Die Auswahl von Silberminenaktien

Wie angekündigt, wollen wir uns nun mit Silberminenaktien beschäftigen.
Im Artikel <Investieren in Silber> wurde ausgeführt, dass die Kursentwicklung von Silberminenaktien nicht nur vom Silberpreis, sondern von diversen, weiteren Faktoren abhängig ist. Deshalb könnte unter Umständen der Aktienkurs trotz steigenden Silberpreises fallen. Auf der anderen Seite kann bei positivem Umfeld die Entwicklung des Silberpreises gehebelt werden.

Bevor wir die einzelnen Unternehmen auf Chancen und Risiken hin untersuchen, wollen wir erst einmal ein Vorauswahl treffen. Die Kriterien, auf deren Grundlage die Auswahl erstellt wurde, wird im weiteren Verlauf behandelt.

Kriterium Anteil der Silberproduktion am Umsatz

Wir sind auf der Suche nach Silberminenaktien. Nun kommt aber Silber sehr selten als gediegen (reines) Silber vor, sondern wird meist als Nebenprodukt bei der Förderung anderer Metalle gewonnen. In den meisten Fällen sind dies Gold, Kupfer, Blei und Zink.
Um nun tatsächlich von einem höheren Silberpreis profitieren zu können, ohne dass auch andere Metalle zu deutlich höheren Kursen gehandelt werden, ist es notwendig Unternehmen zu finden, deren Silberanteil am Umsatz eine relevante Größe ereicht.
Bei der Auswahl wurde festgelegt, dass dieser Anteil bei mindestens 30 Prozent liegen muss (bezogen auf das Jahr 2023, da nur hier alle Geschäftsberichte vorlagen).

Kriterium Marktkapitalsierung

Bei der Zusammenstellung der Firmen wurde eine Marktkapitalisierung von mindestens 500 Millionen US-Dollar festgelegt. Small Cap-Minen bieten zwar sehr hohe Wachstumschancen, doch dem stehen aber sehr große Risiken gegenüber, die im folgenden aufgeführt sind:

1. Höheres Finanzierungsrisiko

  • Kleine Minenunternehmen haben oft schlechteren Zugang zu Kapital (z. B. Bankkredite, Anleihen, Aktienemissionen).
  • Sie sind stärker auf riskantere Finanzierungsformen angewiesen (z. B. verdünnende Aktienplatzierungen oder hochverzinsliche Schulden).
  • Bei niedrigen Silberpreisen können Liquiditätsengpässe drohen.

2. Begrenzte Betriebsreserven & höhere Kosten

  • Oft besitzen sie nur ein oder wenige Minenprojekte – falls Probleme auftreten (z. B. geologische Schwierigkeiten, Genehmigungsverzögerungen), gibt es kein Backup.
  • Kostendeckung ist schwieriger, da kleine Minen oft höhere Produktionskosten (AISC – All-In Sustaining Costs) pro Unze haben als große Player.

3. Größere Abhängigkeit vom Silberpreis

  • Da sie weniger diversifiziert sind, leiden sie stärker unter Silberpreisschwankungen.
  • Viele kleine Minen sind nur rentabel, wenn der Silberpreis deutlich über 20–25 USD/Unze liegt.

4. Höhere Volatilität & geringere Liquidität

  • Ihre Aktien werden oft weniger gehandelt → größere Spreads und plötzliche Kurseinbrüche möglich.
  • Anfälliger für Marktmanipulation (z. B. durch Short-Seller oder Pump-and-Dump-Schemata).

5. Politische & regulatorische Risiken

  • Viele Small-Cap-Minen operieren in risikoreichen Ländern (z. B. Lateinamerika, Afrika), wo politische Unsicherheit, Steuererhöhungen oder Enteignungen drohen.
  • Genehmigungsverfahren können sich unerwartet verzögern.

6. Geringere Analystenabdeckung & Transparenz

  • Weniger Finanzanalysten verfolgen kleine Minen → schlechtere Informationsqualität für Anleger.
  • Manche Unternehmen haben schwächere Unternehmensführung (Corporate Governance), was zu Fehlentscheidungen führen kann.

Wie bereits erwähnt, bieten kleinere Unternehmen große Chancen, aber eben auch ein großes Risiko, welches ich nicht tragen möchte. Diese kleinen Minenbetreiber sind meiner Meinung nach nur für spezialsierte Experten geeignet, die weiterführende Datengrundlagen und bestenfalls auch Kontakte zu den Firmen unterhalten.
Klar sind hohe Kursrisiken auch bei den größeren Unternehmen gegeben, aber die Gefahr einer Insolvenz ist doch deutlich geringer.

Übersicht der ausgewählten Silberminenaktien

In der engeren Auswahl sind 8 Silberminenaktien verblieben. Ursprünglich war noch SilverCrest Metals vertreten, doch wurde die AG im Februar 2025 von Coeur Mining übernommen und ist entsprechend vom Kurszettel verschwunden. Nachfolgend die Zusammenstellung:

Coeur Mining              A0RNL2

Endeavour Silver        A0DJ0N

First Majestic Silver  A0LHKJ

Fresnillo                           A0MVZE

Hecla Mining                 854693

Hochschild Mining     A0LC38

MAG Silver                     460241

Silvercorp Metals       A0EAS0

Diese Silberminenaktien sollen in Kürze in einzelnen Beiträgen vorgestellt werden. Doch zuvor wird noch ein kurzer Abstecher zu Silberminenaktien-ETFs erfolgen.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch nochmals auf den Beitrag <Buchrezension “Reich mit Rohstoffen”> verweisen.
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Silber ETCs im Vergleich

Zuletzt (<Investieren in Silber>) wurden verschiedene Möglichkeiten vorgestellt, wie Anleger von steigenden Silberpreisen profitieren könnten. Eine kostengünstige Variante bietet der Kauf eines Silber ETCs.

Im weiteren Verlauf wollen wir einige beliebte ETCs in puncto Replikationsmethode, Gesamtkostenquote (TER), Fondsvolumen und historische Kursentwicklung vorstellen.
Anschließend werden die wichtigsten Vor- und Nachteile von Silber-ETCs aufgeführt, ehe zum Abschluss noch zwei in Euro gehedgte Fonds vorgestellt werden.

Disclaimer: Selbstverständlich handelt es sich hierbei nicht um eine Anlagenberatung. Der Beitrag gibt lediglich meine persönliche Meinung wieder und soll weder eine Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf noch zum Verkauf darstellen.
Auch bin ich kein Steuerberater. Deshalb kann ich keine Garantie für die Aussagen übernehmen, die sich auf das Thema Steuern beziehen, zumal sich die Steuergesetzgebung jederzeit ändern kann. Bitte kontaktieren Sie dazu den Fachmann Ihrer Wahl. Außerdem beziehen sich die Hinweise auf Deutschland. In Österreich, der Schweiz und natürlich in allen anderen nicht deutschsprachigen Ländern werden andere steuerlichen Gegebenheiten vorliegen.

Daten zu ausgewählten Silber-ETCs

Im folgenden werden die bekanntesten und beliebtesten Silber ETCs beleuchtet. Als Art der Verwahrung (Replikation) wurden physisch besicherte ETCs bevorzugt. Einzige Ausnahme ist der Wisdom Tree Silver, der als synthetisch replizierter ETC auch als Vergleich dienen soll.
Bei allen ETCs lag der Spread während der Handelszeit am späten Nachmittag zwischen 01,% und 0,2%, was sehr gering ist. Dabei ist aber zu beachten, dass der Spread je nach Handelsplatz und Handelszeit variieren kann.

Mit dem Invesco Physical Silver ETC, dem iShares Physical Silver ETC, dem WisdomTree Core Physical Silver und dem Xtrackers IE Physical Silver ETC haben vier  ETCs eine sehr kleine Gesamtkostenquote zwischen 0,19% und 0,2o%.
Werfen wir einen Blick auf die historische Performance:

Die Renditen bewegen sich in ähnlichen Bereichen. Lediglich der synthetisch replizierte WisdomTree Silver fällt dabei ab. Auf längere Sicht zeitgt sich auch, dass die Fonds mit den höheren Kosten auf längere Sicht etwas zurückfallen.
Erst seit August 2024 ist der WisdomTree Core Physical Silver aufgelegt, so dass hier noch keine Zahlen vorliegen. Auf Sicht von 6 Monaten ist die Performance identisch mit der des Invesco Physical Silver ETC.
Trotz fehlender Performancezahen wurde der WisdomTree Core Physical Silver mit aufgenommen, da er als einziger aktiv mit physischer Lieferung wirbt, wodurch Gewinn nach einer Haltefrist von 12 Monaten steuerfrei blieben. Ob die Finanzämter auch so sehen, kann noch nicht beurteilt werden.

Vor- und Nachteile von Silber ETCs

Bekanntermaßen hat alles Licht und Schatten. Starten wir mit den Vorteilen von ETCs:

  • Einfache Handelbarkeit
  • Hohe Liquidität
  • Geringe Kosten
  • Geringe Spreads

Womit wir bei den Schattenseiten wären:

  • Kein physischer Besitz
  • Emittentenrisiko
  • Währungsrisiko

Das Emittentenrisiko lässt sich nicht komplett ausschalten, aber deutlich reduzieren, wenn das Silber physisch in einem Tresor hinterlegt ist und idealerweise treuhänderisch verwaltet wird.
Auf das Währungsrisiko wollen wir im nächsten Abschnitt nochmals separat behandeln.

Währungsrisiko

Da Silber in US-Dollar notiert, können Verluste durch den Wechselkurs entstehen. Schauen wir uns das an einem praktischen Beispiel an:

Gehen wir davon aus, das der Silberkurs für eine Unze 30,00 USD beträgt und der Wechselkurs für einen Euro 1,00 US-Dollar beträgt. Damit wäre eine Unze Silber 30,00 Euro wert.

Würde nun der Dollarkurs schwächeln und für einen Euro gäbe es 1,50 Dollar, wäre eine Unze Silber zwar weiter 30,00 USD aber nur noch 20,00 Euro wert.
Für jedes Prozent, das der Euro stärker wird, fällt der Silberwert in Euro um ein Prozent.
Selbstverständlich gilt das auch in umgekehrter Richtung, d.h. bei schwächerem Euro gegenüber dem Dollar steigt der Silberwert entsprechend.

Silber-ETCs mit Währungsabsicherung

Anleger, die Interesse an Silber-ETCs haben, aber das Währungsrisiko fürchten, weil sie beispielsweise von einer schwächeren Entwicklung des US-Dollars ausgehen, haben die Möglichkeit, einen ETC mit Währungssicherung zu erwerben.
Hier sollen beispielhaft zwei währungsgesicherte ETCs von Xtrackers vorgestellt werden, um einige Auswirkungen aufzuzeigen.

Es fällt auf, dass die Gesamtkostenquote deutlich höher ist. Aber das war auch zu erwarten, da ja eine Währungsabsicherung zu finanzieren ist. Mit welchen Konstrukten dies umgesetzt wird, ist in den Prospekten nicht explizit beschrieben.

Vergleichen wir die Rendite mit den nicht währungsgesicherten ETCs, müssen wir attestieren, dass die Performance deutlich geringer ist. In kleinerem Rahmen haben die höheren Kosten einen Einfluss, aber Hauptursache ist , dass der Dollar in den letzten Jahren gegenüber dem Euro an Stärke gewonnen hat.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch nochmals auf den Beitrag <Buchrezension “Reich mit Rohstoffen”> verweisen.
bei Interesse nachfolgend der Affiliate Link zum Buch (es fallen nur Versandkosten an).

Investieren in Silber

Im letzten Beitrag <Silber – einen zweiten Blick wert?> habe ich anhand der Daten den Schluss gezogen, dass der Silberpreis mittelfristig deutlich Potential haben könnte.

Für den Personenkreis, der zu dem gleichen Ergebnis gekommen ist, stellt sich nun die Frage, mit welchen Investments sich ein steigender Silberpreis versilbern lässt.

Disclaimer: Selbstverständlich handelt es sich hierbei nicht um eine Anlagenberatung. Der Beitrag gibt lediglich meine persönliche Meinung wieder und soll weder eine Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf noch zum Verkauf darstellen.
Auch bin ich kein Steuerberater. Deshalb kann ich keine Garantie für die Aussagen übernehmen, die sich auf das Thema Steuern beziehen, zumal sich die Steuergesetzgebung jederzeit ändern kann. Bitte kontaktieren Sie dazu den Fachmann Ihrer Wahl. Außerdem beziehen sich die Hinweise auf Deutschland. In Österreich, der Schweiz und natürlich in allen anderen nicht deutschsprachigen Ländern werden andere steuerlichen Gegebenheiten vorliegen.

Kauf von physischem Silber

Silber hat beim physischen Kauf gegenüber Gold einen großen Nachteil: Es fallen in der Regel 19% Mehrwertsteuer an. Dies gilt auch für andere Weißmetalle wie beispielsweise Platin und Palladium. Teilweise lässt sich die Mehrwertsteuer umgehen. Dazu mehr im weiteren Verlauf.

Silberbarren

Wollen Sie Silberbarren kaufen, um sie zu Hause oder in einem Schließfach zu lagern, müssen Sie davon ausgehen, dass – wie oben erwähnt – 19% Mehrwertsteuer anfallen.
Weiter müssen Sie einen Spread zwischen An- und Verkaufskurs bei Online-Händlern von 10% und mehr einrechnen. Bei stationären Händlern und Banken oder bei kleineren Barrengrößen kann der Spread noch deutlich größer sein. In Summe muss der Silberpreis also mindestens 29% steigen, damit der Silberbestand ohne Verluste verkauft werden kann.

Silbermünzen

Für Silbermünzen galt bis Ende des letzten Jahres die Differenzbesteuerung, die aber seit dem 1.Januar 2025 entfällt. Aber es gibt einige Sonderregelungen. So können Bestände, die vor 2025 importiert wurden und sich im Lagerbestand des Händlers befinden. Gleiches gilt für privat angekaufte Silbermünzen.

Was heisst Differenzbesteuerung?
Differenzbesteuerung bedeutet, dass nur die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs mit 19% Mehrwertsteuer belastet wird. Beispielsweise würde bei einem Spread von 10% zwischen An- und Verkauf nur 1,9%  Steuer fällig.
Falls Sie Interesse am Kauf von Silbermünzen haben, sollten Sie prüfen, ob diese differenzbesteuert erworben werden können.

Dazu kommt bei Silbermünzen hinzu, dass der Preis der Silbermünzen den Silberwert übersteigt, da auch noch Prägekosten hinzukommen. Im Gegenzug können Münzen deutlich an Wert gewinnen, wenn sie in Sammlerkreisen gefragt sind. Das gilt in der Regel für seltenen Münzen. Für Numismatiker mag der Umstand durchaus eine Option darstellen. Für den Laien, zu denen ich mich zähle, ist die Variante eher unbedeutend, da diese Art von Wertsteigerung dann höchstens dem Zufall geschuldet wäre.

Sowohl für Silberbarren als auch für Silbermünzen, die zu Hause gelagert werden, besteht die Gefahr des Diebstahls. Neben der Unterbringung in einem Tresor wäre auch der Kontakt mit der eigenen Versichungsgesellschaft ratsam, damit ausreichender Versicherungschutz gegeben ist.
Sicherer sind Bankschließfächer, deren Kosten je nach Bank und Größe im unteren dreistelligen Euro-Bereich liegen dürfte. Für genauere Informationen sollten Sie die Bank Ihrer Wahl kontaktieren.

Silberkauf mit Einlagerung in Zollfreilager

Dem Mehrwertsteuersatz von 19% und der Differenzbesteuerung kann entgehen, wer die Silberbarren oder Silbermünzen in ein Zollfreilager einlagern lässt.
Neben der Steuerersparnis ist die Sicherheit hoch einzustufen. Dazu ist meist eine Versicherung mit eingeschlossen.

Aber es gibt auch Nachteile, die nicht zu vernachlässigen sind:

  • Die Wertanlage ist nicht im eigenen Besitz.
  • Es entstehen wiederkehrende Kosten für die Lagerung, sowie Gebühren für die Einrichtung, die Einlagerung und die Entnahme.
  • Unter Umständen sind Mindestanlagesummen erforderlich.
  • Der Verkauf kann eventuell nur über den Dienstleister erfolgen, so dass kein Preisvergleich möglich ist.

Für die Lagerung ist mit Kosten zwischen 0,8% und 1,5% im Jahr auszugehen (es wurden nicht alle Anbieter überprüft, sondern nur ein breiter Querschnitt – außerdem ist es eine Momentaufnahme), die in die Kalkulation mit einbezogen werden sollte.

An der Stelle nochmals der Hinweis auf den Disclaimer, da ich kein Steuerexperte bin.

Exchange Traded Commodities (ETCs)

Weithin bekannt sind Exchange Traded Funds (ETFs) oder auf deutsch “börsengehandelte Fonds”. ETFs sind Investmentfonds, die an der Börse gehandelt werden. Sie bilden in der Regel einen Index nach, der aus einer Vielzahl von Vermögenswerten besteht.
Der entscheidende Ausdruck ist “Vielzahl von Vermögenswerten”. Ein börsengehandelter Fonds auf Silber würde nur aus einer einzelnen Anlage, nämlich Silber bestehen. Das ist laut EU-Richtlinie für einen ETF nicht zulässig.
Aus diesem Grund wurden Exchange Traded Commodities (börsengehandelte Rohstoffe) aufgelegt. Über ETCs besteht die Möglichkeit in einen einzelnen Rohstoff wie Silber zu investieren.

Worin unterscheiden sich die beiden Produkte?

  • ETFs sind Sondervermögen, das im Falle einer Insolvenz des Emittenten geschützt ist.
    ETCs sind dagegen Schuldverschreibungen, die dem Emittentenrisiko unterliegen. Um das Risiko zu reduzieren hinterlegen manche Anbieter das Silber in physischer Form bei einem Treuhänder.
  • ETFs bieten eine breite Palette von Anlageklassen an, während ETCs meist auf Rohstoffe spezialisiert sind.
  • Bei ETFs gilt die Abgeltungssteuer von derzeit 25% plus Solidaritätszuschlag und ggfs. Kirchensteuer.
    Bei ETCs muss unterschieden werden: Sind die ETCs als Zertifikat klassifiziert, gilt die gleiche Regelung wie bei ETFs. Sind sie als privates Veräußerungsgeschäft klassifiziert, so muss bei einer Haltedauer ab einem Jahr der Gewinn nicht versteuert werden, ansonsten gilt der persönliche Einkommenssteuersatz.
    Letztere Klassifizierung trifft aktuell auf ETCs zu, die das Silber physisch hinterlegt haben und die Möglichkeit der Lieferung anbieten (wobei dann wieder die Mehrwertsteuer greifen würde).

ETCs sind eine meist günstige Variante, um in Silber zu investieren. Dafür tragen Sie ein Emittentenrisiko, das sich aber je nach Ausführung reduzieren lässt.
Bitte informieren Sie sich bei Interesse immer persönlich über Kosten, Risiken und steuerlicher Behandlung (sieh auch Disclaimer).

In einem separaten Beitrag sollen einige Silber-ETCs vorgestellt und verglichen werden.

Silberminenaktien

Eine positive Kursentwicklung des Silberpreises sollte in der Regel auch den Kurs der Silberminenaktien positiv beeinflussen. Oftmals ist auch zu lesen, dass der Silberpreis eine Hebelwirkung auf deren Kurs ausübt.
Was ist darunter zu verstehen?
Gehen wir von einem fiktiven Beispiel aus: Ein Gesellschaft kann zu 15 US-Dollar pro Unze Silber fördern, und der Silberpreis notiert bei 25 US-Dollar. Das Unternehmen erzielt also einen Bruttogewinn von $10 pro Unze. Steigt nun der Silberpreis um 20% von $25 auf $30, so würde der Bruttogewinn von $10 auf $15, also um 50% steigen, sofern alle anderen Parameter gleich bleiben.

Soweit so gut, aber es gibt eben auch noch andere Faktoren, die den Aktienkurs bewegen:

  • Sinkt die Produktionsmenge wird der Aktienkurs dem Silberpreis nicht folgen. So hat der Umfang der Reserven, sowie deren Qualität einen großen Einfluss.
  • Politische Instabilität in den Ländern, in denen die Minen liegen, kann die Aktienkurse beeinflussen.
  • Strengere Umweltauflagen können zu höheren Förderkosten führen.
  • Inflation kann die Löhne und die Förderkosten generell in die Höhe treiben.

DIe kurze Zusammenfassung erhebt keinen Anpruch auf Vollständigkeit, soll aber erklären, warum steigende Silberpreise zwar eine hohe Wahrscheinlichkeit für steigende Kurse bietet, aber nicht immer und vor allem nicht bei allen Unternehmen.

Wer das Risiko der Investition in einzelne Gesellschaften vermeiden will, hat im Gegensatz zum reinen Anlage in Silber die Möglichkeit, auf einen ETF zurückzugreifen. Damit kann eine breite Diversifizierung erfolgen.

Auch zum Thema Silberminenaktien und ETFs auf Silberminenaktien ist ein eigener Artikel geplant.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch nochmals auf den Beitrag <Buchrezension “Reich mit Rohstoffen”> verweisen.
Nachfolgend der Affiliate Link zum Buch (es fallen nur Versandkosten an).

Silber – eine zweiten Blick wert?

Im Artikel <Buchrezension “Reich mit Rohstoffen”> habe ich angekündigt, mich zukünftig vermehrt mit dem Thema Rohstoffen auseinanderzusetzen.
Diese Ansage möchte ich jetzt umsetzen.
Als Einstieg habe ich Silber gewählt. Dem Edelmetall, das meist in der Gunst der Anleger weit hinter Gold angesiedelt ist, traue ich eine vielversprechende Entwicklung zu.
In diesem Beitrag möchte ich mit Daten hinterlegen, wie ich zu der Einschätzung komme. In Folgebeiträgen werde ich darlegen, wie Anleger von Preissteigerungen bei Silber profitieren könnten.

Disclaimer: Selbstverständlich handelt es sich hierbei nicht um eine Anlagenberatung. Der Beitrag gibt lediglich meine persönliche Meinung wieder und soll weder eine Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf noch zum Verkauf darstellen.
Trotz sorgfältiger Analyse kann ich auch für die Korrektheit der Daten keine Garantie geben.
Über Interessenkonflikte durch Besitz der jeweiligen Aktie oder einen zeitnah geplanten Kauf/Verkauf werde ich im Laufe der Beiträge Bezug nehmen.

Angebots- und Nachfrageentwicklung bei Silber

Unabhängig um welches Gut oder welche Dienstleistung es sich auch handeln mag, in einer freien Marktwirtschaft ist die Preisentwicklung in erster Linie abhängig von Angebot und Nachfrage. Schauen wir uns dazu die Daten beim Silber an:

Quelle: silverinstitute.org

Vorab eine kurze Information zur Einheit Moz. Wie auch beim Gold ist die übliche Maßeinheit für das Gewicht (eigentlich Masse) beim Silber die Unze.
Eine Unze entspricht 28,3495 g.
Eine Megaunze (Moz) sind eine Million Unzen und entspricht somit 28.349,5 kg.

Das Diagramm können wir in drei Abschnitte unterteilen:

  1. Von 2015 bis 2019 sind Angebot und Nachfrage in etwa im Gleichgewicht. Teilweise ist das Angebot höher, teilweise die Nachfrage und teilweise sind sie fast identisch.
  2. Das Jahr 2020 nimmt eine Sonderstellung ein, da die Corona-Pandemie die Weltwirtschaft auf den Kopf stellte.
  3. Seit 2021 übersteigt die Nachfrage das Angebot deutlich. Für das Jahr 2021 und in geringerem Maße das für das Jahr 2022 könnte man noch Nachholeffekte anführen. Ab 2023 hat das Mißverhältnis sicherlich nichts mehr mit Pandemiefolgen zu tun.

Um die aktuelle Differenz zwischen Angebot und Nachfrage auszugleichen, gibt es zwei Hebel: Das Angebot könnte ansteigen oder aber die Nachfrage sinken. Wie die Chancen dazu stehen, behandeln wir im nächsten Abschnitt.

Die Nachfrage beim Silber

Silber zählt zu den Edelmetallen, wird aber auch als Industriemetall eingesetzt. Werfen wir einen Blick auf die Anwendungsgebiete von Silber:

Anwendungen von Silber

  • Elektrotechnik und Elektronik
    Silber hat die beste elektrische Leitfähigkeit und wird deshalb häufig im Bereich der Elektrotechnik und Elektronik, z.B. bei Schaltern, Steckverbindern und Leiterplatten bis zu Photovoltaik und Batterien eingesetzt. Auf die beiden letzteren Produkte werden wir später nochmals gezielt eingehen.
  • Hart- und Weichlöten
    Hier werden Silberlot und silberhaltige Lote eingesetzt. Damit wird die Korrosionsbeständigkeit und hohe Wärmeleitfähigkeit von Silber genutzt.
  • Weitere industrielle Anwendungen
    Silber wird auch bei Katalysatoren, bei der Wasserreinigung und in der Medizin für Wundverbände, Antiseptika, sowie für Katheder und medizinische Geräte eingesetzt.
  • Silberschmuck
    Silber ist ein beliebtes Material für die Herstellung von Ringen, Halsketten, Armbändern, Ohrringen und anderen Schmuckstücken.
  • Silberware
    Der Begriff umfasst Tischgeschirr wie Besteck, Teller, Tassen, Tee- und Kaffeesets, sowie dekorative Objekte wie Vasen, Kerzenhalter u.ä.
  • Fotografie
    Die analoge Fotografie ist zwar rückläufig, wird aber immer noch eingesetzt. Dabei ist Silber ein wesentlicher Bestandteil fotografischer Materialien.

Wo wird Silber noch nachgefragt?

Ein nicht unerheblicher Teil des Silbers wird als Edelmetall zu Investitionszwecken nachgefragt. Das kann in Form von Silberbarren, Silbermünzen und Silber-ETCs, die physisch hinterlegt sind, erfolgen.

Daten zur Nachfrage

Werfen wir einen Blick, wie sich die Nachfrage insgesamt zusammensetzt. Die Daten beziehen sich auf die Schätzungen für das Jahr 2024.

Quelle: silverinstitute.org

Nachdem angezeigt wurde, für welche Anwendungen Silber eingesetzt wird, ist es nicht überraschend, dass durch die Industrie die mit Abstand größte Nachfrage besteht. Mit deutlichem Rückstand folgt die Investition in Silver.
Interessant ist nun wie sich die Nachfrage durch die Industrie zusammensetzt.

Quelle: silverinstitute.org

Es ist zu erkennen, dass der Bereich Elektrik/Elektronik und Photovoltaik für fast drei Viertel der Nachfrage verantwortlich ist.
Nun interessiert ja nicht nur die aktuelle Nachfrage, sondern auch die Entwicklung. Das folgende Diagramm zeigt die Entwicklung von 2015 bis 2024 (erwartet).

Quelle: silverinstitute.org

Unverkennbar ist die steile Entwicklung der Silbernachfrage durch Photovoltaikanlagen.
Von 2015 bis 2024 betrug der absolute Zuwachs 289,26%, das sind 16,30% pro Jahr.
Dabei ist die große Zunahme erst in den letzten Jahren erfolgt:
Von 2021 bis 2024 betrug der absolute Zuwachs 160,97%, das sind 37,68% pro Jahr.

Aber als Anleger ist nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft von Bedeutung, weshalb wir Schätzungen zur Neuinstallation von Photovoltaikanlagen betrachten wollen:

Quelle: pv-magazin.de (02/2024 mit Bezug zu BloombergNEF)

Laut den Schätzungen beträgt die jährliche Steigerung bei der Neuinstallation von Photovoltaikanlagen von 2023 bis 2030 rund 10,27%. Der Wert liegt zwar unter den Steigerungsraten der Vergangenheit, trägt aber dennoch zu einer deutlichen Erhöhung der Silbernachfrage in den kommenden Jahren bei.

Im Gegensatz zu den Photovoltaikanlagen fällt die Entwicklung der Nachfrage im Elektro-/Elektronikbereich sehr viel flacher aus.
Von 2015 bis 2024 betrug der absolute Zuwachs 19,23%, das sind 1,97% pro Jahr.
Aber in diesem Bereich könnte ein Gamechanger auf dem Weg sein:

Festkörperbatterien für Elektromobilität

Die Festkörperbatterie gilt als disruptives Konzept im Bereich der Elektromobilität.
Neben höheren Energiedichten, Schnellladefähigkeit und längerer Lebensdauer verspricht der neue Batterietyp auch höhere Brandsicherheit.
Reichweiten von über 1.000 km und Ladezeiten im Bereich von 10 Minuten könnten den Kreis von potentiellen Käufern von Elektro-Autos stark erweitern.
Erwähnt werden muss allerdings, dass die Technik noch sehr jung ist, und dass die Serienfertigung momentan noch Probleme bereitet.

Was hat das Thema mit der Silbernachfrage zu tun?
Sehr viel, denn laut “finshots.in” wird für eine Batteriegröße von 100kWh ein Kilogramm Silber benötigt. Zuletzt wurden 80 Millionen Elektroautos ausgeliefert. Würden nur 20% davon mit Festkörperbatterien ausgerüstet, so wären das 16 Millionen Fahrzeuge, die 16 Millionen Kilogramm Silber nur für die Batterie erfordern.
16 Millionen Kilogramm Silber entsprechen ca. 564 Moz Silber. Schauen wir nochmals auf das erste Diagramm, so stellen wir fest, dass sich das gesamte Silberangebot 2024 (geschätzt) auf 1003,8 Moz belief.
Für die Elektroautos würden also mehr als die Hälfte des gesamten Silberangebots benötigt. Dabei sind sich die Experten einig, dass die Anzahl der Elektrofahrzeuge zunehmen wird.

Das Angebot beim Silber

Daten zum Angebot

Werfen wir einen Blick, wie sich das Angebot insgesamt zusammensetzt. Die Daten beziehen sich auf die Schätzungen für das Jahr 2024.

Quelle: silverinstitute.org

Das Angebot kommt zu rund 82% vom Silberabbau und zu knapp 18% vom Recycling. Verkäufe staatlicher Stellen spielen keine Rolle. Wie sich das Angebot seit 2015 entwickelt hat, zeigt das nächste Diagramm.

Es lässt sich erkennen, dass die Produktion eher leicht rückläufig ist, während das aus Recycling gewonnene Silber leicht zugenommen hat.

Ist von einer Erhöhung des Angebots in naher Zukunft auszugehen?

Bei der Bergwerksproduktion ergibt sich ein gemischtes Bild. Einige Unternehmen haben Projekte in der Pipeline, die im laufenden Jahr, bzw. in den nächsten Jahren mit der Produktion starten wollen.
Demgegenüber stehen aber Minen, bei denen der Zenit überschritten ist, sprich die geförderte Menge ist rückläufig. Eine konkrete Abschätzung fällt hierbei aber sehr schwer. Allerdings ist die vorherrschende Meinung, dass das Angebot durch die Bergwerksproduktion in den nächsten Jahren höchstens marginal steigen wird.
Dazu wird davon ausgegangen, dass bereits drei Viertel des verfügbaren Silbers abgebaut wurde und die noch zugänglichen Ressourcen den Bedarf nur für die nächsten 30 Jahre deckt, wobei Zahlen dieser Art immer mit einer gewissen Vorsicht zu genießen sind.
Erschwerend kommt hinzu, dass nur rund ein Viertel der Silberproduktion aus reinen Silberminen stammt. Der Rest wird als Nebenprodukt anderer Metalle wie Blei oder Kupfer gewonnen.

Wenn die Förderung von Silber nicht signifikant gesteigert werden kann, dann müsste doch das Silber-Recycling zulegen. Immerhin werden nur 30-40 Prozent des nicht mehr eingesetzten Silbers recycelt.
Die Recycling-Rate bei Schmuck und Silberware ist seit jeher ziemlich hoch, da der Prozess durch den hohen Silberanteil beim Ausgangsmaterial relativ einfach und kostengünstig ist. Aber immer mehr Silber geht z.B. in die Elektronik ein. Laut dem Informationszentrum-Mobilfunk sind in einem Handy rund 0,17 g Silber. Durch die große Anzahl an Handys kommt in Summe eine Menge Silber zusammen, aber das Silber eines einzelnen Handys zu recyceln ist mühsam und teuer.
Außerdem gibt es keinen umfassenden Recycling-Prozess. Elektroschrott wird meist nicht dem Recycling zugeführt.
Zusammendfassend lässt sich feststellen, dass vermehrt Silber aus Recycling gewonnen werden wird, aber riesige Mengen werden in der näheren Zukunft wohl nicht hinzukommen.

Fazit

Fakt ist, dass eine stark steigende Nachfrage beim Silber vor allem aus dem Bereich der Elektronik inklusive Photovoltaik auf ein stagnierendes Angebot trifft.
Sollte sich die Festkörperbatterie in der aktuellen Form durchsetzen, würde die Versorgungslücke extrem werden.
Fundamental spricht alles für steigende Silberpreise. Zu beachten ist, dass keine Aussage getroffen werden kann, wie sich der Silberpreis in den nächsten drei Monaten entwickelt. Er kann 20% steigen oder auch 20% fallen. Fundamentaldaten können keine kurzfristigen Entwicklungen vorhersagen (sofern kein Bruch in den Daten erkennbar ist). Aber mit der Kenntnis von heute und unter der Voraussetzung, dass die Prognosen nicht komplett für die Tonne sind, sollte der Silberpreis in den nächsten Jahren deutlich zulegen.

In welcher Form wir als Anleger von dieser Entwicklung profitieren könnten, wollen wir im nächsten Beitrag behandeln.

Palantir – Himmelsstürmer oder total überbewertet


Künftig sollen auf der Website nicht nur Strategien und Backtests, sondern auch Informationen und Einschätzungen zu Einzelaktien erscheinen.
Vielleicht könnt ihr mir über die Kommentarfunktion eine Rückmeldung geben, ob das in eurem Interesse ist.

Disclaimer: Selbstverständlich handelt es sich hierbei nicht um eine Anlagenberatung. Der Beitrag gibt lediglich meine persönliche Meinung wieder und soll weder eine Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf noch zum Verkauf darstellen.
Trotz sorgfältiger Analyse kann ich auch für die Korrektheit der Daten keine Garantie geben.
Über Interessenkonflikte durch Besitz der jeweiligen Aktie oder einen zeitnah geplanten Kauf/Verkauf werde ich im Laufe der Beiträge Bezug nehmen.

Kurzvorstellung des Unternehmens

Palantir Technologies ist ein US-amerikanisches Softwareunternehmen, das sich auf die Analyse großer Datenmengen spezialisiert hat. Das Unternehmen wurde im Jahr 2003 gegründet und hat sich seitdem zu einem wichtigen Akteur in den Bereichen Datenanalyse, künstliche Intelligenz und Softwareentwicklung entwickelt.

Kerngeschäft und Produkte:

Palantir bietet eine Reihe von Softwareplattformen und Dienstleistungen an, die es Unternehmen und Organisationen ermöglichen, große Datenmengen zu analysieren und zu verstehen. Zu den bekanntesten Produkten gehören:

  • Gotham: Eine Plattform für die Analyse von Daten im Bereich der öffentlichen Sicherheit und Strafverfolgung. Sie wird von Regierungsbehörden und Strafverfolgungsbehörden eingesetzt, um Kriminalität und Terrorismus zu bekämpfen.
  • Foundry: Eine Plattform für die Analyse von Daten in Unternehmen und Organisationen. Sie wird von Unternehmen in verschiedenen Branchen eingesetzt, um Geschäftsentscheidungen zu treffen, die Effizienz zu verbessern und Risiken zu managen.
  • AIP: Eine Plattform, die erlaubt KI-Technologien in bestehende Plattformen zu integrieren. Die Artificial Intelligence Platform erweitert die Datenanalyse durch maschinelles Lernen und KI-Algorithmen.

Operatives Ergebnis

Werfen wir zuerst einen Blick auf die Gewinn- und Verlustrechnung, die der Website von Palantir entnommen wurde:

Umsatz und Bruttogewinn zeigen ein sehr erfreuliches Bild. Auch Zins- und andere Einnahmen sind deutlich gestiegen. Weniger erfreulich ist allerdings die große Steigerung der Betriebskosten. Diese sind mit einem Verweis (1) versehen. Begutachten wir die entsprechenden Anmerkungen:

Hier lässt sich erkennen, dass die Ausgaben für die aktienbasierte Vergütung überproportional gestiegen ist.
Erwähnt werden muss, dass eine aktien-basierte Vergütung auch Vorteile hat. So dient dieses Mittel der Bindung und der Motivation der Mitarbeiter. Wie gesehen gehen die Ausgaben in die Gewinn- und Verlustrechnung ein, ohne dass sie zahlungswirksam werden. D.h. es fließt kein Geld aus der Firma, so dass die Ausgaben dem Cash Flow zugeschlagen werden.
Der Nachteil dieser Entlohnungsform liegt in der Verwässerung. Es werden neue Aktien ausgegeben, womit der Anteil eines Aktionärs am Unternehmen sinkt. Im Laufe der Zeit sollte sich der Effekt aber reduzieren.
Die Anzahl der Aktien bei Palantir hat sich in den letzten Quartalen wie folgt entwickelt (Quelle Tradingview):

In Summe zeigt die Gewinn- und Verlustrechnung ein gemischtes Bild an. Während die Entwicklung auf der Einnahmenseite sehr erfreulich ist, weist die Ausgabenseite einige Schatten auf.

Die Bilanz

Betrachten wir in Folge die Bilanz:

Die Bilanz von Palantir lässt sich kurz und bündig als Träumchen bezeichnen.
Die Zahlungsmittel haben sich im Bezug zum 4.Quartal 2023 weit mehr als verdoppelt und das gesamte Eigenkapital hat um nahezu 50 Prozent zugelegt. Palantir kann ohne Übertreibung als Cashcow bezeichnet werden. Dazu machen die Gesamtverbindlichkeiten nur einen Bruchteil des Cash’ aus.
Bilanziell kann Palantir mit der Schulnote “1” bewertet werden.

Palantir und die Rule-of-40

Die Rule-of-40 ist eine Kennzahl, die zur Bewertung von Wachstumsaktien eingesetzt wird. Dabei wird das Umsatzwachstum und die Free Cashflow-Marge (manchmal auch EBITDA-Marge) jeweils in Prozent addiert.
Ab einem Wert von 40 gilt die Regel als erfüllt. Überprüft wird die Kombination von Wachstum und Profitabilität. So wird beispielsweise einem jungen Unternehmen, das eine Wachsumsrate von 50% hat, eine negative Free Cashflow-Marge von -10% zugestanden. Im Laufe der Jahre ist in der Regel die Wachstumsrate rückläufig, dafür muss dann aber die Profitabiltät steigen. Fällt das Wachstum auf 30% sollte die Cashflow-Marge auf mindestens 10% steigen.
Wie erwähnt stellt ein Wert von 40 dem entsprechenden Unternehmen ein gutes Zeugnis aus. Ein Wert von 50 gilt als sehr gut. Und wie sieht es bei Palantir aus:

Aktuell erreicht Palantir einen Wert von 81, was ausgesprochen gut ist.

Entwicklung der gewerblichen US-Kunden

Kritikpunkt in der Vergangenheit war immer der große Anteil von Staatsaufträgen beim Gesamtumsatz. Da die USA bekanntermaßen einen immer höheren Schuldenberg aufbauen, besteht die Befürchtung, dass künftige Sparmaßnahmen Palantir hart treffen könnten.
Deshalb ist die Entwicklung der gewerblichen Kunden von großem Interesse.

In der Präsentation geht Palantir auf die Entwicklung der gewerblichen Kunden in den USA ein.
Die Anzahl der Kunden ist auf Jahressicht um 73% angewachsen, in den letzen drei Jahren hat sich die Anzahl verfünffacht.
Noch offene Aufträge haben um 99% und der Gesamtwert der privatwirtschaftlichen Aufträge haben um 134% jeweils auf ein Jahr gesehen zugenommen.

Palantirs Bewertung

Die nachfolgenden Daten beziehen sich auf den 13.02.2025.

Kurs-Umsatz-Verhältnis                                 75,25

Kurs-Gewinn-Verhältnis                               258,98

Die Bewertung von Palantir bezogen auf KUV und KGV lässt sich nur folgendermaßen beschreiben: “exorbitant hoch”.

Das Fazit

Vorab der angekündigte Disclaimer: Ich bin im Besitz von Palantir-Aktien seit Mai 2023 und habe zwischenzeitlich Teilverkäufe getätigt, so dass ich die ursprüngliche Investitionssumme bereits entnommen habe. Mit diesem Hintergrund habe ich die Absicht, in näherer Zukunft keine weiteren Verkäufe vorzunehmen, obwohl Palantir durch die starke Performance aktuell die höchstgewichtete Position in meinem Portfolio ist.

Palantir überzeugt durch zuletzt exponentielles Wachstum und hohe Profitabilität. Demgegenüber steht die extreme Bewertung und die Verwässerung durch die aktienbasierte Vergütung.
Insofern würde es nicht überraschen, wenn es kurz- bis mittelfristig zu einer Korrektur oder zumindest zu einer Konsolidierung kommen würde. Auf Sicht mehrerer Jahre sehe ich bei der Aktie aber großes Potential.

Wäre ich noch nicht investiert, würde ich auf einen Einstieg zu tieferen Kursen spekulieren. Wer auf eine Fortsetzung des Aufwärtstrend spekuliert, könnte mit einem Teilbetrag einsteigen und im Falle einer Korrektur nachkaufen.

Dabei handelt es sich selbstverständlich um meine persönliche Meinung, die durch die historische Entwicklung bedingt auch subjektive Nuancen beinhalten kann. Ihr setzt Euer persönliches Geld ein, also bitte macht Eure eigenen Hausaufgaben zur Aktie.

Buchrezension “Reich mit Rohstoffen”


In einer Welt, die zunehmend von der Notwendigkeit geprägt ist, nachhaltige und innovative Lösungen für wirtschaftliche Herausforderungen zu finden, bietet das Buch “Reich mit Rohstoffen” von Andre Doerk und Miriam Kraus einen faszinierenden Einblick in die Welt der Rohstoffe und deren Potenzial für Wohlstand und Entwicklung. Die Autoren, die beide über umfangreiche Erfahrungen in der Rohstoffbranche verfügen, kombinieren fundierte Analysen mit praktischen Ratschlägen, um Lesern zu helfen, die Chancen und Risiken im Rohstoffsektor besser zu verstehen. Das Buch richtet sich sowohl an Anfänger als auch an fortgeschrittene Anleger.

Der Inhalt

Das Buch ist klar strukturiert und gliedert sich in mehrere Kapitel, die jeweils unterschiedliche Aspekte des Rohstoffmarktes beleuchten. Die Autoren beginnen mit einer Einführung in die Grundlagen der Rohstoffwirtschaft, gefolgt von einer detaillierten Analyse der verschiedenen Rohstoffarten, einschließlich Metallen, Energieträgern und Agrarprodukten. Jedes Kapitel ist reich an Daten und Statistiken, die die Argumente der Autoren untermauern und dem Leser ein umfassendes Bild der globalen Rohstoffmärkte vermitteln.

Ein besonders hervorzuhebendes Kapitel ist das über die geopolitischen Aspekte des Rohstoffhandels. Doerk und Kraus erläutern, wie politische Entscheidungen und internationale Beziehungen die Verfügbarkeit und den Preis von Rohstoffen beeinflussen können. Diese Perspektive ist besonders wertvoll für Investoren und Unternehmer, die in diesem Bereich tätig sind, da sie die Komplexität der Märkte und die Notwendigkeit eines strategischen Denkens verdeutlicht.

Ratschläge und Strategien

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Buches sind die praktischen Ratschläge, die die Autoren geben. Sie bieten Strategien für Investoren, die in Rohstoffe investieren möchten, und erläutern, wie man Risiken minimieren und Chancen maximieren kann. Die Autoren betonen die Bedeutung von Diversifikation und einer fundierten Marktanalyse, um erfolgreich im Rohstoffsektor zu agieren. Diese Tipps sind nicht nur für erfahrene Investoren von Nutzen, sondern auch für Einsteiger, die sich in diesem komplexen Markt zurechtfinden möchten.

Nachhaltigkeit und Zukunftsperpektiven

Ein zentrales Thema des Buches ist die Frage der Nachhaltigkeit. Doerk und Kraus diskutieren die Herausforderungen, die mit der Rohstoffgewinnung und -nutzung verbunden sind, und betonen die Notwendigkeit, umweltfreundliche Praktiken zu fördern. Sie argumentieren, dass die Zukunft der Rohstoffwirtschaft in der Entwicklung nachhaltiger Technologien und der Förderung erneuerbarer Ressourcen liegt. Diese Perspektive ist besonders relevant in Anbetracht der globalen Bemühungen um Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung.

Fazit

Insgesamt ist “Reich mit Rohstoffen” ein äußerst informatives und gut recherchiertes Buch, das sowohl für Investoren als auch für Interessierte an der Rohstoffwirtschaft von großem Wert ist. Andre Doerk und Miriam Kraus schaffen es, die Komplexität des Rohstoffmarktes verständlich zu machen und gleichzeitig wichtige strategische Einblicke zu bieten. Die Diskussion über Nachhaltigkeit und die Zukunftsperspektiven der Branche machen das Buch besonders relevant in der heutigen Zeit.
Was mir persönlich sehr gut gefallen hat, war der klare und prägnante Schreibstil, der das Buch auch für Leser ohne tiefergehende Vorkenntnisse im Bereich der Rohstoffe verständlich macht. Die Verwendung von anschaulichen Beispielen und Fallstudien trägt dazu bei, komplexe Konzepte verständlich zu machen. Zudem sind die Kapitel gut gegliedert, sodass der Leser leicht zwischen den Themen navigieren kann.

Ich kann das Buch guten Gewissens weiterempfehlen, da es mir Einblick in ein Thema gegeben hat, das ich auch künftig in mein Portfolio mit einfließen lassen will. Daneben möchte ich auch den ein oder anderen Artikel zu dem Thema veröffentlichen.

Über diesen <<<Affiliate-Link>>> können Sie das Buch Gratis bestellen. Lediglich für Porto und Versand fallen Kosten an, die meiner Meinung nach aber in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen.

Nachbildung des Allwetter-Portfolios

In diesem Artikel soll eine Nachbildung des Allwetter-Portfolios von Ray Dalio vorgestellt werden. Das virtuelle Depot soll allerdings nicht wie bei den anderen Strategiedepots wöchentlich aktualisiert und aufgeführt werden, sondern im jährlichen Rhythmus analysiert werden, um zu überprüfen, ob eine attraktive Rendite bei begrenztem Abwärtsrisiko ermöglicht wird.
Die Ergebnisse sollen dann mit dem S&P500, dem MSCI-World, dem DAX und den Allwetter-ETFs von extraETF und justETF verglichen werden.

Es gibt viele Nachbildungen, die den hohen US-Anteil und damit auch das Währungsrisiko reduzieren. Wir wollen uns hier aber soweit möglich auf die Original-Strategie konzentrieren, wie im letzten Artikel vorgestellt.

Auswahlkriterien

Um das Portfolio nachzubilden gibt es pro Komponente nicht nur den einen passenden ETF. Wo die Vorgaben relativ eindeutig definiert sind, wie bei den US-Staatsanleihen, wurde der ETF mit den günstigsten Gesamtkosten (TER) gewählt. Auch bei den anderen Teilkomponenten wurde nach Filterung der passenden Kriterien, die Gesamtkosten als entscheidendes Kriterium eingesetzt. Daneben wurden nur thesaurierende ETFs in Betracht gezogen.
Bei den US-Large Caps wurde der S&P 500, bei den Large Caps aus Europa der STOXX 600 und bei den US-Small Caps der Russell 2000 als Bezug herangezogen.
Bei den Emerging Markets und den Large Caps Asien wurden keine reinen Large Cap-ETFs gefunden. Ab er bei den ausgewählten ETFs dominieren die Aktien mit hoher Marktkapitalisierung die Gewichtung.

Das virtuelle Depot

Name WPKN Kauf-datum Anzahl Kaufkurs Kaufpreis Gewichtung
iShares USD Treasury Bond 20+yr UCITS ETF A12HL9 02.01.25 2557 3,12 € 8.000,96 € 40,00%
Invesco US Treasury Bond 7-10 Year UCITS ETF A2PEPQ 02.01.25 76 39,38 € 3.004,57 € 15,02%
Invesco S&P 500 EUR Hedged UCITS ETF A12DYR 02.01.25 78 45,89 € 3.592,31 € 17,96%
Xtrackers Stoxx Europe 600 UCITS ETF DBX0TR 02.01.25 10 79,03 € 800,09 € 4,00%
Amundi Prime Emerging Markets UCITS ETF A3CM5D 02.01.25 33 17,87 € 599,43 € 3,00%
Xtrackers Russell 2000 UCITS ETF A1XEJT 02.01.25 2 316,90 € 643,43 € 3,22%
Vanguard ESG Devel. Asia Pacific All Cap UCITS ETF A3DJRA 02.01.25 62 6,39 € 405,39 € 2,03%
EUWAX Gold II EWG2LD 02.01.25 17 83,68 € 1.432,98 € 7,16%
iShares Diversified Commodity Swap UCITS ETF A2DK6R 02.01.25 224 6,68 € 1.506,59 € 7,53%
Depotwert: 19.985,76 €
Cash: 14,24 €
Gesamtwert: 20.000,00 €

Lassen Sie uns die künftige Entwicklung des Portfolios beobachten.

Das Allwetter-Portfolio

“Beim Investieren sollte die Rendite, die Du erwartest, davon abhängig sein, ob Du gut essen oder gut schlafen willst.”

J. Kenfield Morley

Ray Dalio entwickelte in den 1990er Jahren die Strategie, die den Anleger sowohl gut schlafen als auch gut essen lassen sollten, indem in allen Marktphasen Renditen erzielt werden sollte.
Die tatsächliche Rendite lässt sich leider nicht genau bestimmen, da die Fondgesellschaft von Ray Dalio keine Zahlen veröffentlicht. Der Autor Tony Robbins errechnete zwischen 1984 und 2013 eine durchschnittliche Jahresrendite von 9,7%.
Allerdings liegt die Rendite in den letzten Jahren deutlich darunter. So hat ExtraETF die Strategie nachgebaut mit einer jährlichen Rendite von 4,5%, bei JustETF sind es sogar nur 3,25%. Damit würde die Methode sich auf das “gut schlafen” begrenzen.
Der Hauptgrund dürfte in der geringeren Rendite von Anleihen in den letzten Jahren im Vergleich zu weiter zurückliegenden Dekaden liegen.

Der ein oder andere Leser mag sich nun fragen, weshalb eine Strategie eingesetzt werden sollte, die nicht die maximale Rendite liefert. Dafür gibt es durchaus Gründe, von denen ich die zwei wichtigsten erläutern möchte:

  1. Wer sich im Ruhestand befindet oder kurz dafür steht, und der sein Kapital dafür benötigt, kann nicht riskieren, dass ein Bärenmarkt die Hälfte seines Kapitals vernichtet. Gleiches gilt für jemanden, der in naher Zukunft das Geld z.B. für den Hausbau einsetzen möchte.
  2. Beim Thema Geld hat oftmals nicht unser logisches Denken, sondern unsere Gefühle die Hoheit. Das kann dazu führen, dass am oder nahe des Tiefstpunkten bei einer Marktkorrektur verkauft wird und dadurch nicht die gewünschte Rendite, sondern Verluste erzielt werden. Diese Gefahr ist realer und größer als viele Anleger sich vorstellen. Hier bietet ein Vorgehen mit geringer Volatilität wie das Allwetter-Portfolio Schutz.

Zusammensetzung des Allwetter-Portfolios

Das Portfolio wird in verschiedenen Variationen in ETFs umgesetzt. Die Original-Aufteilung lautet nach verschiedenen Quellen wie folgt:

  • 40% Langfristige US-Staatsanleihen (Laufzeit: 20-25 Jahre)
  • 15% Mittelfristige US-Staatsanleihen (Laufzeit: 7-10 Jahre)
  • 30% Aktienanteil mit folgender Aufteilung:
    – 18% US-Large Caps
    –  4% Large Caps Europa
    –  3% Aktien Emerging Markets
    –  3% Small Caps USA
    –  2% Large Caps Asien
  • 7,5% Gold
  • 7,5% Rohstoffe

Spätestens nach einem Jahr wird die Zusammensetzung überprüft und gegebenfalls die Gewichtungen angepasst.

Vor- und Nachteile des Allwetter-Portfolios

Gäbe es die perfekte Strategie, so könnten wir alle Nachforschungen zu unterschiedlichen Methoden sofort einstellen. Da dies leider (oder vielleicht auch Gott-sei-Dank) nur eine Illusion ist, müssen wir uns mit den Vor- und Nachteilen befassen.
Beginnen wir mit den Vorteilen:

  • Relativ geringe Volatilität und somit begrenztes Verlustrisiko.
  • Hohe Diversifikation über verschiedene Anlageklassen hinweg.
  • Das Portfolio lässt sich einfach mit ETFs nachbilden und erfordert nur einen geringen Zeitaufwand.

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Hier die Nachteile der Strategie:

  • Schwerpunkt USA
    Die Zusammensetzung ist stark US-lastig, was zu einem Klumpenrisiko führt.
    Außerdem darf das dadurch bedingte Währungsrisiko nicht vernachlässigt werden.
  • Der hohe Anleihenanteil mindert die Rendite, zumal die Renditen der Anleihen nach der Finanzkrise im Sinkflug waren. Experten gehen nicht der Rückkehr zu früheren Zinssätzen in den kommenden Jahren aus.

Virtuelles Allwetter-Depot

Im nächsten Artikel soll ein Depot aus ETFs vorgestellt werden, das die Strategie nachbilden sollen. Allerdings soll das Depot nicht wöchentlich überprüft werden, sondern nur einmal jährlich, um Auf- und Abwärtspotential zu dokumentieren.

Depotcheck Jahresende 2024

Hörte und las man in den letzten Wochen Kommentare von Experten zum Börsenverlauf in 2024, so war eigentlich allen immer klar, dass das abgelaufene Jahr super laufen musste.
Erstaunlicherweise hielt sich der Optimismus am Ende des Jahres 2023 noch sehr bedeckt, so wurden beim DAX von den großen Banken im Mittel bei einem Plus von 2,3% gesehen. Kein Bankhaus prognostizierte auch nur annährend das tatsächlich Plus von 18,9%.

Da fällt es mir auch leichter, meine Vorhersage für 2024 nochmals auf das Tapet zu bringen, die da lautete. “Im ersten Halbjahr werden die Kurse korrigieren und im zweiten Halbjahr werden die Verluste dann wieder aufgeholt.”
Immerhin war korrekt, dass die Kurse im zweiten Halbjahr gestiegen sind, aber nicht von einer tiefen Basis, sondern von bereits hohen Zuwächsen im ersten Halbjahr aus. In Übereinstimmung meiner Abweichung mit den Prognosen der Profis, warte ich täglich auf ein lukratives Jobangebot.

Liebe Leserinnen und Leser, letzters war selbstverständlich ein Scherz. Niemand, ich wiederhole wirklich niemand ist in der Lage eine genaue Prognose für ein Jahr abzugeben. Dafür ist die Summe der neuen Informationen, die ständig auf uns einprasseln einfach zu groß.
Ja dennoch ist die Einschätzung des zukünftigen Verlaufs wichtig, denn:

  • Wir befassen uns mit dem Thema und erkennen Chancen und Risiken.
  • Wir sind in der Lage auf Abweichungen von unserer These zu reagieren.

Auch wer nur mit Sparplänen investiert, oder wer noch viele Handelsjahre vor sich hat und langfristig investiert, muss sich um schwierige Börsenphasen nicht kümmern. Ich habe im Depot großteils Aktien, die ich als Langfristinvestment betrachte, und die ich in keiner Marktphase veräußern würde, solange sich die fundamentalen Grundlagen des Unternehmens nicht ändern. In geringerem Maße habe ich taktische Investments. Hier muss ich auf Änderungen der Investmentthese achten und entsprechend reagieren.

Bevor wir zur Auswertung kommen noch eine Anmerkung zu der positiven Performance: Diese Aussage gilt nur für die größeren Indizes wie S&P500, Dow Jones, NASDAQ, DAX und Co. Das Nebenwertesegment lief bei weitem nicht so gut. MDAX und SDAX beispielsweise weisen eine leicht negative Performance für das Jahr 2024 aus.

Mit der Ergänzung des Tiny Titans Depot wurden heuer 27 Depots geführt, wobei das Sparplan-Depot aufgrund des speziellen Charakters mit monatlichen Spareinlagen – wie in der Vergangenheit gehandhabt – beim Vergleich außen vor bleibt.

Von den verbliebenen 26 Depots haben 5 Depots besser als der DAX abgeschnitten. Das entspricht einer Quote von 20,0 Prozent, was deutlich unter dem Gesamtschnitt von 41,9 Prozent liegt. Dabei haben 17 der 26 Depots eine positive Performance erzielt.

Beginnen wollen wir wie üblich mit der Rangliste des Jahres 2024. Die farbliche Unterscheidung soll helfen, Strategien mit ähnlicher Performance optisch anzuzeigen.

Platz Vorjahr Strategie Start am: akt. Datum: aktueller Wert Gewinn/ Verlust
1 15 Kombination 28.02.14 30.12.24 34.147,50 € 84,67%
2 10 Umkehr 28.02.14 30.12.24 31.366,60 € 66,23%
3 16 Trendfolge 28.02.14 30.12.24 68.721,19 € 54,10%
4 23 Modifizierte Relative Stärke 04.01.16 30.12.24 54.402,33 € 32,93%
5 6 Schwergewicht 02.01.14 30.12.24 43.157,11 € 29,74%
6 12 DAX 02.01.14 30.12.24 19909,14 18,85%
7 22 Relative Stärke nach Levy 21.02.14 30.12.24 50.379,31 € 18,41%
8 17 200-Tage-Linie Strategie 02.01.14 30.12.24 29.549,78 € 18,08%
9 21 200-Tage-Linie Strategie mit Short 02.01.14 30.12.24 15.831,28 € 18,05%
10 25 Kombinierte Methode 02.01.14 30.12.24 27.280,68 € 16,84%
11 13 Low-Risk-Index 06.01.14 30.12.24 26.082,95 € 13,00%
12 24 Gebert-Börsenindiktor 02.01.20 30.12.24 20.358,05 € 12,48%
13 4 Sell in Summer 02.01.14 30.12.24 49.761,24 € 11,13%
14 20 Relative Stärke „Sell in Summer“ 21.02.14 30.12.24 47.416,91 € 10,05%
15 14 Otto Normalverdiener Depot 02.01.14 30.12.24 34.926,56 € 7,42%
16 Tiny Titans 02.01.24 30.12.24 20.224,93 € 1,12%
17 7 Value Depot KBV 02.01.15 30.12.24 36.357,45 € 1,01%
18 18 Value Depot „Einfacher,innerer Wert“ 02.01.15 30.12.24 15.013,98 € 0,82%
19 19 Small Caps Value Growth 02.01.17 30.12.24 43.018,75 € -5,30%
20 11 Dogs of the Dow 02.01.14 30.12.24 33.690,07 € -7,06%
21 26 Value Depot „Feste Kriterien“ 02.01.15 30.12.24 15.959,84 € -10,64%
22 3 Unemotional Value Four Plus 02.01.14 30.12.24 41.605,64 € -11,48%
23 5 Unemotional Value Four 02.01.14 30.12.24 35.547,60 € -12,71%
24 8 Low Five 02.01.14 30.12.24 36.239,36 € -13,07%
25 9 Foolish Four 02.01.14 30.12.24 24.545,73 € -15,88%
26 1 Low-2 02.01.14 30.12.24 36.440,43 € -22,69%
27 2 Low-1 02.01.14 30.12.24 10.055,62 € -42,75%

Die drei Top-Performer in 2024 zählen alle zu den Trendfolgestrategien. So verteuerte sich die Kombinationsstrategie mit den drei besten und den drei schwächsten Aktien des Vorjahres um stolze 84,7%. Mit Siemens Energy (+317,1%), Rheinmetall (+113,2%) und Adidas (84,7%) waren gleich drei Gewinneraktien im Depot vertreten. Lediglich Bayer (-42,8%) enttäuschte.
Die mehr als Vervierfachung von Siemens Energy verhalf auch der Umkehrstrategie trotz Schwächen bei Zalando (-54,8%) und Bayer zu einem Kursplus von 66,2%.
Dieser Vervierfacher fehlte dem Trendfolgedepot, so dass sich das Plus nur auf 54,1% belief, obwohl alle Einzeltitel zulegen konnte. Neben Rheinmetall gefiel hier SAP (+70,0%).

Trotz schwachem Start zu Jahresbeginn konnten sich die Relative-Stärke Depots auf den Plätzen 4, 7 und 14 etablieren. Da 2024 die Sommermonate (August und September) entgegen dem langfristigen Trend sehr positiv verliefen, fällt das Relative-Stärke Depot “Sell-in-Summer” diesmal etwas ab.

Mit Rang 5 konnte sich auch das Schwergewichtsdepot (+29,7%) vor dem DAX platzieren.

Die Plätze 8 bis 12 nehmen Depots ein, die mit DAX-Zertifikaten, bzw. DAX-ETFs bestückt sind. Am Besten schnitten die beiden 200-Tage-Linien Strategien ab, die durchgehend Long investiert waren. Je nach Dauer der Abwesenheit vom Markt hinken die anderen Depots leicht hinterher.

Im Niemandsland (Platz 15 / +7,4%) rangiert das Otto Normalverdiener Depot, gefolgt vom Tiny Titans Depot, das das erste Jahr mit Rang 16 und einem Miniplus von 1,1% beendet. Aber ehrenhalber muss erwähnt werden, dass es auch nicht das Jahr der Nebenwerte war. Insofern ist das Resultat durchaus akzeptabel.
In derselben Region bewegt sich das Value Depot KBV. Die Schwäche von ThyssenKrupp, Salzgitter und Porsche SE belasteten stark. Beim Value Depot “Einfacher, innerer Wert” waren es die Automobil-Titel, die die Performance verhagelten.

Die Verlierer-Depots werden auf Rang 19 angeführt vom Small Caps Value Growth Depot, das auch von der Nebenwerte-Seuche tangiert wurde. Auf Platz 21 ist das Value Depot “Feste Kriterien” wieder einmal weit unten zu finden. Deshalb werden wir das Depot auch nicht mehr fortführen (swu.).

Werfen wir einen Blick auf den Depotcheck 2023, so finden wir die Dividenden-Strategien ganz oben in der Rangliste. Doch 2024 sind alle samt und sonders am Tabellenende. Zum einen belastet die Schwäche der Automobilwerte, zum anderen ging der Absturz von Bayer weiter. Letztendlich wurde die Dividende beim einstigen Schwergewicht drastisch reduziert, so dass die Aktie heute nicht mehr in die Depots aufgenommen werden würde. Aber bei der Zusammensetzung der Depots sagten alle Schätzungen noch eine hohe Dividendenrendite voraus.

Nachfolgend die Rangliste mit der Gesamtperformance. Bitte beachten Sie den unterschiedlichen Startzeitpunkt der Depots.

Platz Vorjahr Strategie Start am: akt. Datum: aktueller Wert Gewinn/ Verlust
1 5 Trendfolge 28.02.14 30.12.24 68.721,19 € 243,61%
2 9 Modifizierte Relative Stärke 04.01.16 30.12.24 54.402,33 € 172,01%
3 7 Relative Stärke nach Levy 21.02.14 30.12.24 50.379,31 € 151,90%
4 4 Sell in Summer 02.01.14 30.12.24 49.761,24 € 148,81%
5 6 Relative Stärke „Sell in Summer“ 21.02.14 30.12.24 47.416,91 € 137,08%
6 14 Schwergewicht 02.01.14 30.12.24 43.157,11 € 115,79%
7 3 Small Caps Value Growth 02.01.17 30.12.24 43.018,75 € 115,09%
8 2 Unemotional Value Four Plus 02.01.14 30.12.24 41.605,64 € 108,03%
9 13 DAX 02.01.14 30.12.24 19909,14 107,42%
10 1 Low-2 02.01.14 30.12.24 36.440,43 € 82,20%
11 12 Value Depot KBV 02.01.15 30.12.24 36.357,45 € 81,79%
12 8 Low Five 02.01.14 30.12.24 36.239,36 € 81,20%
13 10 Unemotional Value Four 02.01.14 30.12.24 35.547,60 € 77,74%
14 15 Otto Normalverdiener Depot 02.01.14 30.12.24 34.926,56 € 74,63%
15 21 Kombination 28.02.14 30.12.24 34.147,50 € 70,74%
16 11 Dogs of the Dow 02.01.14 30.12.24 33.690,07 € 68,45%
17 20 Umkehr 28.02.14 30.12.24 31.366,60 € 56,83%
18 17 200-Tage-Linie Strategie 02.01.14 30.12.24 29.549,78 € 47,75%
19 18 Kombinierte Methode 02.01.14 30.12.24 27.280,68 € 36,40%
20 19 Low-Risk-Index 06.01.14 30.12.24 26.082,95 € 30,41%
21 16 Foolish Four 02.01.14 30.12.24 24.545,73 € 22,73%
22 22 Gebert-Börsenindiktor 02.01.20 30.12.24 20.358,05 € 1,79%
23 Tiny Titans 02.01.24 30.12.24 20.224,93 € 1,12%
24 23 Value Depot „Feste Kriterien“ 02.01.15 30.12.24 15.959,84 € -20,20%
25 26 200-Tage-Linie Strategie mit Short 02.01.14 30.12.24 15.831,28 € -20,84%
26 25 Value Depot „Einfacher,innerer Wert“ 02.01.15 30.12.24 15.013,98 € -24,93%
27 24 Low-1 02.01.14 30.12.24 10.055,62 € -49,72%

Mit großem Abstand führt das Trendfolgedepot das Gesamtklassement an und hat sich um vier Plätze gegenüber dem Vorjahr verbessert. Um stolze sieben Ränge ging es beim Modifizierten Relative-Stärke Depot aufwärts auf Rang 2 vor dem Relative-Stärke Depot nach Levy.
Den größten Sprung nach vorne machte das Schwergwichtsdepot von Rang 14 auf Rang 6. Erwähnenswert ist auch das Kombinationdepot, das sich um sechs Plätze auf Rang 15 verbesserte. Beim Kombinations- und beim Umkehrdepot ist zu erwähnen, dass der quasi Totalverlust von Wirecard vor einigen Jahren die Performance ganz erheblich belastet hat.

Wo Licht ist, muss auch Schatten sein, und der liegt – nach Kenntnis der Jahresperformance nicht unerwartet – bei den Dividendendepots. Am härtesten traf es hier das Low-2 Depot, das von Rang 1 auf Rang 10 abrutschte, beim Unemotional Value Four plus Depot ging es immerhin von Rang 2 auf Rang 8 nach unten.
Mit dem Low-1 Depot hält auch eine Dividendenstrategie die rote Laterne.

Nachfolgend die Ränge der einzelnen Jahre:

Strategie Rang Jahres-ende
2014
Rang Jahres-ende
2015
Rang Jahres-ende
2016
Rang Jahres-ende
2017
Rang Jahres-ende
2018
Rang Jahres-ende
2019
Rang Jahres-ende
2020
Rang Jahres-ende
2021
Rang Jahres-ende
2022
Rang Jahres-ende
2023
Rang Jahres-ende
2024
Durch-schn.
Rang
                       
Trendfolge 5 4 1 16 16 2 5 4 18 16 3 8,2
Modifizierte Relative Stärke 3 1 22 1 3 14 14 23 4 9,4
Sell in Summer 6 5 16 24 12 10 14 8 2 4 13 10,4
Relative Stärke „Sell in Summer“ 4 2 4 8 19 11 7 10 17 20 14 10,5
DAX 14 11 9 18 14 5 8 11 12 12 6 10,9
Relative Stärke nach Levy 18 1 6 3 21 3 2 18 24 22 7 11,4
Schwergewicht 16 15 14 25 15 4 18 3 4 6 5 11,4
Small Caps Value Growth 11 24 9 1 1 7 19 19 11,4
Value Depot KBV 3 12 7 23 16 24 2 5 7 17 11,6
Unemotional Value Four Plus 7 21 13 4 3 18 15 17 10 3 22 12,1
Low Five 14 17 20 9 4 14 13 6 8 8 24 12,5
Dogs of the Dow 8 14 18 12 7 12 16 16 6 11 20 12,7
Low-2 2 18 25 2 2 22 11 25 9 1 26 13,0
Unemotional Value Four 11 22 15 5 6 15 17 15 13 5 23 13,4
Otto Normalverdiener Depot 1 6 21 21 10 8 23 21 15 14 15 14,1
Foolish Four 13 23 17 17 5 13 6 19 11 9 25 14,4
Kombinierte Methode 10 12 19 23 18 6 9 7 20 25 10 14,5
200-Tage-Linie Strategie 19 16 10 20 11 23 21 13 3 17 8 14,6
Umkehr 21 7 7 6 13 20 26 26 26 10 2 14,9
Gebert-Indikator Depot 10 9 21 24 12 15,2
Low-Risk-Index 9 13 24 15 17 7 20 23 19 13 11 15,5
Kombination 15 8 2 22 20 21 25 24 23 15 1 16,0
Low-1 3 24 23 26 1 25 4 20 22 2 27 16,1
Value Depot „Feste Kriterien“ 19 5 10 25 24 19 5 16 26 21 17,0
200-Tage-Linie Strategie mit Short 22 20 22 19 9 26 27 12 1 21 9 17,1
Value Depot „Einfacher,innerer Wert“ 9 11 13 26 19 22 22 25 18 18 18,3

Es gilt weiterhin die Aussage aus dem Vorjahr, dass nicht eine Strategie durchgehend im Vorderfeld zu finden ist. Zwar gibt es qualitativ deutliche Unterschiede, aber schwächere Jahre durchleben alle vorgestellten Strategien.

Ein Blick auf 2025

Wie schon angesprochen, lagen die Prognosen der Banken zwischen 15.000 und 18.600 Punkten und im Mittel bei 17.150 Punkten (+2,3%). Tatsächlich wurden 19.909 Punkte erreicht, was deutlich über der höchsten Schätzung liegt.

Was hatte zum Jahresbeginn dafür gesprochen, dass die Kurse steigen (schwarze Schrift), und was ist tatsächlich eingetreten (rote Schrift)?

  • Die Inflation ist weiter auf dem Rückzug und die Wahrscheinlichkeit, dass die Leitzinsen in den USA und im Euroraum sinken, ist sehr groß.
    Die Erwartung hat sich bestätigt. Auf beiden Seiten des Atlantiks sind die Inflationszahlen unter 3% gesunken und sowohl die FED als auch die EZB haben den Leitzins mehrfach gesenkt.
  • Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession ist weiter gesunken, so dass die Experten von einem Goldilocks-Szenarion ausgehen, d.h. das Wachstum hält sich in einem optimalen Bereich, der die Senkung der Leitzinsen ermöglicht, ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen.
    Auch dieses Szenario hat sich so bewahrheitet. Wachstum hat sich ergeben, eine Rezession stand nicht zur Debatte.
  • Für viele Branchen und für viele Nebenwerte ist die Bewertung weiter günstig, da deren Kurse noch nicht signifikant gestiegen sind.
    Auch dieser Standpunkt kommt der Wahrheit nahe. Aber die größten Kurssteigerungen lieferten die Aktien, die eigentlich schon hoch bewertet waren. Allerdings lieferten diese Unternehmen auch die entsprechenden Wachstumsraten ab.
  • Die Wirtschaft in China hat 2023 geschwächelt. Sollte der Wachstumspfad wieder eingeschlagen werden können, würden auch die europäischen und US-amerikanischen Märkte davon profitieren.
    Hier bleibt ein teils … teils stehen. Zwischenzeitlich ging es nach Maßnahmen zur Belebung der Wirtschaft in China deutlich nach oben, aber ein Teil der Gewinne wurde wieder abverkauft. Die erhoffte Trendwende gab es noch nicht.

Was hatte gegen steigende Kurse gesprochen?

  • Zuletzt sind die Gesamtmärkte schnell und stark gestiegen, so dass Anzeichen einer Überhitzung vorhanden sind.
    Die meisten Marktteilnehmer sind investiert, womit die weitere Nachfrage erst einmal fehlen könnte.
    Sinkende Inflationszahlen und Leitzinssätze, sowie ansprechendes Gewinnwachstum haben die Nachfrage weiter angeheizt, wenn auch nicht in der Breite.
  • Augenblicklich gehen die Marktteilnehmer vom besten aller Szenarien aus (Stichwort: Goldilocks). Die Möglichkeit einer Enttäuschung ist viel höher als die Möglichkeit positiver Überraschungen.
    Immerhin ist die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA immer noch bei rund 45%.
    Da sich das Goldilocks-Szenario bestätigt hat, war dieser Punkt nie wirklich ein Thema.
  • In der Historie waren die Zeiträume nach dem Senken der Leitzinsen meist erst einmal schlecht für die Börsen.
    Bis zum heutigen Tag hat sich diese Korrelation nicht bewahrheitet.
  • Gleiches gilt für die inverse Zinsstrukturkurve, die schon seit längerem zu sehen ist. Zwar ist die Zinsstrukturkurve ein schlechter Timing-Indikator, aber früher oder später hat sie sich fast immer mit einer Korrektur an den Märkten aufgelöst.
    Auch die inverse Zinsstrukturkurve hat die Börsen nicht tangiert. Wie erwähnt ist es aber auch kein Timing-Indikator.
  • Geopolitische Risiken lassen sich in der Regel kaum vorhersagen. Fakt ist aber auch, dass die Welt immer verrückter zu werden scheint. Zwar ist die Gefahr eines Flächenbrandes durch den Nah-Ost-Konflikt zuletzt gesunken, doch verschwunden ist sie nicht.
    Die Welt war 2024 nicht arm an Konflikten und hat für viel menschliches Leid gesorgt. Für die Börsen war das alles aber kein Belastungsfaktor.

Mein Fazit für 2024 war:
Die Mischung aus Kursen nahe den Höchstständen (DAX, Dow Jones) und hoher Erwartungshaltung verleitet mich zur Spekulation, dass im ersten Halbjahr die Kurse korrigieren könnten. Tritt diese Abschätzung ein, könnte erneut eine Jahresendrally folgen, die die Verluste wieder kompensiert.
Mit Ausnahme des Carry Trade Crash’ Ende Juli bei dem die Kurse in rund zwei Wochen um gut 10 Prozent korrigierten, ging es eigentlich kontinuierlich mehr oder weniger aufwärts.

Blicken wir nach vorne auf das Jahr 2025.
Die Banken sehen den DAX Ende 2025 in einem Bereich zwischen 20.000 und 22.100 Punkten, also alle rechnen mit einem Zuwachs zwischen 0,5% und 11%. Im Mittel liegen die Prognosen bei 21.130 Punkten (+6,1%).
Bei der folgenden Pro- und Contra-Liste werden etliche Punkte doppelt vorkommen, da die Entwicklung stark abhängig sein wird, in welche Richtung und mit welcher Stärke sich die Fakten entwickeln.
Was spricht für steigende Kurse?

  • Weitere Leitzinssenkungen erscheinen wahrscheinlich und sollten Rückenwind für die Börsen liefern.
  • Sowohl bei den Firmen als auch bei den Staaten ist in Europa ein Investitionsstau zu beobachten. Sollte dieser aufgelöst werden, dürfte ein Wachstumsschub erfolgen.
  • Immer noch erscheint die Bewertung bei bestimmten Sektoren und bei den Small Caps günstig. Hier könnte Nachholbedarf bestehen.
  • Die angekündigten Steuersenkungen in den USA sollten die Gewinne der  US-Unternehmen weiter befeuern.
  • KI könnte die Produktivität vieler Unternehmen erhöhen.

Was spricht für sinkende Kurse?

  • Nach zwei Jahren mit deutlichen Kurszuwächsen sind einige Branchen und Unternehmen hoch bewertet. Sollten die erwartet hohen Wachstumsraten schrumpfen, drohen Rückschläge.
  • Erhebt Donald Trump die Zölle auf breiter Front und in hohem Maße, so drohen Handelssanktionen und ein Wiederaufflammen der Inflation. So könnten statt Zinssenkungen sogar wieder Zinserhöhungen zur Bekämpfung der Inflation die Folge sein.
  • Das Thema inverse Zinsstrukturkurve ist immer noch aktuell.
  • Die Staatsverschuldung legte zuletzt in vielen Ländern, allen voran in den USA, deutlich zu. Von dieser Seite könnte früher oder später Gegenwind kommen.
  • Statt sicherer wird die Lage auf diesem Planeten eher immer unsicherer. Niemand kann augenblicklich beurteilen, was hier noch auf uns zu kommt und welche Folgen es haben wird.

Was bedeutet das meiner Meinung nach für 2025?
Für mich sitzt die große Unbekannte im Weißen Haus. Gibt es dramatische Zollerhöhungen, die zu Handelskonflikten führen, oder läuft es eher dezent ab?
Je nach Szenario sehe ich Risiken von 15-20% abwärts oder Aufwärtspotential von gut 10%. Klar ist die Aussage sehr unbefriedigend, aber ich glaube, dass eine Beurteilung nicht möglich ist, solange die Richtung, die die USA einschlägt, nicht erkennbar ist.

Egal was an den Börsen so läuft, wünsche ich Ihnen und Ihren Nächsten ein Jahr mit dem höchsten Gut, der Gesundheit. Sollte dazu noch ein Zubrot aus Ihrem Portfolio dazukommen, so würde es das Jahr abrunden.

Veränderungen bei den virtuellen Depots 2025

Die Anzahl an virtuellen Depots ist ständig gestiegen, wodurch sich der Aufwand verständlicherweise nicht verringert hat. Deshalb habe ich beschlossen drei Depots nicht mehr weiter zu führen. Aber ein neues wird dazukommen:

  • Value Depot “Feste Kriterien”: Kennen Sie folgendes: Sie haben ein gute Idee und stellen fest, dass sie leider nicht funktioniert? Nach 10 Jahren kann die Strategie in diese Kategorie eingeordnet werden. Die Performance ist schlichtweg enttäuschen. Wie im Artikel “Wie kompliziert darf eine Aktienstrategie sein?” beschrieben, ist mehr oftmals weniger.
    Weinen wir der Strategie also keine Träne nach.
  • Low-Risk-Index depot: Nein, die Strategie wird nicht aufgegeben, weil die Grundidee schlecht ist, oder weil die Performance nichts taugt, sondern rein aus dem Grund, da mir die Daten nicht mehr wie ursprünglich zur Verfügung stehen, und da sich die Strategie heute gewandelt hat. Wer weiter Interesse hat, dem sei das wikifolio “VaR Strategie Deutschland” von Tobias Aigner ans Herz gelegt (Disclaimer: ich stehe in keinerlei Verbindung zu Herrn Aigner oder dem wikifolio).
  • Unemotional Value Four Depot: Wenn es den virtuellen Depots an einem nicht mangelt, so ist es die Anzahl der Dividendendepots. Da es noch das Unemotional Value Four Plus Depot mit den gleichen Aktien (nur unterschiedlicher Gewichtung) gibt, das besser performt hat, werde ich dieses Depot ebenfalls nicht mehr weiter verfolgen.
  • Drei-Daume-Regel Depot: Aus drei mach eins. Neu aufgenommen werden soll ein Depot nach der 3-Daumen Regel. Es ist eine bliebte und leicht nachvollziehbare Strategie, so dass ich beschlossen habe, sie weiter zu verfolgen.

Vielleicht fragt sich jetzt der ein oder andere Leser, warum ich das Value Depot “Feste Kriterien” aus Performance -Gründen beende, doch das Value Depot “Einfacher, innerer Wert”, das noch schwächer abgeschlossen hat, weiterzuführen.
Die Antowrt ist ganz einfach: Ich möchte die Strategie bei Gelegenheit analysieren, um den Grund für die Unterperformance zu finden und die Strategie gegebenfalls zu optimieren. Schließlich kommt das Prinzip von Börsen-Großmeister Benjamin Graham. Das sollte Grund genug sein, Ursachenforschung zu betreiben.

Wie kompliziert darf eine Aktienstrategie sein?

Werfen wir einen Blick auf unterschiedliche Aktienstrategien, lässt sich feststellen, dass die Komplexität bei der Auswahl der Einzelaktien, bzw. der Kauf- und Verkaufssignale, sehr unterschiedlich ist.

Die Fragestellung, die wir in diesem Beitrag behandeln wollen, lautet: “Lohnt es sich, Strategien mit einer Vielzahl von Parametern einzusetzen, oder können wir uns den Aufwand sparen?”.

Wir wollen uns der Antwort anhand theoretischer und praktischer Überlegungen nähern.

Das Bavelas-Experiment

Mit dieser Aufgabenstellung befasste sich auch James P. O’Shaugnessy in seinem Buch “What works on Wall Street” (siehe auch Buchlinks). Dazu stellte er ein Experiment von Prof. Alex Bavelas aus den 1950er Jahren vor:

Zwei Personen, nennen wir sie Anna und Bernd, wurden Bilder von Zellen gezeigt. Sie sollten lernen zu erkennen, ob die Zellen krank oder gesund sind. Dazu hatten sie zwei Taster vor sich, mit der sie ihre Auswahl trafen. Im Anschluss erhielten sie die Rückmeldung “richtig” oder “falsch” auf ihre Eingabe.
Der Clou des Experiments lag nun darin, dass Anna die korrekte Antwort erhielt, während bei Bernd ein Zufallsgenerator ohne Bezug zum Wahrheitsgehalt “richtig” oder “falsch” ausgab.
Da Anna das richtige Feedback erhielt, wurden ihre Antworten schnell besser und mit der Zeit erzielte sie eine hohe Trefferquote. Wenig überraschend konnte Bernd seine Performance nicht verbessern und sein Ergebnis lag um den Zufallsbereich von 50 Prozent.
Soweit also keine große Überraschung, denn diese sollte erst im nächsten Schritt folgen. Anna und Bernd wurden zusammengeführt, um die Regeln vorzustellen, nach denen sie ihre Entscheidungen getroffen hatten, und über die Resultate zu diskutieren.
Zuerst stellte Anna ihre Regeln vor, die einfach und konkret waren. Danach war Bernd an der Reihe, der äußerst komplexe Regeln mit einer Vielzahl von Parametern vorstellte.
Die Pointe bei der anschließenden Diskussion war, dass sowohl Anna als auch Bernd überzeugt waren, dass Bernds Regeln korrekt sein müssten, da sie ja viel mehr Elemente berücksichtigten.
Das Experiment wurde mit anderen Zweigruppen vielfach mit demselben Resultat wiederholt.

Ockhams Rasiermesser

Wilhelm von Ockham, seines Zeichens Franziskanermönch und Philosoph, entwickelte bereits im 14.Jahrhundert sein Sparsamkeitsprinzip, das als “Ockhams Rasiermesser” bekannt wurde.
Sinngemäß lautet die Aussage: Von mehreren möglichen hinreichenden Erklärungen für ein und denselben Sachverhalt ist die einfachste Theorie allen anderen vorzuziehen.

Ein Beispiel gefällig?
Angenommen Sie laufen in der Mittagspause mit Kollegen zu einem Imbiss, um etwas zu essen. Auf dem Weg zum Imbiss sehen Sie Kinder auf der Straße Fußball spielen. Als Sie zurücklaufen, sind die Kinder verschwunden und eine Fensterscheibe des Hauses vor dem sie gespielt haben ist zerbrochen.
Der eine Kollege geht davon aus, dass die Kinder die Scheibe mit dem Ball eingeschossen haben. Der andere Kollege meint, dass ein Meteorit aufgetaucht sein müsste, in der Luft explodiert ist und die Druckwelle die Scheibe eingedrückt hat.
Während beim ersten Mitarbeiter nur die Bedingung erfüllt sein müsste, dass der Ball aus Versehen auf das Fenster geschossen wurde, müsste beim anderen ein Meteorit aufgetaucht sein, der genau die Zusammensetzung und Masse hatte, dass er in der Luft explodierte. Nicht zuletzt müsste die Druckwelle dann genau die Stärke gehabt haben, dass nur das eine Fenster dadurch betroffen wurde.

Ein Blick auf die virtuellen Depots

Wenn wir die Gesamtperformance der virtuellen Depots betrachten, finden wir am unteren Ende die Low-1 Strategie. Die katastrophale Bilanz dieses Depots liegt zum einen an der fehlenden Diversifikation, zum anderen an der Tatsache, dass die hohe Dividendenrendite oft dem starken Kursrückgang und nicht dem hohen, freien Cash Flow geschuldet war.
Die zweitschwächste Strategie ist der “Einfache, innerer Wert”. Dessen schlechtes Abschneiden möchte ich künftig in einem separaten Beitrag analysieren.
Danach finden wir das Value Depot “Feste Kriterien”. Hier finden wir ein Paradebeispiel von einer Strategie mit vielen Parametern, aber ohne Mehrwert (-19,7% in zehn Jahren). Natürlich können Sie jetzt erwidern, dass ich schlicht und ergreifend die falschen Parameter für die Auswahl herangezogen habe. Ein berechtigtes Argument, das der Wahrheit nahe kommen dürfte. Aber selbst wenn die Strategie mit anderen Kennzahlen besser  performen würde, würde es nur Sinn machen, den Ansatz weiter zu verfolgen, wenn das Resultat dann besser wäre als die einfach gestrickten Trendfolge und Relative-Stärke Strategien.

Oder das Ganze mit den Worten von Albert Einstein ausgedrückt: “Man soll die Dinge so einfach wie möglich machen, aber nicht noch einfacher.”

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