 20-25 Jahre)
  • 15% Mittelfristige US-Staatsanleihen (Laufzeit: 7-10 Jahre)
  • 30% Aktienanteil mit folgender Aufteilung:
    – 18% US-Large Caps
    –  4% Large Caps Europa
    –  3% Aktien Emerging Markets
    –  3% Small Caps USA
    –  2% Large Caps Asien
  • 7,5% Gold
  • 7,5% Rohstoffe

Spätestens nach einem Jahr wird die Zusammensetzung überprüft und gegebenfalls die Gewichtungen angepasst.

Vor- und Nachteile des Allwetter-Portfolios

Gäbe es die perfekte Strategie, so könnten wir alle Nachforschungen zu unterschiedlichen Methoden sofort einstellen. Da dies leider (oder vielleicht auch Gott-sei-Dank) nur eine Illusion ist, müssen wir uns mit den Vor- und Nachteilen befassen.
Beginnen wir mit den Vorteilen:

  • Relativ geringe Volatilität und somit begrenztes Verlustrisiko.
  • Hohe Diversifikation über verschiedene Anlageklassen hinweg.
  • Das Portfolio lässt sich einfach mit ETFs nachbilden und erfordert nur einen geringen Zeitaufwand.

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Hier die Nachteile der Strategie:

  • Schwerpunkt USA
    Die Zusammensetzung ist stark US-lastig, was zu einem Klumpenrisiko führt.
    Außerdem darf das dadurch bedingte Währungsrisiko nicht vernachlässigt werden.
  • Der hohe Anleihenanteil mindert die Rendite, zumal die Renditen der Anleihen nach der Finanzkrise im Sinkflug waren. Experten gehen nicht der Rückkehr zu früheren Zinssätzen in den kommenden Jahren aus.

Virtuelles Allwetter-Depot

Im nächsten Artikel soll ein Depot aus ETFs vorgestellt werden, das die Strategie nachbilden sollen. Allerdings soll das Depot nicht wöchentlich überprüft werden, sondern nur einmal jährlich, um Auf- und Abwärtspotential zu dokumentieren.

Depotcheck Jahresende 2024

Hörte und las man in den letzten Wochen Kommentare von Experten zum Börsenverlauf in 2024, so war eigentlich allen immer klar, dass das abgelaufene Jahr super laufen musste.
Erstaunlicherweise hielt sich der Optimismus am Ende des Jahres 2023 noch sehr bedeckt, so wurden beim DAX von den großen Banken im Mittel bei einem Plus von 2,3% gesehen. Kein Bankhaus prognostizierte auch nur annährend das tatsächlich Plus von 18,9%.

Da fällt es mir auch leichter, meine Vorhersage für 2024 nochmals auf das Tapet zu bringen, die da lautete. “Im ersten Halbjahr werden die Kurse korrigieren und im zweiten Halbjahr werden die Verluste dann wieder aufgeholt.”
Immerhin war korrekt, dass die Kurse im zweiten Halbjahr gestiegen sind, aber nicht von einer tiefen Basis, sondern von bereits hohen Zuwächsen im ersten Halbjahr aus. In Übereinstimmung meiner Abweichung mit den Prognosen der Profis, warte ich täglich auf ein lukratives Jobangebot.

Liebe Leserinnen und Leser, letzters war selbstverständlich ein Scherz. Niemand, ich wiederhole wirklich niemand ist in der Lage eine genaue Prognose für ein Jahr abzugeben. Dafür ist die Summe der neuen Informationen, die ständig auf uns einprasseln einfach zu groß.
Ja dennoch ist die Einschätzung des zukünftigen Verlaufs wichtig, denn:

  • Wir befassen uns mit dem Thema und erkennen Chancen und Risiken.
  • Wir sind in der Lage auf Abweichungen von unserer These zu reagieren.

Auch wer nur mit Sparplänen investiert, oder wer noch viele Handelsjahre vor sich hat und langfristig investiert, muss sich um schwierige Börsenphasen nicht kümmern. Ich habe im Depot großteils Aktien, die ich als Langfristinvestment betrachte, und die ich in keiner Marktphase veräußern würde, solange sich die fundamentalen Grundlagen des Unternehmens nicht ändern. In geringerem Maße habe ich taktische Investments. Hier muss ich auf Änderungen der Investmentthese achten und entsprechend reagieren.

Bevor wir zur Auswertung kommen noch eine Anmerkung zu der positiven Performance: Diese Aussage gilt nur für die größeren Indizes wie S&P500, Dow Jones, NASDAQ, DAX und Co. Das Nebenwertesegment lief bei weitem nicht so gut. MDAX und SDAX beispielsweise weisen eine leicht negative Performance für das Jahr 2024 aus.

Mit der Ergänzung des Tiny Titans Depot wurden heuer 27 Depots geführt, wobei das Sparplan-Depot aufgrund des speziellen Charakters mit monatlichen Spareinlagen – wie in der Vergangenheit gehandhabt – beim Vergleich außen vor bleibt.

Von den verbliebenen 26 Depots haben 5 Depots besser als der DAX abgeschnitten. Das entspricht einer Quote von 20,0 Prozent, was deutlich unter dem Gesamtschnitt von 41,9 Prozent liegt. Dabei haben 17 der 26 Depots eine positive Performance erzielt.

Beginnen wollen wir wie üblich mit der Rangliste des Jahres 2024. Die farbliche Unterscheidung soll helfen, Strategien mit ähnlicher Performance optisch anzuzeigen.

Platz Vorjahr Strategie Start am: akt. Datum: aktueller Wert Gewinn/ Verlust
1 15 Kombination 28.02.14 30.12.24 34.147,50 € 84,67%
2 10 Umkehr 28.02.14 30.12.24 31.366,60 € 66,23%
3 16 Trendfolge 28.02.14 30.12.24 68.721,19 € 54,10%
4 23 Modifizierte Relative Stärke 04.01.16 30.12.24 54.402,33 € 32,93%
5 6 Schwergewicht 02.01.14 30.12.24 43.157,11 € 29,74%
6 12 DAX 02.01.14 30.12.24 19909,14 18,85%
7 22 Relative Stärke nach Levy 21.02.14 30.12.24 50.379,31 € 18,41%
8 17 200-Tage-Linie Strategie 02.01.14 30.12.24 29.549,78 € 18,08%
9 21 200-Tage-Linie Strategie mit Short 02.01.14 30.12.24 15.831,28 € 18,05%
10 25 Kombinierte Methode 02.01.14 30.12.24 27.280,68 € 16,84%
11 13 Low-Risk-Index 06.01.14 30.12.24 26.082,95 € 13,00%
12 24 Gebert-Börsenindiktor 02.01.20 30.12.24 20.358,05 € 12,48%
13 4 Sell in Summer 02.01.14 30.12.24 49.761,24 € 11,13%
14 20 Relative Stärke „Sell in Summer“ 21.02.14 30.12.24 47.416,91 € 10,05%
15 14 Otto Normalverdiener Depot 02.01.14 30.12.24 34.926,56 € 7,42%
16 Tiny Titans 02.01.24 30.12.24 20.224,93 € 1,12%
17 7 Value Depot KBV 02.01.15 30.12.24 36.357,45 € 1,01%
18 18 Value Depot „Einfacher,innerer Wert“ 02.01.15 30.12.24 15.013,98 € 0,82%
19 19 Small Caps Value Growth 02.01.17 30.12.24 43.018,75 € -5,30%
20 11 Dogs of the Dow 02.01.14 30.12.24 33.690,07 € -7,06%
21 26 Value Depot „Feste Kriterien“ 02.01.15 30.12.24 15.959,84 € -10,64%
22 3 Unemotional Value Four Plus 02.01.14 30.12.24 41.605,64 € -11,48%
23 5 Unemotional Value Four 02.01.14 30.12.24 35.547,60 € -12,71%
24 8 Low Five 02.01.14 30.12.24 36.239,36 € -13,07%
25 9 Foolish Four 02.01.14 30.12.24 24.545,73 € -15,88%
26 1 Low-2 02.01.14 30.12.24 36.440,43 € -22,69%
27 2 Low-1 02.01.14 30.12.24 10.055,62 € -42,75%

Die drei Top-Performer in 2024 zählen alle zu den Trendfolgestrategien. So verteuerte sich die Kombinationsstrategie mit den drei besten und den drei schwächsten Aktien des Vorjahres um stolze 84,7%. Mit Siemens Energy (+317,1%), Rheinmetall (+113,2%) und Adidas (84,7%) waren gleich drei Gewinneraktien im Depot vertreten. Lediglich Bayer (-42,8%) enttäuschte.
Die mehr als Vervierfachung von Siemens Energy verhalf auch der Umkehrstrategie trotz Schwächen bei Zalando (-54,8%) und Bayer zu einem Kursplus von 66,2%.
Dieser Vervierfacher fehlte dem Trendfolgedepot, so dass sich das Plus nur auf 54,1% belief, obwohl alle Einzeltitel zulegen konnte. Neben Rheinmetall gefiel hier SAP (+70,0%).

Trotz schwachem Start zu Jahresbeginn konnten sich die Relative-Stärke Depots auf den Plätzen 4, 7 und 14 etablieren. Da 2024 die Sommermonate (August und September) entgegen dem langfristigen Trend sehr positiv verliefen, fällt das Relative-Stärke Depot “Sell-in-Summer” diesmal etwas ab.

Mit Rang 5 konnte sich auch das Schwergewichtsdepot (+29,7%) vor dem DAX platzieren.

Die Plätze 8 bis 12 nehmen Depots ein, die mit DAX-Zertifikaten, bzw. DAX-ETFs bestückt sind. Am Besten schnitten die beiden 200-Tage-Linien Strategien ab, die durchgehend Long investiert waren. Je nach Dauer der Abwesenheit vom Markt hinken die anderen Depots leicht hinterher.

Im Niemandsland (Platz 15 / +7,4%) rangiert das Otto Normalverdiener Depot, gefolgt vom Tiny Titans Depot, das das erste Jahr mit Rang 16 und einem Miniplus von 1,1% beendet. Aber ehrenhalber muss erwähnt werden, dass es auch nicht das Jahr der Nebenwerte war. Insofern ist das Resultat durchaus akzeptabel.
In derselben Region bewegt sich das Value Depot KBV. Die Schwäche von ThyssenKrupp, Salzgitter und Porsche SE belasteten stark. Beim Value Depot “Einfacher, innerer Wert” waren es die Automobil-Titel, die die Performance verhagelten.

Die Verlierer-Depots werden auf Rang 19 angeführt vom Small Caps Value Growth Depot, das auch von der Nebenwerte-Seuche tangiert wurde. Auf Platz 21 ist das Value Depot “Feste Kriterien” wieder einmal weit unten zu finden. Deshalb werden wir das Depot auch nicht mehr fortführen (swu.).

Werfen wir einen Blick auf den Depotcheck 2023, so finden wir die Dividenden-Strategien ganz oben in der Rangliste. Doch 2024 sind alle samt und sonders am Tabellenende. Zum einen belastet die Schwäche der Automobilwerte, zum anderen ging der Absturz von Bayer weiter. Letztendlich wurde die Dividende beim einstigen Schwergewicht drastisch reduziert, so dass die Aktie heute nicht mehr in die Depots aufgenommen werden würde. Aber bei der Zusammensetzung der Depots sagten alle Schätzungen noch eine hohe Dividendenrendite voraus.

Nachfolgend die Rangliste mit der Gesamtperformance. Bitte beachten Sie den unterschiedlichen Startzeitpunkt der Depots.

Platz Vorjahr Strategie Start am: akt. Datum: aktueller Wert Gewinn/ Verlust
1 5 Trendfolge 28.02.14 30.12.24 68.721,19 € 243,61%
2 9 Modifizierte Relative Stärke 04.01.16 30.12.24 54.402,33 € 172,01%
3 7 Relative Stärke nach Levy 21.02.14 30.12.24 50.379,31 € 151,90%
4 4 Sell in Summer 02.01.14 30.12.24 49.761,24 € 148,81%
5 6 Relative Stärke „Sell in Summer“ 21.02.14 30.12.24 47.416,91 € 137,08%
6 14 Schwergewicht 02.01.14 30.12.24 43.157,11 € 115,79%
7 3 Small Caps Value Growth 02.01.17 30.12.24 43.018,75 € 115,09%
8 2 Unemotional Value Four Plus 02.01.14 30.12.24 41.605,64 € 108,03%
9 13 DAX 02.01.14 30.12.24 19909,14 107,42%
10 1 Low-2 02.01.14 30.12.24 36.440,43 € 82,20%
11 12 Value Depot KBV 02.01.15 30.12.24 36.357,45 € 81,79%
12 8 Low Five 02.01.14 30.12.24 36.239,36 € 81,20%
13 10 Unemotional Value Four 02.01.14 30.12.24 35.547,60 € 77,74%
14 15 Otto Normalverdiener Depot 02.01.14 30.12.24 34.926,56 € 74,63%
15 21 Kombination 28.02.14 30.12.24 34.147,50 € 70,74%
16 11 Dogs of the Dow 02.01.14 30.12.24 33.690,07 € 68,45%
17 20 Umkehr 28.02.14 30.12.24 31.366,60 € 56,83%
18 17 200-Tage-Linie Strategie 02.01.14 30.12.24 29.549,78 € 47,75%
19 18 Kombinierte Methode 02.01.14 30.12.24 27.280,68 € 36,40%
20 19 Low-Risk-Index 06.01.14 30.12.24 26.082,95 € 30,41%
21 16 Foolish Four 02.01.14 30.12.24 24.545,73 € 22,73%
22 22 Gebert-Börsenindiktor 02.01.20 30.12.24 20.358,05 € 1,79%
23 Tiny Titans 02.01.24 30.12.24 20.224,93 € 1,12%
24 23 Value Depot „Feste Kriterien“ 02.01.15 30.12.24 15.959,84 € -20,20%
25 26 200-Tage-Linie Strategie mit Short 02.01.14 30.12.24 15.831,28 € -20,84%
26 25 Value Depot „Einfacher,innerer Wert“ 02.01.15 30.12.24 15.013,98 € -24,93%
27 24 Low-1 02.01.14 30.12.24 10.055,62 € -49,72%

Mit großem Abstand führt das Trendfolgedepot das Gesamtklassement an und hat sich um vier Plätze gegenüber dem Vorjahr verbessert. Um stolze sieben Ränge ging es beim Modifizierten Relative-Stärke Depot aufwärts auf Rang 2 vor dem Relative-Stärke Depot nach Levy.
Den größten Sprung nach vorne machte das Schwergwichtsdepot von Rang 14 auf Rang 6. Erwähnenswert ist auch das Kombinationdepot, das sich um sechs Plätze auf Rang 15 verbesserte. Beim Kombinations- und beim Umkehrdepot ist zu erwähnen, dass der quasi Totalverlust von Wirecard vor einigen Jahren die Performance ganz erheblich belastet hat.

Wo Licht ist, muss auch Schatten sein, und der liegt – nach Kenntnis der Jahresperformance nicht unerwartet – bei den Dividendendepots. Am härtesten traf es hier das Low-2 Depot, das von Rang 1 auf Rang 10 abrutschte, beim Unemotional Value Four plus Depot ging es immerhin von Rang 2 auf Rang 8 nach unten.
Mit dem Low-1 Depot hält auch eine Dividendenstrategie die rote Laterne.

Nachfolgend die Ränge der einzelnen Jahre:

Strategie Rang Jahres-ende
2014
Rang Jahres-ende
2015
Rang Jahres-ende
2016
Rang Jahres-ende
2017
Rang Jahres-ende
2018
Rang Jahres-ende
2019
Rang Jahres-ende
2020
Rang Jahres-ende
2021
Rang Jahres-ende
2022
Rang Jahres-ende
2023
Rang Jahres-ende
2024
Durch-schn.
Rang
                       
Trendfolge 5 4 1 16 16 2 5 4 18 16 3 8,2
Modifizierte Relative Stärke 3 1 22 1 3 14 14 23 4 9,4
Sell in Summer 6 5 16 24 12 10 14 8 2 4 13 10,4
Relative Stärke „Sell in Summer“ 4 2 4 8 19 11 7 10 17 20 14 10,5
DAX 14 11 9 18 14 5 8 11 12 12 6 10,9
Relative Stärke nach Levy 18 1 6 3 21 3 2 18 24 22 7 11,4
Schwergewicht 16 15 14 25 15 4 18 3 4 6 5 11,4
Small Caps Value Growth 11 24 9 1 1 7 19 19 11,4
Value Depot KBV 3 12 7 23 16 24 2 5 7 17 11,6
Unemotional Value Four Plus 7 21 13 4 3 18 15 17 10 3 22 12,1
Low Five 14 17 20 9 4 14 13 6 8 8 24 12,5
Dogs of the Dow 8 14 18 12 7 12 16 16 6 11 20 12,7
Low-2 2 18 25 2 2 22 11 25 9 1 26 13,0
Unemotional Value Four 11 22 15 5 6 15 17 15 13 5 23 13,4
Otto Normalverdiener Depot 1 6 21 21 10 8 23 21 15 14 15 14,1
Foolish Four 13 23 17 17 5 13 6 19 11 9 25 14,4
Kombinierte Methode 10 12 19 23 18 6 9 7 20 25 10 14,5
200-Tage-Linie Strategie 19 16 10 20 11 23 21 13 3 17 8 14,6
Umkehr 21 7 7 6 13 20 26 26 26 10 2 14,9
Gebert-Indikator Depot 10 9 21 24 12 15,2
Low-Risk-Index 9 13 24 15 17 7 20 23 19 13 11 15,5
Kombination 15 8 2 22 20 21 25 24 23 15 1 16,0
Low-1 3 24 23 26 1 25 4 20 22 2 27 16,1
Value Depot „Feste Kriterien“ 19 5 10 25 24 19 5 16 26 21 17,0
200-Tage-Linie Strategie mit Short 22 20 22 19 9 26 27 12 1 21 9 17,1
Value Depot „Einfacher,innerer Wert“ 9 11 13 26 19 22 22 25 18 18 18,3

Es gilt weiterhin die Aussage aus dem Vorjahr, dass nicht eine Strategie durchgehend im Vorderfeld zu finden ist. Zwar gibt es qualitativ deutliche Unterschiede, aber schwächere Jahre durchleben alle vorgestellten Strategien.

Ein Blick auf 2025

Wie schon angesprochen, lagen die Prognosen der Banken zwischen 15.000 und 18.600 Punkten und im Mittel bei 17.150 Punkten (+2,3%). Tatsächlich wurden 19.909 Punkte erreicht, was deutlich über der höchsten Schätzung liegt.

Was hatte zum Jahresbeginn dafür gesprochen, dass die Kurse steigen (schwarze Schrift), und was ist tatsächlich eingetreten (rote Schrift)?

  • Die Inflation ist weiter auf dem Rückzug und die Wahrscheinlichkeit, dass die Leitzinsen in den USA und im Euroraum sinken, ist sehr groß.
    Die Erwartung hat sich bestätigt. Auf beiden Seiten des Atlantiks sind die Inflationszahlen unter 3% gesunken und sowohl die FED als auch die EZB haben den Leitzins mehrfach gesenkt.
  • Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession ist weiter gesunken, so dass die Experten von einem Goldilocks-Szenarion ausgehen, d.h. das Wachstum hält sich in einem optimalen Bereich, der die Senkung der Leitzinsen ermöglicht, ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen.
    Auch dieses Szenario hat sich so bewahrheitet. Wachstum hat sich ergeben, eine Rezession stand nicht zur Debatte.
  • Für viele Branchen und für viele Nebenwerte ist die Bewertung weiter günstig, da deren Kurse noch nicht signifikant gestiegen sind.
    Auch dieser Standpunkt kommt der Wahrheit nahe. Aber die größten Kurssteigerungen lieferten die Aktien, die eigentlich schon hoch bewertet waren. Allerdings lieferten diese Unternehmen auch die entsprechenden Wachstumsraten ab.
  • Die Wirtschaft in China hat 2023 geschwächelt. Sollte der Wachstumspfad wieder eingeschlagen werden können, würden auch die europäischen und US-amerikanischen Märkte davon profitieren.
    Hier bleibt ein teils … teils stehen. Zwischenzeitlich ging es nach Maßnahmen zur Belebung der Wirtschaft in China deutlich nach oben, aber ein Teil der Gewinne wurde wieder abverkauft. Die erhoffte Trendwende gab es noch nicht.

Was hatte gegen steigende Kurse gesprochen?

  • Zuletzt sind die Gesamtmärkte schnell und stark gestiegen, so dass Anzeichen einer Überhitzung vorhanden sind.
    Die meisten Marktteilnehmer sind investiert, womit die weitere Nachfrage erst einmal fehlen könnte.
    Sinkende Inflationszahlen und Leitzinssätze, sowie ansprechendes Gewinnwachstum haben die Nachfrage weiter angeheizt, wenn auch nicht in der Breite.
  • Augenblicklich gehen die Marktteilnehmer vom besten aller Szenarien aus (Stichwort: Goldilocks). Die Möglichkeit einer Enttäuschung ist viel höher als die Möglichkeit positiver Überraschungen.
    Immerhin ist die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA immer noch bei rund 45%.
    Da sich das Goldilocks-Szenario bestätigt hat, war dieser Punkt nie wirklich ein Thema.
  • In der Historie waren die Zeiträume nach dem Senken der Leitzinsen meist erst einmal schlecht für die Börsen.
    Bis zum heutigen Tag hat sich diese Korrelation nicht bewahrheitet.
  • Gleiches gilt für die inverse Zinsstrukturkurve, die schon seit längerem zu sehen ist. Zwar ist die Zinsstrukturkurve ein schlechter Timing-Indikator, aber früher oder später hat sie sich fast immer mit einer Korrektur an den Märkten aufgelöst.
    Auch die inverse Zinsstrukturkurve hat die Börsen nicht tangiert. Wie erwähnt ist es aber auch kein Timing-Indikator.
  • Geopolitische Risiken lassen sich in der Regel kaum vorhersagen. Fakt ist aber auch, dass die Welt immer verrückter zu werden scheint. Zwar ist die Gefahr eines Flächenbrandes durch den Nah-Ost-Konflikt zuletzt gesunken, doch verschwunden ist sie nicht.
    Die Welt war 2024 nicht arm an Konflikten und hat für viel menschliches Leid gesorgt. Für die Börsen war das alles aber kein Belastungsfaktor.

Mein Fazit für 2024 war:
Die Mischung aus Kursen nahe den Höchstständen (DAX, Dow Jones) und hoher Erwartungshaltung verleitet mich zur Spekulation, dass im ersten Halbjahr die Kurse korrigieren könnten. Tritt diese Abschätzung ein, könnte erneut eine Jahresendrally folgen, die die Verluste wieder kompensiert.
Mit Ausnahme des Carry Trade Crash’ Ende Juli bei dem die Kurse in rund zwei Wochen um gut 10 Prozent korrigierten, ging es eigentlich kontinuierlich mehr oder weniger aufwärts.

Blicken wir nach vorne auf das Jahr 2025.
Die Banken sehen den DAX Ende 2025 in einem Bereich zwischen 20.000 und 22.100 Punkten, also alle rechnen mit einem Zuwachs zwischen 0,5% und 11%. Im Mittel liegen die Prognosen bei 21.130 Punkten (+6,1%).
Bei der folgenden Pro- und Contra-Liste werden etliche Punkte doppelt vorkommen, da die Entwicklung stark abhängig sein wird, in welche Richtung und mit welcher Stärke sich die Fakten entwickeln.
Was spricht für steigende Kurse?

  • Weitere Leitzinssenkungen erscheinen wahrscheinlich und sollten Rückenwind für die Börsen liefern.
  • Sowohl bei den Firmen als auch bei den Staaten ist in Europa ein Investitionsstau zu beobachten. Sollte dieser aufgelöst werden, dürfte ein Wachstumsschub erfolgen.
  • Immer noch erscheint die Bewertung bei bestimmten Sektoren und bei den Small Caps günstig. Hier könnte Nachholbedarf bestehen.
  • Die angekündigten Steuersenkungen in den USA sollten die Gewinne der  US-Unternehmen weiter befeuern.
  • KI könnte die Produktivität vieler Unternehmen erhöhen.

Was spricht für sinkende Kurse?

  • Nach zwei Jahren mit deutlichen Kurszuwächsen sind einige Branchen und Unternehmen hoch bewertet. Sollten die erwartet hohen Wachstumsraten schrumpfen, drohen Rückschläge.
  • Erhebt Donald Trump die Zölle auf breiter Front und in hohem Maße, so drohen Handelssanktionen und ein Wiederaufflammen der Inflation. So könnten statt Zinssenkungen sogar wieder Zinserhöhungen zur Bekämpfung der Inflation die Folge sein.
  • Das Thema inverse Zinsstrukturkurve ist immer noch aktuell.
  • Die Staatsverschuldung legte zuletzt in vielen Ländern, allen voran in den USA, deutlich zu. Von dieser Seite könnte früher oder später Gegenwind kommen.
  • Statt sicherer wird die Lage auf diesem Planeten eher immer unsicherer. Niemand kann augenblicklich beurteilen, was hier noch auf uns zu kommt und welche Folgen es haben wird.

Was bedeutet das meiner Meinung nach für 2025?
Für mich sitzt die große Unbekannte im Weißen Haus. Gibt es dramatische Zollerhöhungen, die zu Handelskonflikten führen, oder läuft es eher dezent ab?
Je nach Szenario sehe ich Risiken von 15-20% abwärts oder Aufwärtspotential von gut 10%. Klar ist die Aussage sehr unbefriedigend, aber ich glaube, dass eine Beurteilung nicht möglich ist, solange die Richtung, die die USA einschlägt, nicht erkennbar ist.

Egal was an den Börsen so läuft, wünsche ich Ihnen und Ihren Nächsten ein Jahr mit dem höchsten Gut, der Gesundheit. Sollte dazu noch ein Zubrot aus Ihrem Portfolio dazukommen, so würde es das Jahr abrunden.

Veränderungen bei den virtuellen Depots 2025

Die Anzahl an virtuellen Depots ist ständig gestiegen, wodurch sich der Aufwand verständlicherweise nicht verringert hat. Deshalb habe ich beschlossen drei Depots nicht mehr weiter zu führen. Aber ein neues wird dazukommen:

  • Value Depot “Feste Kriterien”: Kennen Sie folgendes: Sie haben ein gute Idee und stellen fest, dass sie leider nicht funktioniert? Nach 10 Jahren kann die Strategie in diese Kategorie eingeordnet werden. Die Performance ist schlichtweg enttäuschen. Wie im Artikel “Wie kompliziert darf eine Aktienstrategie sein?” beschrieben, ist mehr oftmals weniger.
    Weinen wir der Strategie also keine Träne nach.
  • Low-Risk-Index depot: Nein, die Strategie wird nicht aufgegeben, weil die Grundidee schlecht ist, oder weil die Performance nichts taugt, sondern rein aus dem Grund, da mir die Daten nicht mehr wie ursprünglich zur Verfügung stehen, und da sich die Strategie heute gewandelt hat. Wer weiter Interesse hat, dem sei das wikifolio “VaR Strategie Deutschland” von Tobias Aigner ans Herz gelegt (Disclaimer: ich stehe in keinerlei Verbindung zu Herrn Aigner oder dem wikifolio).
  • Unemotional Value Four Depot: Wenn es den virtuellen Depots an einem nicht mangelt, so ist es die Anzahl der Dividendendepots. Da es noch das Unemotional Value Four Plus Depot mit den gleichen Aktien (nur unterschiedlicher Gewichtung) gibt, das besser performt hat, werde ich dieses Depot ebenfalls nicht mehr weiter verfolgen.
  • Drei-Daume-Regel Depot: Aus drei mach eins. Neu aufgenommen werden soll ein Depot nach der 3-Daumen Regel. Es ist eine bliebte und leicht nachvollziehbare Strategie, so dass ich beschlossen habe, sie weiter zu verfolgen.

Vielleicht fragt sich jetzt der ein oder andere Leser, warum ich das Value Depot “Feste Kriterien” aus Performance -Gründen beende, doch das Value Depot “Einfacher, innerer Wert”, das noch schwächer abgeschlossen hat, weiterzuführen.
Die Antowrt ist ganz einfach: Ich möchte die Strategie bei Gelegenheit analysieren, um den Grund für die Unterperformance zu finden und die Strategie gegebenfalls zu optimieren. Schließlich kommt das Prinzip von Börsen-Großmeister Benjamin Graham. Das sollte Grund genug sein, Ursachenforschung zu betreiben.

Wie kompliziert darf eine Aktienstrategie sein?

Werfen wir einen Blick auf unterschiedliche Aktienstrategien, lässt sich feststellen, dass die Komplexität bei der Auswahl der Einzelaktien, bzw. der Kauf- und Verkaufssignale, sehr unterschiedlich ist.

Die Fragestellung, die wir in diesem Beitrag behandeln wollen, lautet: “Lohnt es sich, Strategien mit einer Vielzahl von Parametern einzusetzen, oder können wir uns den Aufwand sparen?”.

Wir wollen uns der Antwort anhand theoretischer und praktischer Überlegungen nähern.

Das Bavelas-Experiment

Mit dieser Aufgabenstellung befasste sich auch James P. O’Shaugnessy in seinem Buch “What works on Wall Street” (siehe auch Buchlinks). Dazu stellte er ein Experiment von Prof. Alex Bavelas aus den 1950er Jahren vor:

Zwei Personen, nennen wir sie Anna und Bernd, wurden Bilder von Zellen gezeigt. Sie sollten lernen zu erkennen, ob die Zellen krank oder gesund sind. Dazu hatten sie zwei Taster vor sich, mit der sie ihre Auswahl trafen. Im Anschluss erhielten sie die Rückmeldung “richtig” oder “falsch” auf ihre Eingabe.
Der Clou des Experiments lag nun darin, dass Anna die korrekte Antwort erhielt, während bei Bernd ein Zufallsgenerator ohne Bezug zum Wahrheitsgehalt “richtig” oder “falsch” ausgab.
Da Anna das richtige Feedback erhielt, wurden ihre Antworten schnell besser und mit der Zeit erzielte sie eine hohe Trefferquote. Wenig überraschend konnte Bernd seine Performance nicht verbessern und sein Ergebnis lag um den Zufallsbereich von 50 Prozent.
Soweit also keine große Überraschung, denn diese sollte erst im nächsten Schritt folgen. Anna und Bernd wurden zusammengeführt, um die Regeln vorzustellen, nach denen sie ihre Entscheidungen getroffen hatten, und über die Resultate zu diskutieren.
Zuerst stellte Anna ihre Regeln vor, die einfach und konkret waren. Danach war Bernd an der Reihe, der äußerst komplexe Regeln mit einer Vielzahl von Parametern vorstellte.
Die Pointe bei der anschließenden Diskussion war, dass sowohl Anna als auch Bernd überzeugt waren, dass Bernds Regeln korrekt sein müssten, da sie ja viel mehr Elemente berücksichtigten.
Das Experiment wurde mit anderen Zweigruppen vielfach mit demselben Resultat wiederholt.

Ockhams Rasiermesser

Wilhelm von Ockham, seines Zeichens Franziskanermönch und Philosoph, entwickelte bereits im 14.Jahrhundert sein Sparsamkeitsprinzip, das als “Ockhams Rasiermesser” bekannt wurde.
Sinngemäß lautet die Aussage: Von mehreren möglichen hinreichenden Erklärungen für ein und denselben Sachverhalt ist die einfachste Theorie allen anderen vorzuziehen.

Ein Beispiel gefällig?
Angenommen Sie laufen in der Mittagspause mit Kollegen zu einem Imbiss, um etwas zu essen. Auf dem Weg zum Imbiss sehen Sie Kinder auf der Straße Fußball spielen. Als Sie zurücklaufen, sind die Kinder verschwunden und eine Fensterscheibe des Hauses vor dem sie gespielt haben ist zerbrochen.
Der eine Kollege geht davon aus, dass die Kinder die Scheibe mit dem Ball eingeschossen haben. Der andere Kollege meint, dass ein Meteorit aufgetaucht sein müsste, in der Luft explodiert ist und die Druckwelle die Scheibe eingedrückt hat.
Während beim ersten Mitarbeiter nur die Bedingung erfüllt sein müsste, dass der Ball aus Versehen auf das Fenster geschossen wurde, müsste beim anderen ein Meteorit aufgetaucht sein, der genau die Zusammensetzung und Masse hatte, dass er in der Luft explodierte. Nicht zuletzt müsste die Druckwelle dann genau die Stärke gehabt haben, dass nur das eine Fenster dadurch betroffen wurde.

Ein Blick auf die virtuellen Depots

Wenn wir die Gesamtperformance der virtuellen Depots betrachten, finden wir am unteren Ende die Low-1 Strategie. Die katastrophale Bilanz dieses Depots liegt zum einen an der fehlenden Diversifikation, zum anderen an der Tatsache, dass die hohe Dividendenrendite oft dem starken Kursrückgang und nicht dem hohen, freien Cash Flow geschuldet war.
Die zweitschwächste Strategie ist der “Einfache, innerer Wert”. Dessen schlechtes Abschneiden möchte ich künftig in einem separaten Beitrag analysieren.
Danach finden wir das Value Depot “Feste Kriterien”. Hier finden wir ein Paradebeispiel von einer Strategie mit vielen Parametern, aber ohne Mehrwert (-19,7% in zehn Jahren). Natürlich können Sie jetzt erwidern, dass ich schlicht und ergreifend die falschen Parameter für die Auswahl herangezogen habe. Ein berechtigtes Argument, das der Wahrheit nahe kommen dürfte. Aber selbst wenn die Strategie mit anderen Kennzahlen besser  performen würde, würde es nur Sinn machen, den Ansatz weiter zu verfolgen, wenn das Resultat dann besser wäre als die einfach gestrickten Trendfolge und Relative-Stärke Strategien.

Oder das Ganze mit den Worten von Albert Einstein ausgedrückt: “Man soll die Dinge so einfach wie möglich machen, aber nicht noch einfacher.”

Backtests zu Supertrend-Strategien

Vor einigen Wochen erhielt ich Kenntnis über eine Strategie eines Anlegers, der den Supertrend-Indikator in Kombination mit anderen Indikatoren als Alternative zur 200-Tage-Linien Strategie einsetzt.
Ziel dieser Strategien ist es, eine Überrendite zu generieren, indem  Bärenmärkte möglichst erkannt werden und durch ein Verkaufssignal die Verluste in Abwärtsphasen zu begrenzen.

In diesem Artikel sollen Backtests zum Supertrend-Indikator durchgeführt werden, um zu ermitteln, ob er als Alternative zur 200-Tage-Linien Strategie taugt.
In den Untersuchungen sind weder Transaktionskosten und Spreads noch Kosten für die ETFs beinhaltet.

Der Supertrend-Indikator

Der Indikator findet in erster Linie Anwendung beim Trading. Mit Hilfe von Kursschwankungen innerhalb einer Zeiteinheit (beim Daytrading kann dies im Minuten- bis Stundenbereich liegen, als längerfristig genutzten Indikator arbeiten wir beim Backtest mit Tagen als Einheit) werden obere und untere Bänder generiert. Ein Kursausbruch über oder unter die Bänder erzeugt dann ein Kauf- oder Verkaufssignal.

Der Supertrend-Indikator arbeitet mit zwei Parametern:

  1. ATR-Länge
    Der ATR (Average True Range) gibt den Durchschnitt der Kursschwankungen über eine Anzahl von Zeiteinheiten aus. In unserem Beispiel würde eine ATR-Länge von 14 bedeuten, dass der Mittelwert der Kurschwankungen der letzten 14 Tage ausgegeben wird.
  2. Multiplikator
    Der Multiplikator beeinflußt den Abstand zwischen dem oberen und unteren Band. Bei einem kleinem Multiplikator liegen die Bänder enger beieinander und ein Signalwechsel wird schneller erfolgen.

Die Auswertung

Die Fragestellung für die Auswertung lautet: “Mit welchen Parametern lässt sich die Strategie umsetzen?”
Beim Trading wird häufig mit der ATR-Länge 10 und dem Multiplikator 3,0 gearbeitet. Aber wir befassen uns an dieser Stelle ja nicht Daytrading oder Swingtrading, also müssen wir geeignete Parameter ermitteln.
Starten wollen wir mit einem kleinen Multiplikator von 2,0 und ATR-Längen von 14, 28, 50, 100 und 200 Tagen.

Was lässt sich feststellen?

  • Je größer die ATR-Länge ist, desto besser ist die Performance. Es bleibt zu überprüfen, ob dieser Zusammenhang auch bei anderen Multiplikatoren zu beobachten ist.
  • Alle Supertrend Auswertungen mit diesem Multiplikator liefern eine deutlich geringere Rendite ab als Buy-and-Hold und 200-Tage-Linien Strategie.
  • Die Anzahl der Käufe und Verkäufe ist um mehr als Faktor 10 größer als die 200-Tage-Linien Strategie.
    D.h. rund alle sieben Wochen ein Signalwechsel, was deutlich zu viel für die Absicht, die die Strategie verfolgt. Zudem würde bei Einbeziehung der Transaktionskosten eine weiterer Drop der Rendite erfolgen.

Mit der Erhöhung des Multiplikators sollte die Anzahl der Käufe/Verkäufe zurückgehen. Darum erweitern wir die Auswertung um die Multiplikatoren 4, 6, 8 und 10 und werfen einen Blick auf das Ergebnis:

Hier die Erkenntnisse:

  • Wie zu erwarten nimmt die Anzahl der Signalwechsel mit steigendem Multiplikator ab. Bei dem Wert 10 entspricht die Anzahl ungefähr der der 200-Tage-Linien-Strategie (Hinweis: mit 3%-Kriterium).
  • Die Tendenz, dass steigende ATR-Längen eine bessere Performance bedingen, setzt sich fort, aber nicht mehr in der Klarheit wie beim ersten Vergleich (Multiplikator 2,0).

Fazit

Lediglich die Supertrend Strategie mit der ATR-Länge 200 und dem Multiplikator 10 schneidet besser ab als eine reine Buy-and-Hold Strategie.
Keine der Supertrend-Strategien erreicht die Performance der 200-Tage-Linien Strategie. Insofern gibt es keinen Anlass die 200-Tage-Linien Strategie durch eine Supertrend Strategie zu ersetzen.

Aber bitte beachten Sie, dass die Aussagen nur für eine Strategie gilt, die langfristig Aus- und Einstiegszeitpunkte setzen soll. Für Trading-Strategien kann diese Untersuchung keine Aussage treffen. Gleiches gilt für langfristige Strategien, bei denen der Supertrend-Indikator mit anderen Indikatoren kombiniert wird.

Neue Auswertungen zur 200-Tage-Linien Strategie

Die 200-Tage-Linien Strategie gilt als eine der beliebtesten und bekanntesten Strategien, deshalb wurden in der Vergangenheit auch schon mehrere Artikel zu dem Thema veröffentlicht.
Ein Manko war dabei aber, dass die Untersuchungszeiträume teilweise relativ kurz waren. So betrug bei der Vorstellung der 200-Tage-Linien Strategie nur sieben Jahre (2007-2013). Dabei schnitt die Strategie mit Shortanteilen besser ab als die reine Long Strategie. Werfen wir einen Blick auf unsere virtuellen Depots, die inzwischen schon mehr als 10 Jahre geführt werden, so war die Strategie mit Shortzertifikaten ein Geldvernichter.
Die Finanzkrise 2008/2009 war hier der ideale Nährboden für das gute Abschneiden. Eine Baisse dieser Länge und Schärfe gab es aber seitdem – Gott sei Dank – nicht mehr.

Deshalb ist es doch an der Zeit, einen wirklich langfristigen Backtest durchzuführen. Der Zeitraum der Überprüfung reicht vom 02.01.1990 bis zum 15.11.2024, also knapp 35 Jahre.
Neben der reinen Buy-and-Hold Strategie wurde die Standard 200-Tage-Linien Variante mit sofortigem Verkauf, bzw. Kauf bei Unter-, bzw. Überschreiten der 200-Tage-Linie zum Tagesschlusskurs, die Variante mit dem 3%-Kriterium und die Variante mit dem 5%-Kriterium (wurde in einem Beitrag vom August 2018 besprochen) untersucht.
Da es zu den frühen Zeitpunkten noch keine ETFs verfügbar waren, erfolgte die Auswertung rein über den DAX-Kurs. D.h. es wurden keine Kosten verarbeitet, die bei ETFs entstehen. Auch Transaktionskosten und Spreads blieben unberücksichtigt.
Hier die Resultate:

Erst einmal fällt auf, dass alle Varianten besser performen als die reine Buy-and-Hold Strategie. Auf den zweiten Blick fällt jedoch ins Auge, dass die Standard-Variante mit 98 Käufen und 97 Verkäufen viele Transaktionen erfordert. Es ist davon auszugehen, dass die Performance unter Berücksichtigung der Transaktionskosten keinen Mehrwert geliefert hätten.
Deutlich weniger Transaktionen gab es bei den Varianten mit dem 3%- und 5%-Kriterium, wobei letztere sowohl die geringste Anzahl an Käufen und Verkäufen erforderte als auch die beste Performance erzielte.
Interessant ist noch die Tatsache, dass der Investitionszeitraum aller drei Varianten nahezu identisch ist.

Auswertung Börsensignale Teil 9: Resümee

In den vergangenen Blogartikeln haben wir einen Blick auf die Performance der einzelnen Börsensignale geworfen.

Zum Abschluss soll nun ein Resümee zu den erworbenen Erfahrungen gebildet werden. Daten wurden in größerem Maßstab gesammelt, aber nun stellt sich die Frage, was wir als Anleger mit den Informationen anfangen können. Schließlich ist das Ziel jedes Investors, egal, ob mit großem oder kleinem Kapitaleinsatz investiert, eine gute Rendite zu erwirtschaften.

Wollen wir einmal schauen, wie weit die Börsensignale dabei hilfreich sind.
Zuvor nochmals ein Blick auf die einzelnen Resultate:

Da viele Aussagen zu den Ergebnissen bereits in den vorausgegangenen Beiträgen getroffen wurden, möchte ich nur kurz darauf eingehen und die wichtigsten Punkte zusammenfassen.
Fast alle Indikatoren liefern geringere Erträge als eine reine Buy-and-Hold Strategie, was mehrere Ursachen hat:

  • Die Corona-Krise mit dem steil und stark abfallendem Kursverlauf hatte zur Folge, dass oftmals am oder nahe des Tiefstkurses verkauft und später bei weitaus höheren Kursen wieder zugekauft wurde.
    Verschärft wurde der Effekt auch dadurch, dass die Auswertung monatlich (am Monatsende) erfolgt. Nehmen wir beispielsweise die 200-Tage-Linien Strategie, so könnte es vorkommen, dass zu Beginn des Monats ein Verkaufssignal erfolgt, das aber erst Ende des Monats in einen Verkauf mündet. Anschließend könnte ein Kaufsignal wieder zu Beginn des Monats generiert werden, der Kauf aber erst zu Monatsende erfolgt. Folglich würde die Ausführung in Summe mit rund 8 Wochen Verzögerung zu der Signalerzeugung erfolgen.
  • Generell werden viele Indikatoren mit zeitlicher Verzögerung veröffentlicht, so dass die Auswertung den Ereignissen hinterherläuft.
  • Der Zeitraum der Auswertung von 10 Jahren kann nur begrenzte Aussagekraft haben. In der ersten Dekade dieses Jahrhunderts wären die Ergebnisse aufgrund der beiden langen Bärenmärkten ab 2001 (Dotcom-Blase) und ab 2008 (Finanzkrise) besser gewesen.

Der Artikel hat ja das Wort Resümee im Titel. Dennoch muss ich den Leser enttäuschen, der jetzt eine klare Handlungsempfehlungen erwartet, was mehrere Gründe hat.
Zum einen ist die Situation jedes Anlegers unterschiedlich. Es gibt junge Anleger, solche, die in der Mitte ihres Arbeitslebens stehen, und die Generation, die kurz vor der Rente steht oder bereits in diese Phase eingetreten ist.
So kann eine junger Mensch risikoreicher agieren als ein Ruheständler, der das Kapital zum Erhalt des Lebensstandards benötigt.
Generell ist die Risikotoleranz jedes Anlegers unterschiedlich. Es gibt risikobereite und sicherheitsorientierte Investoren. Und last but not least wird auch die Höhe des investierten Kapitals ihren Niedersclag bei einer Anlagenentscheidung finden.

Aber letztendlich schwafle ich doch zu gerne, um mit meiner persönlichen Meinung hinter dem Berg zu halten.
These: Bärenmärkte lassen sich nicht eindeutig identifizieren
Um diesen Punkt zu besprechen, müssen wir zwei Typen von Baissen unterscheiden:
– Schwarze Schwäne
– Rezessionen, Überbewertungen usw.
Natürlich kann es dabei Überschneidungen geben, so kann ein “Schwarzer Schwan“-Ereignis eine Rezession auslösen im Gegensatz zu einer Rezession, die durch Marktzyklen geprägt ist.
Bevor wir fortfahren, kommen wir zur Definition eines Schwarzen Schwans:
Ein schwarzer Schwan ist ein Ereignis, das völlig unwahrscheinlich ist, gänzlich überraschend eintritt und (fast) alle erstaunt.” (Quelle: Gabler Wirtschaftslexikon)
Die Definition lässt eindeutig erkennen, das ein solches Ereignis nicht vorhergesehen werden kann. Wir können erst reagieren, nachdem es eingetreten ist. Folglich lohnt es sich im Alltag nicht, sich damit zu befassen.

Der zweite Typ dagegen lässt sich im Vorfeld erkennen. Zwei Beispiele dazu:
– Das DAX-KGV lag Ende des Jahres 2000 bei über 31 und somit deutlich über dem historischen Durchschnitt.
– Eine inverse Zinsstrukturkurve hatte in der Vergangenheit fast immer eine Rezession zur Folge.

Das klingt ja erst einmal nach einem guten Detektor, hat aber auch nicht zu übersehende Schwachpunkte:
– Das DAX-KGV zur Jahrtausendwende lag auch schon bei 20 deutlich über dem historischen Schnitt. Wer aber zu dem Zeitpunkt verkauft hätte, hätte große Kursgewinne verpasst.
– Die inverse Zinsstrukturkurve ist leider auch kein Timing-Indikator. Sie kann jahrelang invers sein, ehe die Rezession eintritt (falls es überhaupt dazu kommt, was zwar wahrscheinlich aber nicht sicher ist). Auch hier können große Kursgewinne verpasst werden, wenn der Ausstieg zu früh erfolgt.

Wir müssen es also mit Karl Valentin halten:”Nichts Genaues weiß man nicht.

Also sind wir doch hilflos? Ich denke nicht. Nur was kein Anleger meiner Meinung nach tun sollte, ist bei einem Anflug von Risiken alles zu verkaufen und auf das Tagesgeldkonto legen. Die Buy-and-Hold Strategie zeigt in der Auswertung, dass sich damit Geld verdienen lässt.

Persönlich investiere ich neues Kapital in diesen Phasen nicht sofort, sondern lasse es erst einmal auf dem Tagesgeldkonto, um gegebenenfalls zu tieferen Kursen wieder kaufen zu können.
Dabei bietet es sich auch an, das Portfolio zu durchforsten und Aktien, die nicht mehr die ursprünglichen Anforderungen erfüllen, unter Umständen auch abzustoßen.

Für erfahrene Anleger kommt auch eine Teilabsicherung durch den Einsatz von Put-Optionsscheinen oder Derivaten in Betracht. Ich habe das in der Vergangenheit ab und zu schon umgesetzt. In Summe habe ich dadurch keine bessere Rendite erzielt, aber die Volatilität des Portfolios wurde deutlich gesenkt.
D.h. in positiven Marktphasen war die Rendite geringer und bei fallenden Märkten war der Verlust geringer.

Schlusswort:
Werte Leser, haltet die Augen offen und legt Euch im Bedarfsfall eine Strategie zurecht, wobei Buy-and-Hold immer auch seine Berechtigung hat. Und nicht vergessen, dass Panik noch nie ein guter Ratgeber war:
Es ist Euer Geld, also trefft Entscheidungen, die zu Eurem Anlegertyp passen.

PS: Wer mit monatlichen Sparplänen arbeitet, ist fein raus, denn durch den “Cost-Average“-Effekt stören Kurseinbrüche nicht, sofern das Geld nicht kurz oder mittelfristig verplant ist.

 

Auswertung Börsensignale Teil 8: Kansas City Financial Stress Index

Im Februar wurde der Kansas City Financial Stress Index (KCFSI) bei den Börsensignalen mit aufgenommen, da er zwar nicht alle Bärenmärkte, aber doch die extremsten Ereignisse erkannt hat.
Der Index wurde nach der Finanzkrise 2008/09 als Frühindikator entwickelt und versucht über die Geldflüsse Stress im Finanzsystem aufzudecken.

Zwecks Vergleichbarkeit wurde der Indikator bis zum Februar 2014 zurückgerechnet.
Historisch haben Backtests die beste Performance mit Verkaufssignalen bei einem Indexstand größer als 1,0 und einem Wiedereinstieg unter 0,5 geliefert, weshalb diese Parameter auch bei den Börsensignalen und der Auswertung eingesetzt werden.

Die Überprüfung der Performance des Kansas City Financial Stress Index ist eigentlich fast symptomatisch für die meisten der Untersuchungen, die wir bisher durchgeführt haben.
Über einen Zeitraum von 124 Monate – also über 10 Jahre – lieferte der Indikator in lediglich fünf Monaten ein Verkaufssignal. Trotzdem ist die Performance mit absolut 61,5% deutlich schlechter als die Buy-and-Hold Strategie, die mit 90,6% abschneidet.
Wie kann das zustande kommen? Sie werden es ahnen: Der steile V-förmige Verlauf zu Beginn der Corona-Krise hat auch hier seinen Tribut gefordert.
In früheren Untersuchungen (siehe <<Der Kansas City Financial Stress Index>>) über eine Zeitspanne von immerhin 29 Jahre hat der Indikator besser als Buy-and-Hold und sogar bessere Ergebnisse als die 200-Tage-Linien Strategie mit dem 3%-Kriterium geliefert.

Damit wollen wir es an dieser Stelle mit dem KCFSI auch bewenden lassen. Im nächsten Artikel werden wir ein Resümee quer über alle Auswertungen ziehen.

Auswertung Börsensignale Teil 7: KGV und KBV

Die KGV und KBV-Indikatoren setzen sich aus drei Unterkategorien zusammen:

– DAX KGV
– DAX KBV
– Shiller KGV S&P500

Feste Vorgaben zur Auswertung sind hier nicht vorhanden, deshalb wurden historische Werte als Basis genommen.
Beim DAX KGV lag das historische Mittel bei 14,6. So wurde als Verkaufssignal ein KGV größer 15 definiert, ein Kaufsignal sobald das KGV unter 14 liegt.
Beim KBV wird ab einem Wert von 2,0 ein Verkaufssignal gebildet, ein Kaufsignal erfolgt unter 1,5. Dazwischen wird eine Halteposition ausgegeben.
Beim Shiller KGV wird das Verkaufssignal ab 25 generiert, unter 24 wird wieder ein Kaufsignal erzeugt.

Ich hatte eigentlich fast nicht mehr mit gerechnet, doch es gibt tatsächlich Indikatoren, die im Überprüfungszeitraum besser als der eine reine Buy-and-Hold Strategie abgeschnitten haben.

Der Gesamtindikator hat mit einer durchschnittlichen, jährlichen Performance von 8,06% den DAX mit 6,49% deutlich hinter sich gelassen. Betrachten wir die Übersicht, ist zu erkennen, dass die Rendite in erster Linie dem KBV-Indikator zu verdanken ist. Mit einer Gesamtperformance von über 170% (10,19% jährlich) hat die Kennzahl erstaunlich stark performt.
Der DAX KGV hinkt dieser Rendite doch weit hinterher und entspricht eigentlich dem Bild, das wir bei den vorherigen Auswertungen gesehen haben.
Einfach nur enttäuschend war das Potential beim Shiller KGV, der sogar Verluste generiert hat. Insgesamt waren wir mit diesem Indikator nur über einen Zeitraum von 8 Monaten investiert. Das wirft die Frage auf, ob der S&P500 heillos überbewertet ist, oder ob einfach die Basis für die Kauf- und Verkaufssignale falsch gewählt wurde.
Leider lässt sich die Frage nicht objektiv beurteilen. So unbefriedigend die Antwort auch ist, aber das wird die Zukunft zeigen.

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