Value-Strategie “Feste Auswahlkriterien”

Chess BoardViele Value Investoren verwenden eine Reihe von festen Auswahlkriterien um günstige Aktien zu finden.

Dabei ist zu beachten, dass es keine einheitlichen Kriterien gibt. Jeder Anleger setzt sein eigenes System ein, sowohl was die Auswahl selbst als auch was die jeweilige Bewertung betrifft.

Nachfolgend werden häufig verwendete Gesichtspunkte vorgestellt. Anschließend werden die Regeln für eine Strategie definiert, für die wir ein virtuelles Depot einrichten wollen.

Value Kriterien

Bezogen auf Kennzahlen und Unterhemensdaten:

  • KGV (z.B. Kurs-Gewinn-Verhältnis kleiner als 10)
  • KBV (z.B. Kurs-Buchwert-Verhältnis kleiner als 1)
  • KCF (z.B. Kurs-Cashflow-Verhältnis kleiner als 8)
  • KUV (z.B. Kurs-Umsatz-Verhältnis kleiner als 1)
  • Dividendenrendite (z.B. größer als 4%)
  • Verschuldungsgrad (entspricht Verbindlichkeiten : Eigenkapital, z.B. kleiner als 100%)
  • Eigenkapitalquote (z.B. größer als 30%)
  • Eigenkapitalrendite (z.B. größer als 12%)
  • Nachhaltiges Gewinnwachstum (z.B. keine Verluste in den letzten fünf Jahren oder durchschnittlich größer als 5% in den letzten 10 Jahren)
  • Unternehmensgröße (bestimmt durch die Marktkapitalisierung, z.B. 500 Millionen €)
    Hier greifen zwei unterschiedliche Anlagephilosophien:

    1. EinTeil der Anleger fordert eine Mindestgröße mit dem Hintergrund, dass größere Unternehmen eine schwierige Marktphase eher überstehen können als kleine Firmen.
    2. Andere Anleger wählen nur Unternehmen bis zu einer gewissen Größe, da sich durch die höhere Volatilität der Aktienkurs weiter vom inneren Wert entfernen kann.

    Bezogen auf Geschäftsmodell und Management:

  • Bewährtes und einfach zu verstehendes Geschäftsmodell
  • Gute Marktstellung mit guten Produkten und Marken, sowie geringem Preisdruck.
    Keine übermächtige Konkurrenz.
  • Qualifiziertes Management (Kompetenz, Erfahrung, Zuverlässigkeit)

Generell muss ein Value Investor jedes seiner möglichen Investments einer intensiven Prüfung unterziehen, um das Risiko zu vermindern. Zusätzlich ist eine breite Streuung vorzunehmen.

Die Regeln der Value-Strategie mit festen Auswahlkriterien

Vorab eine kurze Erläuterung zur umgesetzten Strategie:
Je größer der Aktienpool ist, auf den die Auswahlkriterien angewendet werden, desto strengere Werte können zugrunde gelegt werden:
Ursprünglich war für unser Depot ein
Aktienpool aus über 600 deutschen Aktien vorgesehen, von denen viele Papiere nur im Freiverkehr, d.h. unter weniger strengen Voraussetzungen und Auflagen, gehandelt werden.
Innerhalb der überprüften Aktien wurden einige Unternehmen gefunden, die äußerst günstig
angeboten werden. Doch bei einer Reihe von Kandidaten entstanden bei genauerer Betrachtung Zweifel am Geschäftsmodell, bzw. an den vorgelegten (oder manchmal auch nicht vorgelegten) Zahlen.
Sicherlich sind unter diesen Werten auch einige wirkliche “Schnäppchen”, doch lassen sich diese nur durch intensive Analyse herausfiltern.
Da wir die Thematik mit der Strategie nur anschneiden wollen, wurde die Auswahl auf Werte des DAX, MDAX, TecDAX und SDAX beschränkt. Dadurch kann das Risiko zwar nicht vermieden, aber minimiert werden.
Änderung zum 01.01.2017
Da die Anzahl der Aktien aus den oben erwähnten Indizes, die alle Kriterien erfüllen, einfach zu gering wurde, um sinnvoll diversifizieren zu können, wurde doch auf den Aktienpool (momentan knapp über 500 deutsche Aktien).
Um die oben erwähnten Risiken zu minimieren, werden alle Werte einzeln auf die Zuverlässigkeit der Zahlen geprüft
.

Nach folgenden Regeln wird vorgegangen:

  1. Als Aktienpool werden (alle Werte des DAX, MDAX, TecDAX und SDAX) rund 500 deutsche Aktien einbezogen.
  2. Die Aktien werden nach folgenden Kriterien gefiltert:
    Dividendenrendite größer oder gleich 1,5%
    KBV kleiner oder gleich 1,5
    KCF kleiner oder gleich 15
    KUV kleiner oder gleich 1,0
    Eigenkapitalquote größer oder gleich 30%
    KGV des Folgejahrs kleiner oder gleich 15
  3. Die Anzahl der Titel wird auf 10 Werte begrenzt. Sollten mehr als zehn Aktien die Kriterien erfüllen, wird weiter nach dem Ergebnis pro Aktie überprüft. Unternehmen für die im laufenden Jahr ein negatives Ergebnis erwartet wird, werden eliminiert. Anschließend mit der Überprüfung Jahr für Jahr zurückgegangen und Kandidaten mit Verlusten gestrichen, bis die Anzahl auf 10 Werte reduziert ist.
  4. Nach Ablauf eines Jahres werden die Kriterien erneut überprüft. Alle Positionen, die nicht mehr unter den Top 10 zu finden sind, werden verkauft. An deren Stelle werden die neuen Top-Werte gekauft. Soweit keine 10 Werte die Kriterien erfüllen, verbleiben die Aktien im Depot, die maximal ein Kriterium nicht erfüllen.

Zum 30.12.2015 sieht die Liste für 2016 wie folgt aus (nur acht Unternehmen erfüllen die Kriterien, wobei Hornbach aus Diversifikationsgründen nicht aufgenommen wird, da der Hornbach Baumarkt bereits vertreten ist.):

 

Unternehmen WKN Index Aktien-
kurs
In €
KGV
2016e
Dividenden-
rendite
2015e in %
KBV KCV KUV Eigen-kapitalquote in %
Aurubis 676650 MDAX 46,98 10,44 2,87 1,10 5,79 0,19 48,68
Drägerwerk Vz. 555063 TecDAX 68,61 14,57 2,04 1,40 6,48 0,50 40,13
Gerry Weber 330410 SDAX 12,78 9,91 4,69 1,39 8,59 0,69 66,44
Hornbach 608340 SDAX 61,25 11,96 2,12 0,95 6,28 0,27 51,83
Hornbach Baumarkt 608440 SDAX 28,34 14,39 2,47 1,00 8,42 0,27 53,32
Leoni 540888 MDAX 36,45 10,66 3,84 1,35 6,58 0,29 34,41
Wacker Neuson WACK01 SDAX 14,22 13,17 3,16 1,01 9,34 0,78 70,20
Deutz 630500 SDAX 3,69 30,75 1,90 0,92 3,91 0,29 44,47

Vor- und Nachteile der Strategie

Nachteile:

  • Es existiert kein Sicherheitsnetz, das vor dem Absturz einzelner Positionen schützt.
  • Die guten Kennzahlen können aufgrund von aktuellen oder erwarteten Problemen entstanden sein.
  • Es kann mehrere Jahre dauern, ehe eine Unterbewertung korrigiert wird.
  • Durch die begrenzte Größe des Aktienpools sind die Anzahl der Kriterien ebenfalls begrenzt, um eine geeignete Summe an Werten zu finden.

Vorteile:

  • Durch die nur einmal jährliche Depotanpassung fallen geringe Transaktionskosten an.
  • Die Strategie ist frei von Emotionen.
  • Es wird keine einzelne Kennzahl, sondern eine Vielzahl von Kriterien untersucht.
  • Nur günstige Aktien werden ausgewählt.

 

Zur Performance der Strategie in der Vergangenheit liegen leider keine Zahlen vor.

 

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