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Ein großer Nachteil der 200-Tage-Linien Strategie ist – wie bereits erwähnt – die Gefahr von häufigen Fehlsignalen, vor allem in Seitwärtsmärkten.
Deshalb wurde schon immer nach Möglichkeiten gesucht, die Strategie zu optimieren. Oftmals wird in diesem Zusammenhang ein zweiter, kürzer gleitender Durchschnitt in Kombination mit der 200-Tage-Linie eingesetzt.
Gängige Werte sind der 38-, 50- und 65-Tage-Durchschnitt.
Die Umsetzung ist denkbar einfach: durchbricht die kürzerperiodische Linie (z.B. die 38-Tage-Linie) die 200-Tage-Linie nach oben, so wird ein Kaufsignal erzeugt. Erfolgt der Durchbruch nach unten, wird ein Verkaufssignal generiert.
In der Charttechnik bezeichnet der Begriff “Todeskreuz” das Durchschneiden der 50-Tage-Linie unter die 200-Tage -Linie.
Im weiteren Verlauf werden die Kombinationen der 200-Tage-Linie mit der 38-Tage-Linie, der 50-Tage-Linie, der 65-Tage-Linie und der 90-Tage-Linie über einen Zeitraum von sieben Jahren hinweg bezüglich der jeweiligen Performance untersucht. Wie schon bei der vorausgegangenen Untersuchung werden die Variationen nochmals aufgeteilt in eine reine Long-Variante und eine Long- und Short-Variante.
Bei der Long-Variante werden nach einem Kaufsignal DAX-ETFs erworben, die sich 1:1 wie der DAX-Index bewegen. Erfolgt ein Verkaufssignal, werden die DAX-ETFs in Bargeld umgeschichtet.
Bei der Long- und Short-Variante werden ebenfalls DAX-ETFs nach einem Kaufsignal bezogen. Nach einem Verkaufssignal wird allerdings in Short-ETFs umgeschichtet, die sich gegenläufig zum DAX-Index entwickeln.
Der aufgeführte Vergleich bezieht sich auf den Zeitraum vom 1.01.2007 bis zum 30.12.2013. Für die Untersuchung wurde der DAX-ETF mit der Wertpapierkennnummer DBX1DA für die Umsetzung der Kaufsignale eingesetzt. Als Short-ETFs – falls von der Variante her gefordert – wurde das Papier mit der WPKN DBX1DS verwendet. Wie bei den Depots werden für die Kauf- und Verkaufsgebühren 0,1% des Wertes plus 9 € berechnet.
Zusätzlich sind noch die Ergebnisse der Varianten aufgeführt, die für die 200-Tage-Linien Strategie verwendet werden (200-Tage-Linie inklusive 3%-Toleranz).
Typ | Bezeichnung | Startwert absolut | Endwert absolut | Rendite absolut [%] | Rendite jährlich [%] |
1a | GD 200 – GD 38 ohne Short | 20.000,00 € | 29.692,43 € | 48,46% | 5,81% |
1b | GD 200 – GD 38 mit Short | 20.000,00 € | 25.841,03 € | 29,21% | 3,73% |
2a | GD 200 – GD 50 ohne Short | 20.000,00 € | 30.625,32 € | 53,13% | 6,28% |
2b | GD 200 – GD 50 mit Short | 20.000,00 € | 27.999,59 € | 40,00% | 4,92% |
3a | GD 200 – GD 65 ohne Short | 20.000,00 € | 32.431,91 € | 62,16% | 7,15% |
3b | GD 200 – GD 65 mit Short | 20.000,00 € | 31.763,34 € | 58,82% | 6,83% |
4a | GD 200 – GD 90 ohne Short | 20.000,00 € | 30.610,34 € | 53,05% | 6,27% |
4b | GD 200 – GD 90 mit Short | 20.000,00 € | 28.205,52 € | 41,03% | 5,03% |
5 | DAX Buy-and-Hold | 6614,73 | 9552,16 | 44,41% | 5,39% |
6a | mit 3%-Toleranz ohne Short | 20.000,00 € | 34.389,76 € | 71,95% | 8,05% |
6b | mit 3%-Toleranz inkl. Short | 20.000,00 € | 38.490,90 € | 92,45% | 9,80% |
Zwei Punkte fallen sofort ins Auge:
- Bei der Verwendung zweier gleitender Durchschnitte schneiden alle Varianten mit Short-Anteil schlechter ab als die Varianten mit reinem Long-Anteil (im Gegensatz zur Standard 200-Tage-Linien Strategie mit 3%-Toleranz).
- Am besten schneidet die Kombination aus 200-Tage-Linie und 65-Tage-Linie ab, aber auch diese Spielart erreicht nicht die Rendite der Standard 200-Tage-Linien Strategie mit 3%-Toleranz.
Typ | Bezeichnung | Anzahl Käufe | Anzahl Verkäufe | Anteil Tage Long [%] | Anteil Tage Short [%] | Anteil Tage nicht investiert [%] |
1a | GD 200 – GD 38 ohne Short | 3 | 2 | 56,84% | 0,00% | 43,16% |
1b | GD 200 – GD 38 mit Short | 3 | 3 | 56,84% | 27,97% | 15,19% |
2a | GD 200 – GD 50 ohne Short | 3 | 2 | 56,45% | 0,00% | 43,55% |
2b | GD 200 – GD 50 mit Short | 3 | 3 | 56,45% | 28,42% | 15,13% |
3a | GD 200 – GD 65 ohne Short | 3 | 2 | 55,44% | 0,00% | 43,44% |
3b | GD 200 – GD 65 mit Short | 3 | 3 | 55,44% | 28,14% | 15,30% |
4a | GD 200 – GD 90 ohne Short | 2 | 1 | 55,83% | 0,00% | 44,11% |
4b | GD 200 – GD 90 mit Short | 2 | 2 | 55,83% | 28,48% | 15,64% |
5a | mit 3%-Toleranz ohne Short | 3 | 2 | 57,34% | 0,00% | 42,66% |
5b | mit 3%-Toleranz inkl. Short | 3 | 3 | 57,34% | 27,91% | 14,74% |
Auch bezogen auf die Anzahl der Kauf- und Verkaufssignale bieten die Modifikationen keine Optimierung, zumindest in Bezug auf die 200-Tage-Linien Strategie mit Toleranz.
Tendenziell kommt auch ein Performance-Test der FAZ.net im Artikel “Gleitende Durchschnitte helfen dabei den Markt zu schlagen” zu ähnlichen Ergebnissen.
Zu beachten ist, dass in dem Test der Bezugsindex der S&P 500 ist, und dass die 200-Tages-Linien Strategie ohne Toleranz getestet wurde.
Zuletzt soll noch ein Blick auf einen verkürzten 4-Jahres Zeitraum (2010 bis 2013) geworfen werden, in dem kein Bärenmarkt auftrat.
Typ | Bezeichnung | Startwert absolut | Endwert absolut | Rendite absolut [%] | Rendite jährlich [%] |
1a | GD 200 – GD 38 ohne Short | 20.000,00 € | 26.123,25 € | 30,62% | 6,91% |
1b | GD 200 – GD 38 mit Short | 20.000,00 € | 19.322,72 € | -3,39% | -0,86% |
2a | GD 200 – GD 50 ohne Short | 20.000,00 € | 25.453,16 € | 27,27% | 6,21% |
2b | GD 200 – GD 50 mit Short | 20.000,00 € | 18.332,26 € | -8,34% | -2,15% |
3a | GD 200 – GD 65 ohne Short | 20.000,00 € | 26.479,97 € | 32,40% | 7,27% |
3b | GD 200 – GD 65 mit Short | 20.000,00 € | 20.598,80 € | 2,99% | 0,74% |
4a | GD 200 – GD 90 ohne Short | 20.000,00 € | 26.746,07 € | 33,73% | 7,54% |
4b | GD 200 – GD 90 mit Short | 20.000,00 € | 19.795,47 € | -1,02% | -0,26% |
5 | DAX Buy-and-Hold | 5975,42 | 9552,16 | 59,86% | 12,44% |
6a | mit 3%-Toleranz ohne Short | 20.000,00 € | 29.761,08 € | 48,81% | 10,45% |
6b | mit 3%-Toleranz inkl. Short | 20.000,00 € | 38.490,90 € | 92,45% | 9,80% |
Die oben getroffenen Aussagen werden auch für den verkürzten Beobachtungszeitraum bestätigt.
Fazit:
Die durchgeführten Untersuchungen geben keinen Hinweis darauf, dass die Varianten mit zwei gleitenden Durchschnitten eine bessere Rendite als die vorgestellte 200-Tage-Linien Strategie ermöglichen.
Somit besteht auch kein Bedarf, eine diese Modifikationen in einem Depot umzusetzen.