Value- und Growth-Strategien werden von vielen Investoren wie Feuer und Wasser gesehen.
Während der Value Investor nach unterbewerteten Aktien sucht, in der Hoffnung, dass der wahre Wert früher oder später erkannt wird, setzt der Growth Investor auf wachstumsstarke Titel, bzw. Branchen.
James P. O’Shaughnessy hat die Daten einer Vielzahl von Einzeltiteln unterschiedlicher Kapitalisierungsgrade über Jahrzehnte hinweg untersucht.
Was glauben Sie, welche Strategien den größten Ertrag erzielten?
Sie werden es bereits vermuten: Aktien mit geringer Marktkapitalisierung, die sowohl Value- als auch Growth-Kriterien erfüllen.
Nachteil der von O’Shaughnessy in “What works on Wall Street” vorgestellten Strategien, ist der enorm große Aktienpool, der notwendig ist, um eine genügend große Zahl an börsennotierten Unternehmen zu finden (Diversifikation), die alle Kriterien erfüllen.
Deshalb werde ich in einem späteren Beitrag auf dessen Strategien eingehen.
Nachfolgend soll eine vereinfachte Strategie vorgestellt werden, die in den letzten Jahren eine deutliche Überrendite zum DAX, bzw. zum Vergleichsindex CDAX lieferte.
Die Kriterien der Strategie
- Marktkapitalisierung kleiner als 500 Millionen Euro
Kleinere Werte stehen nicht ständig unter Beobachtung der Analysten und bieten deshalb bei erfolgreichem Agieren ein höheres Wachstumspotential.
Dafür muss bei Small Caps auch mit einer höheren Schwankungsbreite gerechnet werden. - Ergebniswachstum über mehrere Jahre
Stetiges Wachstum beim Ergebnis deutet auf ein erfolgreiches Geschäftmodell hin. Somit können viele Unternehmen aussortiert werden, deren Zukunftsaussichten mit Fragezeichen versehen sind. - Wachstumsrate größer als das Kurs-Gewinn-Verhältnis
Das das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) als alleinstehender Parameter häufig nicht aussagekräftig ist, wird stattdessen das sogenannte dynamische KGV oder auch PEG (price-earnings-growth) verwendet. Übersteigt das Wachstum das KGV gilt eine Aktie als günstig bewertet (unter dem Wachstumsgesichtspunkt). - Hohe Eigenkapitalquote
Viele operativ erfolgreiche Unternehmen sind im Rahmen der zurückliegenden Finanzkrise in die Insolvenz geschlittert. Um zahlungsfähig zu bleiben, sind Firmen auf einen weiten Kreditrahmen oder eine Zwischenfinanzierung angewiesen. Ein Unternehmen mit guter Eigenkapitaldecke hat hierbei die besseren Karten.
Falls Sie ein Eigenheim bauen wollen und 50% der Kosten mit Eigenkapital finanzieren können, werden Ihnen die Kreditinstitute den roten Teppich ausrollen. Wollen Sie das gleiche Haus ohne Eigenkapital finanzieren, müssen Sie mit Ablehnungen oder ungleich höheren Finanzierungskosten rechnen. - Intakter Kurstrend
Fallende Kurse können (müssen nicht) auf offene oder versteckte Probleme hindeuten.
Die Regeln der Strategie
- Verwendung eines Aktienpools deutscher Aktien (für die Depotzusammensetzung wurden die Daten von BO Data mit über 500 Aktien verwendet).
- Nur Aktien mit einer Marktkapitalisierung von maximal 500 Millionen Euro werden zur weiteren Auswertung verwendet.
- Von den letzten 5 Jahresergebnissen pro Aktie müssen mindestens 4 besser sein als die der Vorjahre (2017 erwartet besser als 2016, 2016 besser als 2015 etc.).
- Die Eigenkapitalquote muss mindestens 50% der Bilanzsumme betragen.
- Der aktuelle Kurs muss über dem Kurs vor 6 Monaten liegen.
- Eine Stop-Loss-Order erfolgt aufgrund der teilweise hohen Schwankungsbreite nicht. Allerdings wird ab einem Kurs von 20% unterhalb des Einstiegskurses (oder je nach Verlauf eines erhöhten Kursniveaus) überprüft, ob die Einstiegskriterien noch gegeben sind, bzw. ob das Risiko aufgrund kursbestimmender Nachrichten zugenommen hat.
- Nach einem Jahr wird die Zusammensetzung überprüft.
Zum 30.12.2016 haben fogende Aktien die Kriterien erfüllt:
Unternehmen | WKN | Index | Aktien- kurs in Ç |
Ifa Systems | 783078 | 14,00 € | |
Geratherm Medical | 549562 | 11,78 € | |
Dt. Grundstücksaukt. | 553340 | 13,41 € | |
Klassik Radio | 785747 | 4,95 € | |
Lloyd Fonds | A12UP2 | 2,88 € | |
Datron | A0V9LA | 9,25 € | |
Pferdewetten.de | A1K040 | 8,80 € | |
Kromi Logistik | A0KFUJ | 13,38 € | |
Technotrans | A0XYGA | 22,62 € | |
Data Modul | 549890 | 48,30 € | |
Simona | 723940 | 441,00 € |
Vor- und Nachteile der Strategie
Nachteile:
- Es existiert kein Sicherheitsnetz, das vor dem Absturz einzelner Positionen schützt.
- Die Schwankungsbreite der Aktienkurse kann sehr hoch sein.
- Der Spread (Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs) ist in der Regel höher als bei Werten mit höherer Marktkapitalisierung.
- Je nach Titel kann das Handelsvolumen sehr gering sein.
Vorteile:
- Durch die nur einmal jährliche Depotanpassung fallen geringe Transaktionskosten an.
- Die Strategie ist weitestgehend frei von Emotionen.
- Es wird keine einzelne Kennzahl, sondern eine Reihe von Kriterien untersucht.
- Das Kurspotential ist höher als bei Aktien mit höherer Marktkapitalisierung.
Performance der Strategie
Die nachfolgend aufgeführte Performance der Strategie beruht auf eigenen Überprüfungen. Dabei ist festzustellen, dass eine Auswertung über nur zwei Jahre nicht allzu aussagekräftig ist. Die Nachhaltigkeit der Strategie muss sich erst noch zeigen.
Bezug | Strategie | Zeitraum | Jährliche Rendite | Überrendite gegenüber CDAX | Überrendite gegenüber DAX |
Aktienpool | Small Caps Value Growth | 2015 | 67,18% | 55,85% | 57,62% |
CDAX | alle Werte | 2015 | 11,33% | 0,00% | |
DAX | alle Werte | 2015 | 9,56% | 0,00% | |
Aktienpool | Small Caps Value Growth | 2016 | 25,11% | 25,57% | 25,61% |
CDAX | alle Werte | 2016 | -0,46% | 0,00% | |
DAX | alle Werte | 2016 | -0,50% | 0,00% |