50-Tage / 200-Tage Linien Strategie

Häufig werden zwei gleitende Durchschnitte zur Trendermittlung eingesetzt. Kürzlich kam die Frage auf, welches Ergebnis die Verwendung der 50-Tage und des 200-Tage als Signalgeber im Vergleich zur 200-Tage-Linien Strategie liefert.

Da das Thema seinen Charme hat und für viele Leser von Interesse sein dürfte, hat sich ein Backtest der Strategie quasi aufgedrängt.

Im weiteren Verlauf wird die 50-Tage / 200-Tage-Linien Strategie vorgestellt. Anschließend werden die Kriterien nach denen der Backtest erfolgt ist, sowie die Ergebnisse erläutert.

Funktion der 50-Tage / 200-Tage Linien Strategie

In einem Trendfolgesystem zeigt der längere gleitende Durchschnitt, also hier der 200-Tage Durchschnitt den Trend an, während der kürzere, also hier der 50-Tage Schnitt als Signalgeber eingesetzt wird.
Das heisst: Kreuzt die 50-Tage Linie die 200-Tage Linie von unten nach oben, so wird ein Kaufsignal erzeugt. Kreuzt die 50-Tage Linie die 200-Tage Linie von oben nach unten, so wird ein Verkaufssignal generiert.
Dazu setzen wir wie beim virtuellen 200-Tage Linien Depot ein Toleranzfenster von 3 Prozent ein. So muss für ein Kaufsignal die 50-Tage Linie 3% über der 200-Tage Linie und beim Verkaufssignal 3% darunter sein.

Kriterien der Untersuchung

  • Der Auswertezeitraum startet am 02.01.1990 und endet am 30.12.2022.
    Die Tagesschlusskurse reichen weiter zurück, so dass zum Startzeitpunkt die Daten der gleitenden Durchschnitte zur Verfügung stehen.
  • Das erste Kaufsignal wird jeweils erst generiert, wenn die Signalgeber die 200-Tage-Linie von unten nach oben durchbrechen.
  • Transaktionskosten werden nicht berücksichtigt. Mehr zu den Auswirkungen im weiteren Verlauf.

Performance der Strategie

An dieser Stelle wollen wir die Performance der Strategie mit der Performance der Buy-and-Hold Strategie, sowie der 200-Tage-Linien Strategie mit dem 3%-Toleranzfenster vergleichen. Zusätzlich wollen wir die letzten beiden Strategien nochmals ohne Toleranzfenster zu Vergleichszwecken aufführen.

Strategie Startwert Endwert Performance % Performance p.a. % Anzahl Käufe Anzahl Verkäufe Investitions-zeitraum %
               
Buy-and-Hold 20.000,00 € 161.046,97 € 705,23 % 6,53 % 1 0 100,00%
200-Tage Strategie 3%-Tol 20.000,00 € 214.859,99 € 974,30 % 7,46 % 22 21 65,64 %
200-/50-Tage Strategie 3%-Tol. 20.000,00 € 145.977,64 € 629,89 % 6,21 % 12 11 69,78 %
200-Tage Strategie ohne Tol. 20.000,00 € 175.810,12 € 779,05 % 6,81 % 96 95 66,22 %
200-/50-Tage Strategie ohne Tol. 20.000,00 € 118.584,98 € 492,92 % 5,54 % 18 17 64,53 %

Nicht überraschend ist, dass die Buy-and-Hold Strategie eine schwächere Performance als die 200-Tage-Linien Strategie erzielt, da sich dieses Resultat schon bei anderen Auswertungen über kürzere Zeiträume ergeben hat.
Ebenso wenig verwundert, dass die Strategien mit einem 3%-Toleranzfenster besser abschneiden als die ohne Toleranzfenster.
Hier müssen wir auch nochmals kurz zum Thema Transaktionkosten eingehen, die in der Auswertung nicht berücksichtigt werden: Bei einem Bereich von 12 bis 22 Käufen und entsprechenden Verkäufen über einen Zeitraum von 33 Jahren verfälscht der Verzicht das Ergebnis kaum. Bei 96 Käufen und 95 Verkäufen, die sich bei der 200-Tage-Linen Strategie ohne Toleranzfenster ergeben, würden die Transaktionskosten deutlich die Rendite drücken. Da dies aber nicht Thema des Beitrages ist, wollen wir uns nicht weiter damit befassen.
Persönlich verdutzt hat mich aber die Tatsache, dass die 50-Tage / 200-Tage Strategie nicht nur deutlich hinter der 200-Tage-Linen Strategie, sondern auch hinter der Buy-and-Hold Strategie rangiert.
Betrachten wir das Chartbild des DAX in einem Finanzportal mit der 50- und 200-Tage-Linie fällt auf, dass das Verkaufssignal durch die 50-Tage-Linie meist später erfolgt als direkt über die 200-Tage-Linie. Ebenso verhält es sich oftmals bei den Kaufsignalen. Dieser Umstand kostet Performance.

Fazit

Die 50-Tage / 200-Tage-Linien Strategie hat durchaus ihren Charme, wenn es darum geht beispielsweise beim Swing Trading, also der Handelsspanne von einigen Tagen bis einigen Wochen relativ zuverlässige Signale zu erhalten. Auf der Suche nach einer langfristigen Strategie ist aber die 200-Tage-Linien Strategie vorzuziehen, soweit man die Vergangenheit zu Rate zieht.

4 Kommentare

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    • Bauernfeind Klaus auf 20/04/2024 bei 15:12
    • Antworten

    Danke für die Auswertung. Eine Nachfrage: Der Inestitionszeitraum Betrug bei den Strategien zwischen 60 und 70% wurde hier ein Tagesgeldzins bei der Rendite berücksichtigt?

    1. Es freut mich, dass die Auswertung von Interesse für Sie war.
      Zinsen für Tagesgeld wurden für nicht investierte Zeiträume nicht berücksichtigt. Das Problem besteht darin, dass der Zinssatz von Bank zu Bank variiert.
      Selbst bei einer Bank gibt es oftmals Unterschiede zwischen Bestands- und Neukunden. Dazu können sich die Zinssätze mehrmals im Jahr ändern.
      Aus den genannten Gründen habe ich bei allen Auswertungen auf die Einbeziehung von Einnahmen durch Tagesgeldkonten verzichtet.

  1. Die 50-Tage / 200-Tage Linien Strategie ist auch unter den Begriffen Goldenes Kreuz und Todeskreuz bekannt. Das Goldene Kreuz hat eine ziemlich gute Trefferquote als Einstiegssignal, das Todeskreuz dagegen ist ein Glücksspiel. Beim Dax hätte es 2002 und 2008 ziemlich gut funktioniert, aber in den Jahren 2004, 2006 und 2020 kam das Todeskreuz fast beim Tiefpunkt vom Dax – dann auszusteigen wäre suboptimal gewesen.

    1. Danke für die zusätzlichen Informationen.

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