Die Strategie basiert auf dem Gebert-Indikator. Namensgeber und Entwickler ist der Physiker Thomas Gebert.
Thomas Gebert war beruflich mit der statistischen Auswertung von Messdaten in Kontakt gekommen und versuchte zu Beginn der 90er Jahre, dieses Wissen auch am Aktienmarkt umzusetzen.
Computergestützt untersuchte er eine Reihe von Wirtschaftsdaten (angeblich sollen auch etwas ungewöhnlich anmutende Faktoren wie beispielsweise Mondphasen in die Untersuchung eingegangen sein). Letztendlich schälten sich vier Einzelkomponenten heraus, die zusammen den Gebert-Indikator bilden. Drei der Komponenten beruhen auf fundamentalen Daten, eine Komponente auf einem saisonalen Kriterium.
Für die Einfachheit des Aufbaus hat der Gebert-Indikator in der Vergangenheit relativ zuverlässige Signale geliefert.
Die vier Komponenten, für die jeweils “0” oder “1” Punkt vergeben wird, werden im folgenden Abschnitt vorgestellt:
- Inflationsrate
Eine niedrige Inflationsrate soll auf eine günstige Bewertung des Aktienmarktes, eine hohe somit auf eine überteuerte Bewertung hinweisen.
Als Basis dient die von Eurostat ermittelte Inflationsrate für die Eurozone. Liegt die aktuelle Inflationsrate tiefer als die Inflationsrate des entsprechenden Monats des Vorjahres, so wird ein Punkt vergeben. Ansonsten werden für diesen Teilindikator null Punkte vergeben.
- Euro-Dollar-Kurs
In der Regel ist ein schwächerer Euro gut für die exportlastige deutsche Industrie. Zudem wird ein starker Dollar mit einer gesunden US-Wirtschaft (Motor der Weltwirtschaft) in Verbindung gebracht.
Liegt der aktuelle Euro-Dollar-Kurs unter dem Kurs des entsprechenden Vorjahreszeitraums, so wird ein Punkt vergeben. Ansonsten werden auch hier null Punkte verteilt.
- Leitzins
Niedrige Zinsen mindern die Zinszahlungen der Unternehmen für deren Schulden und erleichtern die Aufnahme neuer Kredite. Zudem wird die Attraktivität der Anlage in Aktien erhöht.
War die letzte Leitzinsänderung der EZB eine Senkung, so wird ein Punkt vergeben.
- Saisonalität
Zwar kann niemand den Grund erklären, doch auf lange Sicht hat der Aktienmarkt im Halbjahr um den Sommer herum schlechter entwickelt als im Winterhalbjahr.
Deshalb wird in der Zeit zwischen dem 1.November und dem 30.April ein Punkt vergeben. Außerhalb dieser Zeit werden null Punkte vergeben.
Somit werden zwischen null und vier Punkten vergeben. Dabei werden 0 bis 1 Punkt als Verkaufssignal gewertet, 3 bis 4 Punkte als Kaufsignal, während 2 Punkte neutral zu sehen sind – also das letzte Signal bestätigen.
Die Regeln der Gebert Strategie
- Die Auswertung erfolgt jeweils zu Beginn eines Monats.
- Drei oder vier Punkte generieren ein Kaufsignal. Mit dem einzusetzenden Kapital werden DAX-ETFs gekauft.
- Null oder ein Punkt erzeugen ein Verkaufssignal, d.h. alle DAX-ETFs werden verkauft. Das Geld wird vorgehalten bis ein neues Kaufsignal erfolgt.
Vor- und Nachteile der Strategie
Nachteile:
- Die Strategie ist nur für den deutschen Aktienmarkt ausgelegt.
- Die Strategie ist eher für den langfristig orientierten Anleger geeignet.
- Es können längere Zeiträume ohne Investition auftreten.
Vorteile:
- Die Strategie ist leicht verständlich und einfach nachzuvollziehen.
- Die Umsetzung erfordert nur einen geringen Zeitaufwand.
- Die Strategie weist eine hohe Treffsicherheit auf.
- Durch den Einsatz von ETFs ist die Strategie auch mit kleinem Kapitaleinsatz sinnvoll (somit auch als Depotbeimischung).
- Durch die klaren Regeln ist die Strategie frei von Emotionen.
Performance der Strategie
Auch hier gilt: Renditen aus der Vergangenheit sind keine Garantie für Renditen in der Zukunft.
Der DAX stieg zwischen 1996 und 2018 jährlich um durchschnittlich 8,3 %. Im gleichen Zeitraum erzielte die Gebert Strategie eine jährliche Rendite von 17%.
Sehen wir uns näher an, was aus 10.000 € Startkapital mit diesen Renditen geworden wäre:
Bezug | Strategie | Zeitraum | Jährliche Rendite | Start-kapital | Kapital am Ende des Zeitraums |
DAX | alle Wert (1) | 1996-2018 | 8,3% | 10.000 € | 57.604 € |
DAX | Gebert-Indikator(1) | 1996-2018 | 17,0% | 10.000 € | 318.974 € |
(1) Dividendenfluss.de
Anmerkung
Auf Wunsch wird die Strategie ab 2020 mit als virtuelles Depot aufgenommen. Obwohl beim Einsatz des Gebert-Indikators eine Rückrechnung möglich wäre, soll darauf verzichtet werden. Die virtuellen Depots sollen wirklich nur mit Start einer Strategie geführt werden, um mögliche Mauscheleien zu unterbinden.
Mehr dazu dann beim virtuellen Depot.
2 Kommentare
Kleine Anmerkung: bei Nachteilen steht “Die Strategie ist nur für den deutschen Aktienmarkt ausgelegt.”
In einem Interview hat Thomas Gebert das näher erläutert. Wenn ein Anleger im Euro-Raum diese Strategie auf den S&P 500 angewandt hätte, dann hätte das gut funktioniert. Wenn allerdings ein US-Anleger diese Strategie auf den S&P 500 angewandt hätte, dann hätte es nicht funktioniert. Der Grund sind die Währungsschwankungen zwischen Euro und USD.
Autor
Danke für die Erläuterung. Macht ja Sinn, dass der Euro/US-Dollar Indikator in Nordamerika wertlos ist.