Backtests zu Supertrend-Strategien

Vor einigen Wochen erhielt ich Kenntnis über eine Strategie eines Anlegers, der den Supertrend-Indikator in Kombination mit anderen Indikatoren als Alternative zur 200-Tage-Linien Strategie einsetzt.
Ziel dieser Strategien ist es, eine Überrendite zu generieren, indem  Bärenmärkte möglichst erkannt werden und durch ein Verkaufssignal die Verluste in Abwärtsphasen zu begrenzen.

In diesem Artikel sollen Backtests zum Supertrend-Indikator durchgeführt werden, um zu ermitteln, ob er als Alternative zur 200-Tage-Linien Strategie taugt.
In den Untersuchungen sind weder Transaktionskosten und Spreads noch Kosten für die ETFs beinhaltet.

Der Supertrend-Indikator

Der Indikator findet in erster Linie Anwendung beim Trading. Mit Hilfe von Kursschwankungen innerhalb einer Zeiteinheit (beim Daytrading kann dies im Minuten- bis Stundenbereich liegen, als längerfristig genutzten Indikator arbeiten wir beim Backtest mit Tagen als Einheit) werden obere und untere Bänder generiert. Ein Kursausbruch über oder unter die Bänder erzeugt dann ein Kauf- oder Verkaufssignal.

Der Supertrend-Indikator arbeitet mit zwei Parametern:

  1. ATR-Länge
    Der ATR (Average True Range) gibt den Durchschnitt der Kursschwankungen über eine Anzahl von Zeiteinheiten aus. In unserem Beispiel würde eine ATR-Länge von 14 bedeuten, dass der Mittelwert der Kurschwankungen der letzten 14 Tage ausgegeben wird.
  2. Multiplikator
    Der Multiplikator beeinflußt den Abstand zwischen dem oberen und unteren Band. Bei einem kleinem Multiplikator liegen die Bänder enger beieinander und ein Signalwechsel wird schneller erfolgen.

Die Auswertung

Die Fragestellung für die Auswertung lautet: “Mit welchen Parametern lässt sich die Strategie umsetzen?”
Beim Trading wird häufig mit der ATR-Länge 10 und dem Multiplikator 3,0 gearbeitet. Aber wir befassen uns an dieser Stelle ja nicht Daytrading oder Swingtrading, also müssen wir geeignete Parameter ermitteln.
Starten wollen wir mit einem kleinen Multiplikator von 2,0 und ATR-Längen von 14, 28, 50, 100 und 200 Tagen.

Was lässt sich feststellen?

  • Je größer die ATR-Länge ist, desto besser ist die Performance. Es bleibt zu überprüfen, ob dieser Zusammenhang auch bei anderen Multiplikatoren zu beobachten ist.
  • Alle Supertrend Auswertungen mit diesem Multiplikator liefern eine deutlich geringere Rendite ab als Buy-and-Hold und 200-Tage-Linien Strategie.
  • Die Anzahl der Käufe und Verkäufe ist um mehr als Faktor 10 größer als die 200-Tage-Linien Strategie.
    D.h. rund alle sieben Wochen ein Signalwechsel, was deutlich zu viel für die Absicht, die die Strategie verfolgt. Zudem würde bei Einbeziehung der Transaktionskosten eine weiterer Drop der Rendite erfolgen.

Mit der Erhöhung des Multiplikators sollte die Anzahl der Käufe/Verkäufe zurückgehen. Darum erweitern wir die Auswertung um die Multiplikatoren 4, 6, 8 und 10 und werfen einen Blick auf das Ergebnis:

Hier die Erkenntnisse:

  • Wie zu erwarten nimmt die Anzahl der Signalwechsel mit steigendem Multiplikator ab. Bei dem Wert 10 entspricht die Anzahl ungefähr der der 200-Tage-Linien-Strategie (Hinweis: mit 3%-Kriterium).
  • Die Tendenz, dass steigende ATR-Längen eine bessere Performance bedingen, setzt sich fort, aber nicht mehr in der Klarheit wie beim ersten Vergleich (Multiplikator 2,0).

Fazit

Lediglich die Supertrend Strategie mit der ATR-Länge 200 und dem Multiplikator 10 schneidet besser ab als eine reine Buy-and-Hold Strategie.
Keine der Supertrend-Strategien erreicht die Performance der 200-Tage-Linien Strategie. Insofern gibt es keinen Anlass die 200-Tage-Linien Strategie durch eine Supertrend Strategie zu ersetzen.

Aber bitte beachten Sie, dass die Aussagen nur für eine Strategie gilt, die langfristig Aus- und Einstiegszeitpunkte setzen soll. Für Trading-Strategien kann diese Untersuchung keine Aussage treffen. Gleiches gilt für langfristige Strategien, bei denen der Supertrend-Indikator mit anderen Indikatoren kombiniert wird.

Neue Auswertungen zur 200-Tage-Linien Strategie

Die 200-Tage-Linien Strategie gilt als eine der beliebtesten und bekanntesten Strategien, deshalb wurden in der Vergangenheit auch schon mehrere Artikel zu dem Thema veröffentlicht.
Ein Manko war dabei aber, dass die Untersuchungszeiträume teilweise relativ kurz waren. So betrug bei der Vorstellung der 200-Tage-Linien Strategie nur sieben Jahre (2007-2013). Dabei schnitt die Strategie mit Shortanteilen besser ab als die reine Long Strategie. Werfen wir einen Blick auf unsere virtuellen Depots, die inzwischen schon mehr als 10 Jahre geführt werden, so war die Strategie mit Shortzertifikaten ein Geldvernichter.
Die Finanzkrise 2008/2009 war hier der ideale Nährboden für das gute Abschneiden. Eine Baisse dieser Länge und Schärfe gab es aber seitdem – Gott sei Dank – nicht mehr.

Deshalb ist es doch an der Zeit, einen wirklich langfristigen Backtest durchzuführen. Der Zeitraum der Überprüfung reicht vom 02.01.1990 bis zum 15.11.2024, also knapp 35 Jahre.
Neben der reinen Buy-and-Hold Strategie wurde die Standard 200-Tage-Linien Variante mit sofortigem Verkauf, bzw. Kauf bei Unter-, bzw. Überschreiten der 200-Tage-Linie zum Tagesschlusskurs, die Variante mit dem 3%-Kriterium und die Variante mit dem 5%-Kriterium (wurde in einem Beitrag vom August 2018 besprochen) untersucht.
Da es zu den frühen Zeitpunkten noch keine ETFs verfügbar waren, erfolgte die Auswertung rein über den DAX-Kurs. D.h. es wurden keine Kosten verarbeitet, die bei ETFs entstehen. Auch Transaktionskosten und Spreads blieben unberücksichtigt.
Hier die Resultate:

Erst einmal fällt auf, dass alle Varianten besser performen als die reine Buy-and-Hold Strategie. Auf den zweiten Blick fällt jedoch ins Auge, dass die Standard-Variante mit 98 Käufen und 97 Verkäufen viele Transaktionen erfordert. Es ist davon auszugehen, dass die Performance unter Berücksichtigung der Transaktionskosten keinen Mehrwert geliefert hätten.
Deutlich weniger Transaktionen gab es bei den Varianten mit dem 3%- und 5%-Kriterium, wobei letztere sowohl die geringste Anzahl an Käufen und Verkäufen erforderte als auch die beste Performance erzielte.
Interessant ist noch die Tatsache, dass der Investitionszeitraum aller drei Varianten nahezu identisch ist.

Auswertung Börsensignale Teil 9: Resümee

In den vergangenen Blogartikeln haben wir einen Blick auf die Performance der einzelnen Börsensignale geworfen.

Zum Abschluss soll nun ein Resümee zu den erworbenen Erfahrungen gebildet werden. Daten wurden in größerem Maßstab gesammelt, aber nun stellt sich die Frage, was wir als Anleger mit den Informationen anfangen können. Schließlich ist das Ziel jedes Investors, egal, ob mit großem oder kleinem Kapitaleinsatz investiert, eine gute Rendite zu erwirtschaften.

Wollen wir einmal schauen, wie weit die Börsensignale dabei hilfreich sind.
Zuvor nochmals ein Blick auf die einzelnen Resultate:

Da viele Aussagen zu den Ergebnissen bereits in den vorausgegangenen Beiträgen getroffen wurden, möchte ich nur kurz darauf eingehen und die wichtigsten Punkte zusammenfassen.
Fast alle Indikatoren liefern geringere Erträge als eine reine Buy-and-Hold Strategie, was mehrere Ursachen hat:

  • Die Corona-Krise mit dem steil und stark abfallendem Kursverlauf hatte zur Folge, dass oftmals am oder nahe des Tiefstkurses verkauft und später bei weitaus höheren Kursen wieder zugekauft wurde.
    Verschärft wurde der Effekt auch dadurch, dass die Auswertung monatlich (am Monatsende) erfolgt. Nehmen wir beispielsweise die 200-Tage-Linien Strategie, so könnte es vorkommen, dass zu Beginn des Monats ein Verkaufssignal erfolgt, das aber erst Ende des Monats in einen Verkauf mündet. Anschließend könnte ein Kaufsignal wieder zu Beginn des Monats generiert werden, der Kauf aber erst zu Monatsende erfolgt. Folglich würde die Ausführung in Summe mit rund 8 Wochen Verzögerung zu der Signalerzeugung erfolgen.
  • Generell werden viele Indikatoren mit zeitlicher Verzögerung veröffentlicht, so dass die Auswertung den Ereignissen hinterherläuft.
  • Der Zeitraum der Auswertung von 10 Jahren kann nur begrenzte Aussagekraft haben. In der ersten Dekade dieses Jahrhunderts wären die Ergebnisse aufgrund der beiden langen Bärenmärkten ab 2001 (Dotcom-Blase) und ab 2008 (Finanzkrise) besser gewesen.

Der Artikel hat ja das Wort Resümee im Titel. Dennoch muss ich den Leser enttäuschen, der jetzt eine klare Handlungsempfehlungen erwartet, was mehrere Gründe hat.
Zum einen ist die Situation jedes Anlegers unterschiedlich. Es gibt junge Anleger, solche, die in der Mitte ihres Arbeitslebens stehen, und die Generation, die kurz vor der Rente steht oder bereits in diese Phase eingetreten ist.
So kann eine junger Mensch risikoreicher agieren als ein Ruheständler, der das Kapital zum Erhalt des Lebensstandards benötigt.
Generell ist die Risikotoleranz jedes Anlegers unterschiedlich. Es gibt risikobereite und sicherheitsorientierte Investoren. Und last but not least wird auch die Höhe des investierten Kapitals ihren Niedersclag bei einer Anlagenentscheidung finden.

Aber letztendlich schwafle ich doch zu gerne, um mit meiner persönlichen Meinung hinter dem Berg zu halten.
These: Bärenmärkte lassen sich nicht eindeutig identifizieren
Um diesen Punkt zu besprechen, müssen wir zwei Typen von Baissen unterscheiden:
– Schwarze Schwäne
– Rezessionen, Überbewertungen usw.
Natürlich kann es dabei Überschneidungen geben, so kann ein “Schwarzer Schwan“-Ereignis eine Rezession auslösen im Gegensatz zu einer Rezession, die durch Marktzyklen geprägt ist.
Bevor wir fortfahren, kommen wir zur Definition eines Schwarzen Schwans:
Ein schwarzer Schwan ist ein Ereignis, das völlig unwahrscheinlich ist, gänzlich überraschend eintritt und (fast) alle erstaunt.” (Quelle: Gabler Wirtschaftslexikon)
Die Definition lässt eindeutig erkennen, das ein solches Ereignis nicht vorhergesehen werden kann. Wir können erst reagieren, nachdem es eingetreten ist. Folglich lohnt es sich im Alltag nicht, sich damit zu befassen.

Der zweite Typ dagegen lässt sich im Vorfeld erkennen. Zwei Beispiele dazu:
– Das DAX-KGV lag Ende des Jahres 2000 bei über 31 und somit deutlich über dem historischen Durchschnitt.
– Eine inverse Zinsstrukturkurve hatte in der Vergangenheit fast immer eine Rezession zur Folge.

Das klingt ja erst einmal nach einem guten Detektor, hat aber auch nicht zu übersehende Schwachpunkte:
– Das DAX-KGV zur Jahrtausendwende lag auch schon bei 20 deutlich über dem historischen Schnitt. Wer aber zu dem Zeitpunkt verkauft hätte, hätte große Kursgewinne verpasst.
– Die inverse Zinsstrukturkurve ist leider auch kein Timing-Indikator. Sie kann jahrelang invers sein, ehe die Rezession eintritt (falls es überhaupt dazu kommt, was zwar wahrscheinlich aber nicht sicher ist). Auch hier können große Kursgewinne verpasst werden, wenn der Ausstieg zu früh erfolgt.

Wir müssen es also mit Karl Valentin halten:”Nichts Genaues weiß man nicht.

Also sind wir doch hilflos? Ich denke nicht. Nur was kein Anleger meiner Meinung nach tun sollte, ist bei einem Anflug von Risiken alles zu verkaufen und auf das Tagesgeldkonto legen. Die Buy-and-Hold Strategie zeigt in der Auswertung, dass sich damit Geld verdienen lässt.

Persönlich investiere ich neues Kapital in diesen Phasen nicht sofort, sondern lasse es erst einmal auf dem Tagesgeldkonto, um gegebenenfalls zu tieferen Kursen wieder kaufen zu können.
Dabei bietet es sich auch an, das Portfolio zu durchforsten und Aktien, die nicht mehr die ursprünglichen Anforderungen erfüllen, unter Umständen auch abzustoßen.

Für erfahrene Anleger kommt auch eine Teilabsicherung durch den Einsatz von Put-Optionsscheinen oder Derivaten in Betracht. Ich habe das in der Vergangenheit ab und zu schon umgesetzt. In Summe habe ich dadurch keine bessere Rendite erzielt, aber die Volatilität des Portfolios wurde deutlich gesenkt.
D.h. in positiven Marktphasen war die Rendite geringer und bei fallenden Märkten war der Verlust geringer.

Schlusswort:
Werte Leser, haltet die Augen offen und legt Euch im Bedarfsfall eine Strategie zurecht, wobei Buy-and-Hold immer auch seine Berechtigung hat. Und nicht vergessen, dass Panik noch nie ein guter Ratgeber war:
Es ist Euer Geld, also trefft Entscheidungen, die zu Eurem Anlegertyp passen.

PS: Wer mit monatlichen Sparplänen arbeitet, ist fein raus, denn durch den “Cost-Average“-Effekt stören Kurseinbrüche nicht, sofern das Geld nicht kurz oder mittelfristig verplant ist.

 

Auswertung Börsensignale Teil 8: Kansas City Financial Stress Index

Im Februar wurde der Kansas City Financial Stress Index (KCFSI) bei den Börsensignalen mit aufgenommen, da er zwar nicht alle Bärenmärkte, aber doch die extremsten Ereignisse erkannt hat.
Der Index wurde nach der Finanzkrise 2008/09 als Frühindikator entwickelt und versucht über die Geldflüsse Stress im Finanzsystem aufzudecken.

Zwecks Vergleichbarkeit wurde der Indikator bis zum Februar 2014 zurückgerechnet.
Historisch haben Backtests die beste Performance mit Verkaufssignalen bei einem Indexstand größer als 1,0 und einem Wiedereinstieg unter 0,5 geliefert, weshalb diese Parameter auch bei den Börsensignalen und der Auswertung eingesetzt werden.

Die Überprüfung der Performance des Kansas City Financial Stress Index ist eigentlich fast symptomatisch für die meisten der Untersuchungen, die wir bisher durchgeführt haben.
Über einen Zeitraum von 124 Monate – also über 10 Jahre – lieferte der Indikator in lediglich fünf Monaten ein Verkaufssignal. Trotzdem ist die Performance mit absolut 61,5% deutlich schlechter als die Buy-and-Hold Strategie, die mit 90,6% abschneidet.
Wie kann das zustande kommen? Sie werden es ahnen: Der steile V-förmige Verlauf zu Beginn der Corona-Krise hat auch hier seinen Tribut gefordert.
In früheren Untersuchungen (siehe <<Der Kansas City Financial Stress Index>>) über eine Zeitspanne von immerhin 29 Jahre hat der Indikator besser als Buy-and-Hold und sogar bessere Ergebnisse als die 200-Tage-Linien Strategie mit dem 3%-Kriterium geliefert.

Damit wollen wir es an dieser Stelle mit dem KCFSI auch bewenden lassen. Im nächsten Artikel werden wir ein Resümee quer über alle Auswertungen ziehen.

Auswertung Börsensignale Teil 7: KGV und KBV

Die KGV und KBV-Indikatoren setzen sich aus drei Unterkategorien zusammen:

– DAX KGV
– DAX KBV
– Shiller KGV S&P500

Feste Vorgaben zur Auswertung sind hier nicht vorhanden, deshalb wurden historische Werte als Basis genommen.
Beim DAX KGV lag das historische Mittel bei 14,6. So wurde als Verkaufssignal ein KGV größer 15 definiert, ein Kaufsignal sobald das KGV unter 14 liegt.
Beim KBV wird ab einem Wert von 2,0 ein Verkaufssignal gebildet, ein Kaufsignal erfolgt unter 1,5. Dazwischen wird eine Halteposition ausgegeben.
Beim Shiller KGV wird das Verkaufssignal ab 25 generiert, unter 24 wird wieder ein Kaufsignal erzeugt.

Ich hatte eigentlich fast nicht mehr mit gerechnet, doch es gibt tatsächlich Indikatoren, die im Überprüfungszeitraum besser als der eine reine Buy-and-Hold Strategie abgeschnitten haben.

Der Gesamtindikator hat mit einer durchschnittlichen, jährlichen Performance von 8,06% den DAX mit 6,49% deutlich hinter sich gelassen. Betrachten wir die Übersicht, ist zu erkennen, dass die Rendite in erster Linie dem KBV-Indikator zu verdanken ist. Mit einer Gesamtperformance von über 170% (10,19% jährlich) hat die Kennzahl erstaunlich stark performt.
Der DAX KGV hinkt dieser Rendite doch weit hinterher und entspricht eigentlich dem Bild, das wir bei den vorherigen Auswertungen gesehen haben.
Einfach nur enttäuschend war das Potential beim Shiller KGV, der sogar Verluste generiert hat. Insgesamt waren wir mit diesem Indikator nur über einen Zeitraum von 8 Monaten investiert. Das wirft die Frage auf, ob der S&P500 heillos überbewertet ist, oder ob einfach die Basis für die Kauf- und Verkaufssignale falsch gewählt wurde.
Leider lässt sich die Frage nicht objektiv beurteilen. So unbefriedigend die Antwort auch ist, aber das wird die Zukunft zeigen.

Auswertung Börsensignale Teil 6: Wirtschaftsindikatoren

Die Wirtschaftsindikatoren setzen sich aus den fünf folgenden Unterkategorien zusammen:

– ifo Geschäftsklimaindex
– ZEW Konjunkturerwartungen
– GfK Konsumklimaindex
– Einkaufsmanagerindex
– Auftragseingangsindex des verarbeitenden Gewerbes

Es gibt Vorgaben, wie die Daten zu bewerten sind. So gilt beim ifo Geschäftsklimaindex und beim Auftagseingangsindex ein Wert über 100 als positiv (Kaufsignal) und ein Wert unter 100 als negativ (Verkaufssignal).
Beim Einkaufsmanagerindex liegt der Grenzwert bei 50, beim ZEW Konjunkturindex und dem GfK Konsumklimaindex bei 0.

Werfen wir einen Blick auf die Performance, sehen wir ein vertrautes Bild:
Sowohl der Gesamt- als auch die Einzelindikatoren hinken der Buy-and-Hold Strategie weit hinterher. Laßt uns versuchen, Gründe dafür auszumachen.

In der Tabelle fällt ins Auge, dass die Performance umso besser ist, je länger der Investitionszeitraum ist. Der Gesamtindikator generierte im März 2022 ein Verkaufssignal, das bis zum Ende der Untersuchung zum 31.05.2024 Bestand hatte. Mit kleinen Abweichungen finden wir die Abwesenheit vom Markt in dieser Periode auch bei den Unterkategorien.
In dem Zeitraum stieg der DAX um 28,3%, ein Aufschwung der den Wirtschaftindikatoren entging.

Taugen die Indikatoren also nichts?
Sorry, aber das lässt sich so pauschal nicht sagen. Die Indikatoren beziehen sich alle auf Deutschland, wir vergleichen die Performance aber mit den DAX-Konzernen. Und die – richtig – agieren international. Bei einer stagnierenden deutschen Wirtschaft, können diese Multis immer noch in anderen Regionen gutes Geld verdienen.
Ein Fakt, der diese These unterstützt, ist der Umstand, dass der SDAX mit kleineren Werten in dem Zeitraum nur um rund 6% zulegen konnte.

Ein weiterer Punkt ist der Zeitraum der Datenerhebung. Die Indikatoren werden meist Mitte des Monats plus/minus ein paar Tage je nach Index veröffentlicht. Aber das ist nicht der Termin zu dem die Umfragen erhoben wurden. Dieser Termin liegt meist im Vormonat (beim Auftragseingangsindex kommen die Werte sogar mit einer Verzögerung von drei Monaten).
Die Börse dagegen handelt die Zukunft. Dabei geht es nicht um die paar Wochen Verzug, sondern der Effekt ist weitläufiger. Zuletzt war die Entwicklung der Märkte immer geleitet von der möglichen Entwicklung der Leitzinsen. Beispielsweise:
Sinkende Inflation => größere Wahrscheinlichkeit von Leitzinssenkungen => höhere Kurse (und umgekehrt).
Bis Leitzinssenkungen aber bei der Wirtschaft ankommen, können ein bis zwei Jahre vergehen und finden damit noch keinen Eingang in die Indikatoren.

Sicherlich ist das nur ein kleiner Teil der Wahrheit. Falls Ihr noch weitere Informationen habt, oder falls Ihr anderer Meinung seid, würde ich mich über einen Kommentar freuen.

Auswertung Börsensignale 5: Sentiment

Als nächste Kategorie wenden wir uns den Sentimentindikatoren zu. In diesem Fall beziehen wir uns auf den VDAX New und den VIX, die die Schwankungsbreite für den nächsten 30 Tage des DAX’ und des S&P 500 ausgeben.

Beide Werte geben die implizite Volatilität des jeweiligen Index in annualisierter Form aus.

Ein Verkaufssignal erfolgt jeweils bei einem Wert über 30, ein Kaufsignal bei einem Wert unter 20. Dazwischen wird eine Halteposition ausgegeben, d.h. das letzte gültige Kauf- oder Verkaufssignal wird beibehalten.

Auch bei den Sentiment-Indikatoren wiederholt sich das Bild der zurückliegenden Auswertungen. Sowohl der Gesamtindikator als auch die beiden einzelnen Unterkategorien schneiden deutlich schlechter ab als die Buy-and-Hold Strategie.
Erneut war der Renditekiller die Verkaufsphase während der Corona-Krise. Zwar erfolgte der Verkauf nicht am Tief, aber doch zu einem tiefen Kurs.
Aber “Wiederholungen gefallen nicht”, wie bereits die alten Römer treffend feststellten. Da die Thematik bereits in früheren Beiträgen ausführlich behandelt wurde, möchte ich es auch damit bewenden lassen.

Auswertung Börsensignale 4: Zinsstrukturkurve und BIP

In diesem Artikel werden die Wertentwicklungen der Kategorien “Zinsstrukturkurve” und “Bruttoinlandsprodukt” für den bereits bekannten Überprüfungszeitraum von Februar 2014 bis Mai 2024 betrachtet. Bei beiden Indikatoren existieren keine Unterkategorien.

Die Zinsstrukturkurve generiert ein Verkaufssignal, wenn die kurzfristigen Anleihen eine höhere Rendite liefern als langfristige. Dieser Umstand wird als inverse Zinsstrukturkurve bezeichnet.

Das BIP löst ein Verkaufssignal aus, sobald das Bruttoninlandsprodukt zwei Quartale in Folge sinkt.

Zinsstrukturkurve

Beginnen wir mit dem Positiven: Während der Corona-Krise hat die Zinsstrukturkurve ein Verkaufssignal generiert.
Leider war es das dann aber mit den guten Nachrichten. Mit einer durchschnittlichen, jährlichen Performance von 0,64% in einem Zeitraum, in denen die Börsen überwiegend nach oben zeigten, ist schlicht und ergreifend besch…eiden.
Ab Mai 2019 glänzte die Strategie überwiegend durch das Warten an der Seitenline.

Warum ist die inverse Zinsstrukturkurve dann als Börsensignal aufgeführt?
Die Antwort ist relativ einfach: Auf eine inverse Zinsstrukturkurve folgte in der Vergangenheit fast immer ein Kurseinbruch an den Aktienmärkten.

Wo ist dann das Problem?
Der Indikator ist alles andere als ein Timing-Indikator, was bedeutet, es können Jahre ins Land gehen, bevor eine Korrektur nach dem Auslösen des Indikators erfolgt.

Was heißt das nun für den Anleger?
Eine inverse Zinsstrukturkurve sollte uns Anleger als Warnsignal dienen, die Märkte genau im Auge zu behalten. Sollten weitere Signale, Nachrichten und Fundamentaldaten auf eine Krise hindeuten, könnte beispielsweise eine Absicherung vorgenommen werden (keine Handlungsempfehlung, nur meine Meinung).
Aber keinesfalls sollte hier sofort die Reißleine gezogen werden.

Bruttoinlandsprodukt

Die Performance eines Depots nur unter Berücksichtigung des BIPs wäre mit einer jährlichen Performance von rund 6,1% als eines des wenigen Börsensignal-Strategien in Richtung der Buy-and-Hold Performance.
Der Grund ist relativ schnell zu erkennen, wenn wir einen Blick auf den Investitionszeitraum werfen. Lediglich über ein Quartal hinweg – also drei Monate – war die Strategie nicht investiert. Und das war als Folge der Corona-Krise, allerdings erst, als es mit den Märkten schon wieder aufwärts ging.

Trotz der akzeptalen Performance hat das BIP als Indikator einige Schwachpunkte:

  1. Die Daten kommen stark verzögert. Für das Quartal 1 beispielsweise, das bekanntermaßen den Zeitraum von Januar bis März beinhaltet, wird das BIP irgendwann im April veröffentlicht.
    Ein Verkaufssignal, also ein zwei Quartale in Folge sinkendes BIP kann sieben Monate nach dem ersten Einbruch kommen.
    Dazu kommt, dass die hier im April veröffentlichten Zahlen vorläufig sind. Liegt die Steigerung oder der Rückgang nahe Null, können die zu einem späteren Zeitraum bestätigten Zahlen ein umgekehrtes Ergebnis liefern.
  2. In die gleiche Richtung geht, dass an der Börse die Zukunft gehandelt wird. Eine Rezession kommt in der Regel nicht einfach so aus dem Blauen heraus, sondern wird schon im Vorfeld vermutet. So sind häufig schon die Kurse im Keller, ehe das BIP ein Verkaufssignal auslöst.
  3. Der Indikator gibt ein digitales Signal, nämlich Kauf oder Verkauf, bzw. Rezession oder keine Rezession aus. Absolute Zahlen spielen keine Rolle. Beträgt z.B. das BIP-Wachstum vier Quartale in Folge 0,1%, so steht ein Kaufsignal an. Das maue Ergebnis dürfte an den Börsen aber keine Freudensprünge auslösen.

Auswertung Börsensignale Teil 3: Börsenbarometer

Bei der zweiten Kategorie, die wir begutachten möchten, handelt es sich um Börsenbarometer. Aktuell werden nur zwei Indikatoren beobachtet, nämlich die alte und neue Version der kombinierten Methode nach Uwe Lang.
Ursprünglich wurde noch das Börsenklimabarometer von Ralf Goerkes aufgeführt, das aber nicht mehr verfügbar ist.

Bedingt durch die aktuell geringe Anzahl an Indikatoren, die zudem noch aus derselben Ecke kommen, wird die Aussagekraft sicherlich kein hohes Level haben. Da das Ganze nur als “Versuchsballon” gestartet wurde, bitte ich um Eure Nachsicht.

Wie bei allen Auswertungen zu dem Thema ist der Überprüfungszeitraum von Februar 2014 bis Ende Mai 2024.

Wir sehen ein bekanntes Bild: Die Buy-and-Hold Strategie schlägt die untersuchten Indikatoren beim Thema Performance – teilweise um Längen. DIe neue Variante der kombinierten Methode schneidet schwächer ab als die Alte. Die Ursache ist in erster Linie darin zu finden, dass die neue Methode beim starken, V-förmigen Abverkauf während der Corona-Krise nahe dem Tief verkauft und zu deutlich höheren Kursen wieder gekauft wurde.
Die alte Variante war in diesem Zeitraum durchgehend investiert. Aber im Gegenzug wurden viel mehr Verkaufs- und Kaufsignale generiert, was nicht nur im Bezug zu den Transaktionskosten, die bei der Auswertung ja berücksichtigt werden, sondern ganz allgemein als Renditekiller anzusehen ist. Deshalb überrascht nicht, dass auch deren Performance eher Richtung unterirdisch geht.
Noch am Besten kommt die Gesamtkategorie aus beiden Methoden über die Runden.

Als Resümee lässt sich festhalten, dass die verwendeten Börsenbarometer – zumindest als Einzelkomponente – wenig hilfreich sind.

Auswertung Börsensignale Teil 2: Technische Indikatoren

Nachdem im letzten Artikel das Gesamtergebnis ausgewertet wurde, soll nun die erste Kategorie, also die verwendeten technischen Indikatoren untersucht werden.

Der Oberbegriff setzt sich aus drei Unterkategorien zusammen:

– Signale der 200-Tage Line mit dem 3%-Kriterium.
– Signale des RSI (30-Tage, 70/30).
– Signale max. Drawdown mit der 15%-Regel.

In der Auswertung wurde die Performance der gesamten technischen Indikatoren, sowie die einzelnen Unterkategorien mit einer reinen Buy-and-Hold Strategie verglichen.
Wie bei der Gesamtbetrachtung ist der Überprüfungszeitraum vom Februar 2014 bis Ende Mai 2024.

Wie schon bei der Gesamtauswertung schneiden alle Indikatoren schlechter ab als die Buy-and-Hold Strategie. Am besten performt die Oberkategorie der technischen Indikatoren, die noch in die Nähe der Haltestrategie rangiert, knapp gefolgt vom RSI.
Auffällig ist das schwache Abschneiden der 200-Tage-Linien Strategie mit einer durchschnittlichen, jährlichen Performance von lediglich 3,2%. Ich habe erst kürzlich einen Backtest der Strategie vom 02.01.1990 bis 31.08.2024 vorgenommen. Dabei war das Resultat mit 8,2% pro Jahr deutlich besser als Buy-and-Hold (+7,0%).

Wie kommen nun die Unterschiede zustande?
Eigentlich kann ich nur wiederholen, was bei der Gesamtauswertung schon berichtet wurde:

“Ein Wertvernichter war dann die Corona-Krise im Jahr 2020. Die Auswertung zeigte erst nach unten, als der DAX bereits das Tief erreicht hatte. D.h. zum tiefsten Kurs wurde verkauft, während ein Einstiegssignal für die verschiedenen Auswertungen erst zu einem weit höheren Kurs wieder generiert wurde.
Diese Phase hat bei allen untersuchten Strategien viel Performance gekostet.

Dabei darf aber auch nicht außer Acht gelassen werden, dass der Corona-Crash in seiner Ausprägung einzigartig in der Geschichte war. So wurde die Tiefstkurse bereits nach rund einem Monat erreicht, um dann aber sofort wieder steil anzusteigen Zwar gab es in der Vergangenheit weitaus größere Rückschläge, aber alle anderen großen Bärenmärkte verliefen über einen viel längeren Zeitraum.”

Deshalb hat sich auch der RSI-Indikator relativ gut gehalten, da bereits vor der Pandemie ein Verkaufssignal erfolgt war. Aber so außergewöhnlich der Verlauf auch war, wir können die Tatsachen nicht ignorieren. Schließlich weiß kein Mensch, ob in zwei oder drei Jahren nicht etwas Ähnliches, wenn auch aus anderen Ursachen, auftritt.

Stattdessen müssen wir konstatieren, dass der Analysezeitraum von 10 Jahren einfach zu kurz für eine wirklich aussagekräftige Auswertung ist.

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