Depotcheck Jahresende 2014

Weighing 1Der Großteil der virtuellen Depots ist nun seit einem Jahr aufgelegt: Zeit, ein Zwischenfazit zu ziehen.

Insgesamt wurden 2014 die stattliche Anzahl von 21 Depots geführt. Davon konnten 13 Depots besser als der DAX abschneiden, was einer Quote von knapp 62% entspricht.

Wie bereits beim letzten Depotcheck im September erwähnt, schaffen dies laut einem Artikel des Manager Magazin Online nur 20% der Fondsmanager (allerdings über einen Zeitraum von 10 Jahren).

Das Sparplan-Depot wird im Vergleich nicht mit aufgeführt, da dessen Charakter mit monatlichen Sparraten auf einer komplett unterschiedlichen Basis aufgebaut ist.

Mit Jahresbeginn 2015 werden noch einige weitere Strategien mittels virtueller Depots veranschaulicht werden. Mehr dazu erfahren Sie bei den nächsten Aktualisierungen der Rangliste.

Bevor wir fortfahren möchte ich die aktuelle Rangliste nochmals vorstellen:

 

Platz Vor- woche Strategie Start am: akt. Datum: aktueller Wert Gewinn/ Verlust
 
1 3 Otto Normalverdiener Depot 02.01.14 30.12.14 22.028,61 € 10,14%
2 2 Low-2 02.01.14 30.12.14 21.984,58 € 9,92%
3 1 Low-1 02.01.14 30.12.14 21.950,85 € 9,75%
4 4 Relative Stärke „Sell in Summer“ 21.02.14 30.12.14 21.649,70 € 8,25%
5 5 Trendfolge 28.02.14 30.12.14 21.566,49 € 7,83%
6 7 Sell in Summer 02.01.14 30.12.14 21.156,00 € 5,78%
7 6 Unemotional Value Four Plus 02.01.14 30.12.14 20.986,57 € 4,93%
8 8 Dogs of the Dow 02.01.14 30.12.14 20.726,71 € 3,63%
9 10 Low-Risk-Index 06.01.14 30.12.14 20.725,26 € 3,63%
10 11 Kombinierte Methode 02.01.14 30.12.14 20.711,03 € 3,56%
11 9 Unemotional Value Four 02.01.14 30.12.14 20.498,49 € 2,49%
12 13 Low Five 02.01.14 30.12.14 20.440,93 € 2,20%
13 12 Foolish Four 02.01.14 30.12.14 20.433,62 € 2,17%
14 14 DAX 02.01.14 30.12.14 9805,55 2,16%
15 15 Kombination 28.02.14 30.12.14 20.414,02 € 2,07%
16 16 Schwergewicht 02.01.14 30.12.14 20.247,67 € 1,24%
17 17 Low-Risk-5 06.01.14 30.12.14 20.245,44 € 1,23%
18 18 Relative Stärke nach Levy 21.02.14 30.12.14 20.006,58 € 0,03%
19 19 200-Tage-Linie Strategie 02.01.14 30.12.14 19.785,46 € -1,07%
20 20 Modifizierte Trendfolge 28.02.14 30.12.14 19.262,05 € -3,69%
21 21 Umkehr 28.02.14 30.12.14 18.803,66 € -5,98%
22 22 200-Tage-Linie Strategie mit Short 02.01.14 30.12.14 18.036,85 € -9,82%

 

Obwohl der Zeitraum von einem Jahr bei weitem nicht ausreicht, um die Performance einer Strategie genau beurteilen zu können, ist dennoch erwähnenswert, dass alle 7 Dividendenstrategien besser als der DAX abgeschnitten haben.
Ganz vorne auf Position 2 und 3 tauchen die Low-2 und die Low-1-Dividendenstrategien auf. Trotz des guten Abschneidens haben diese beiden Strategien aufgrund der geringen Diversifizierung auch die größte Schwankungsbreite, so dass sie nur als Depotbeimischung geeignet sind.

Spitzenreiter nach dem ersten Jahr ist das Otto-Normalverdiener-Depot. Die in dem Buch “Aktien – Vermögen für Otto Normalverdiener” vorgestellte Strategie vereint mehrere Methoden miteinander. Es wird sowohl auf Dividenden (Dividendenstrategie) als auch auf fundamentale Kennzahlen (Value) geachtet. Zusätzlich gehen Elemente der Portfolio-Theorie und eine Prise Trendfolge mit ein. Bisher ist die Strategie aufgegangen.

Weiterhin sind im vorderen Drittel die Relative-Stärke-Strategie “Sell-in-Summer”, die Trendfolgestrategie und die “Sell-in-Summer”-Strategie zu finden. Auffällig ist die Tatsache, dass die Relative-Stärke-Strategie “Sell-in-Summer” so viel besser abschneidet als die Relative-Stärke-Strategie nach Levy. Erste Analysen deuten darauf hin, dass es vorteilhaft ist, die Kandidaten zweimal im Jahr zu ermitteln. Denn sobald eine Aktie ihr Momentum verliert, dauert es sehr lange, bis ein Verkaufskriterium erzeugt wird.
Dabei war gerade die Relative-Stärke-Strategie nach Levy das beste Beispiel dafür, eine Strategie nicht zu früh abzuschreiben. Im August war die Strategie noch mit -17% abgeschlagen an letzter Stelle. Zum Jahresende sind die Vorzeichen inzwischen positiv.

Im Mittelfeld – aber noch vor dem DAX – rangieren die Low-Risk-Index und die “Kombinierte Methode” -Strategie. Beide Strategien sollten von der Ausrichtung her ihre Stärke in negativen Marktphasen haben. Hier heißt es weiter beobachten.

Den gleichen Ansatz verfolgt die Low-Risk-5-Strategie, die jedoch deutlich schlechter abschneidet. Die Ursache ist in erster Linie in der häufigen Depotumschichtung zu sehen. So beliefen sich die Transaktionskosten im ersten Jahr auf über 700 €, das sind rund 3,5% vom Startwert und ist somit für einen Privatanleger als direkte Umsetzung zu teuer.

Knapp schlechter als der DAX schnitten die Schwergewichts- und die Kombinationsstrategie ab. Das liegt durchaus im Rahmen der Erwartungen aus vergangenen Performance-Untersuchungen.

Unter diesem Gesichtspunkt ist aus das schlechte Abschneiden (vorletzter Platz) der Umkehrstrategie nicht überraschen. Meist benötigt eine Verliereraktie mehr als ein Jahr, um den Turnaround zu schaffen.

Das negative Abschneiden der 200-Tage-Linien-Strategie wurde durch das späte Kaufsignal verursacht. Auch bei diesem Depot ist der Zeitraum für eine sinnvolle Beurteilung noch zu früh.
Das Schlußlicht bildet das 200-Tage-Linien Depot mit Short-Variante, d.h. bei einem Verkaufssignal werden Short-ETFs gekauft, deren Wert sich umgekehrt zum DAX entwickelt. Für diese Variante ist ein Sägezahnmarkt, wie er in 2014 zu beobachten war
, tödlich.

Bleibt noch die modifizierte Trendfolgestrategie, die mit Platz 20 enttäuschte. Es hat sich herausgestellt, dass diese Strategie nicht ausgegoren war. Wie bereits erwähnt, wird das Depot nicht mehr weitergeführt.

Stattdessen werden 2015 einige andere Depots aufgenommen, die Richtung Value-Strategien gehen. Auch ein reinrassiges Value-Depot soll erstellt werden, das aber erst nach und nach zusammengestellt werden kann, da es einige Zeit und einigen Aufwand in Anspruch nimmt, mittels des Discounted-CashFlow-Verfahrens Aktien zu finden, die deutlich unter ihrem inneren Wert notieren.

Ich hoffe, dass sie dabeibleiben.

 

Value-Strategie “Feste Auswahlkriterien”

Chess BoardViele Value Investoren verwenden eine Reihe von festen Auswahlkriterien um günstige Aktien zu finden.

Dabei ist zu beachten, dass es keine einheitlichen Kriterien gibt. Jeder Anleger setzt sein eigenes System ein, sowohl was die Auswahl selbst als auch was die jeweilige Bewertung betrifft.

Nachfolgend werden häufig verwendete Gesichtspunkte vorgestellt. Anschließend werden die Regeln für eine Strategie definiert, für die wir ein virtuelles Depot einrichten wollen.

Value Kriterien

Bezogen auf Kennzahlen und Unterhemensdaten:

  • KGV (z.B. Kurs-Gewinn-Verhältnis kleiner als 10)
  • KBV (z.B. Kurs-Buchwert-Verhältnis kleiner als 1)
  • KCF (z.B. Kurs-Cashflow-Verhältnis kleiner als 8)
  • KUV (z.B. Kurs-Umsatz-Verhältnis kleiner als 1)
  • Dividendenrendite (z.B. größer als 4%)
  • Verschuldungsgrad (entspricht Verbindlichkeiten : Eigenkapital, z.B. kleiner als 100%)
  • Eigenkapitalquote (z.B. größer als 30%)
  • Eigenkapitalrendite (z.B. größer als 12%)
  • Nachhaltiges Gewinnwachstum (z.B. keine Verluste in den letzten fünf Jahren oder durchschnittlich größer als 5% in den letzten 10 Jahren)
  • Unternehmensgröße (bestimmt durch die Marktkapitalisierung, z.B. 500 Millionen €)
    Hier greifen zwei unterschiedliche Anlagephilosophien:

    1. EinTeil der Anleger fordert eine Mindestgröße mit dem Hintergrund, dass größere Unternehmen eine schwierige Marktphase eher überstehen können als kleine Firmen.
    2. Andere Anleger wählen nur Unternehmen bis zu einer gewissen Größe, da sich durch die höhere Volatilität der Aktienkurs weiter vom inneren Wert entfernen kann.

    Bezogen auf Geschäftsmodell und Management:

  • Bewährtes und einfach zu verstehendes Geschäftsmodell
  • Gute Marktstellung mit guten Produkten und Marken, sowie geringem Preisdruck.
    Keine übermächtige Konkurrenz.
  • Qualifiziertes Management (Kompetenz, Erfahrung, Zuverlässigkeit)

Generell muss ein Value Investor jedes seiner möglichen Investments einer intensiven Prüfung unterziehen, um das Risiko zu vermindern. Zusätzlich ist eine breite Streuung vorzunehmen.

Die Regeln der Value-Strategie mit festen Auswahlkriterien

Vorab eine kurze Erläuterung zur umgesetzten Strategie:
Je größer der Aktienpool ist, auf den die Auswahlkriterien angewendet werden, desto strengere Werte können zugrunde gelegt werden:
Ursprünglich war für unser Depot ein
Aktienpool aus über 600 deutschen Aktien vorgesehen, von denen viele Papiere nur im Freiverkehr, d.h. unter weniger strengen Voraussetzungen und Auflagen, gehandelt werden.
Innerhalb der überprüften Aktien wurden einige Unternehmen gefunden, die äußerst günstig
angeboten werden. Doch bei einer Reihe von Kandidaten entstanden bei genauerer Betrachtung Zweifel am Geschäftsmodell, bzw. an den vorgelegten (oder manchmal auch nicht vorgelegten) Zahlen.
Sicherlich sind unter diesen Werten auch einige wirkliche “Schnäppchen”, doch lassen sich diese nur durch intensive Analyse herausfiltern.
Da wir die Thematik mit der Strategie nur anschneiden wollen, wurde die Auswahl auf Werte des DAX, MDAX, TecDAX und SDAX beschränkt. Dadurch kann das Risiko zwar nicht vermieden, aber minimiert werden.
Änderung zum 01.01.2017
Da die Anzahl der Aktien aus den oben erwähnten Indizes, die alle Kriterien erfüllen, einfach zu gering wurde, um sinnvoll diversifizieren zu können, wurde doch auf den Aktienpool (momentan knapp über 500 deutsche Aktien).
Um die oben erwähnten Risiken zu minimieren, werden alle Werte einzeln auf die Zuverlässigkeit der Zahlen geprüft
.

Nach folgenden Regeln wird vorgegangen:

  1. Als Aktienpool werden (alle Werte des DAX, MDAX, TecDAX und SDAX) rund 500 deutsche Aktien einbezogen.
  2. Die Aktien werden nach folgenden Kriterien gefiltert:
    Dividendenrendite größer oder gleich 1,5%
    KBV kleiner oder gleich 1,5
    KCF kleiner oder gleich 15
    KUV kleiner oder gleich 1,0
    Eigenkapitalquote größer oder gleich 30%
    KGV des Folgejahrs kleiner oder gleich 15
  3. Die Anzahl der Titel wird auf 10 Werte begrenzt. Sollten mehr als zehn Aktien die Kriterien erfüllen, wird weiter nach dem Ergebnis pro Aktie überprüft. Unternehmen für die im laufenden Jahr ein negatives Ergebnis erwartet wird, werden eliminiert. Anschließend mit der Überprüfung Jahr für Jahr zurückgegangen und Kandidaten mit Verlusten gestrichen, bis die Anzahl auf 10 Werte reduziert ist.
  4. Nach Ablauf eines Jahres werden die Kriterien erneut überprüft. Alle Positionen, die nicht mehr unter den Top 10 zu finden sind, werden verkauft. An deren Stelle werden die neuen Top-Werte gekauft. Soweit keine 10 Werte die Kriterien erfüllen, verbleiben die Aktien im Depot, die maximal ein Kriterium nicht erfüllen.

Zum 30.12.2015 sieht die Liste für 2016 wie folgt aus (nur acht Unternehmen erfüllen die Kriterien, wobei Hornbach aus Diversifikationsgründen nicht aufgenommen wird, da der Hornbach Baumarkt bereits vertreten ist.):

 

Unternehmen WKN Index Aktien-
kurs
In €
KGV
2016e
Dividenden-
rendite
2015e in %
KBV KCV KUV Eigen-kapitalquote in %
Aurubis 676650 MDAX 46,98 10,44 2,87 1,10 5,79 0,19 48,68
Drägerwerk Vz. 555063 TecDAX 68,61 14,57 2,04 1,40 6,48 0,50 40,13
Gerry Weber 330410 SDAX 12,78 9,91 4,69 1,39 8,59 0,69 66,44
Hornbach 608340 SDAX 61,25 11,96 2,12 0,95 6,28 0,27 51,83
Hornbach Baumarkt 608440 SDAX 28,34 14,39 2,47 1,00 8,42 0,27 53,32
Leoni 540888 MDAX 36,45 10,66 3,84 1,35 6,58 0,29 34,41
Wacker Neuson WACK01 SDAX 14,22 13,17 3,16 1,01 9,34 0,78 70,20
Deutz 630500 SDAX 3,69 30,75 1,90 0,92 3,91 0,29 44,47

Vor- und Nachteile der Strategie

Nachteile:

  • Es existiert kein Sicherheitsnetz, das vor dem Absturz einzelner Positionen schützt.
  • Die guten Kennzahlen können aufgrund von aktuellen oder erwarteten Problemen entstanden sein.
  • Es kann mehrere Jahre dauern, ehe eine Unterbewertung korrigiert wird.
  • Durch die begrenzte Größe des Aktienpools sind die Anzahl der Kriterien ebenfalls begrenzt, um eine geeignete Summe an Werten zu finden.

Vorteile:

  • Durch die nur einmal jährliche Depotanpassung fallen geringe Transaktionskosten an.
  • Die Strategie ist frei von Emotionen.
  • Es wird keine einzelne Kennzahl, sondern eine Vielzahl von Kriterien untersucht.
  • Nur günstige Aktien werden ausgewählt.

 

Zur Performance der Strategie in der Vergangenheit liegen leider keine Zahlen vor.

 

Value-Strategie “Kurs-Buchwert-Verhältnis”

old bookValue Investing wurde als Anlagestrategie definiert, bei der Aktien ermittelt werden, deren tatsächlicher Wert höher ist als der Aktienkurs.

Was so einfach klingt, ist mit viel Aufwand und einem entsprechenden Know-How verbunden.
Aus diesem Grund werden immer Strategien gesucht, die durch Einfachheit glänzen und dennoch den Vergleichsindex schlagen.

Dr. Hendrik Leber und J. Henrik Muhle haben eine Vielzahl von Studien analysiert und sind zu dem Schluß gekommen, dass auch einfache Strategien den Markt schlagen können.

Im Hinblick auf die Ergebnisse der Studien werden wir die Value-Strategie auf Basis des Kurs-Buchwert-Verhältnisses einsetzen.

Die Regeln der Kurs-Buchwert-Verhältnis-Strategie

  1. Aus einem Aktienpool (für unser virtuelles Depot werden die Aktien des DAX, MDAX, TecDAX und SDAX verwendet) werden die zehn Aktien mit dem geringsten KBV am Jahresbeginn zu gleichen Geldanteilen gekauft.
  2. Am Ende des Jahres wird eine neue Rangliste erstellt. Alle Werte im Depot, die weiterhin einen KBV kleiner als 1 haben, werden gehalten. Die anderen Papiere werden verkauft und zu gleichen Geldanteilen mit den erstplazierten Unternehmen der neuen Rangliste ersetzt.

 

Zum 30.12.2015 sieht die Liste für 2016 wie folgt aus:

 

Rang Unternehmen WKN Index Aktienkurs in € KGV
2015e
KBV
1 Deutsche Pfandbrief 801900 MDAX 11,20 € 8,96 0,430
2 Deutsche Bank 514000 DAX 22,52 € 9,34 0,430
3 Commerzbank CBK100 DAX 9,57 € 9,38 0,460
4 Salzgitter 620200 MDAX 22,73 € 13,06 0,478
5 Klöckner & Co KC0100 MDAX 8,04 € 42,32 0,567
6 Aareal Bank 540811 MDAX 29,14 € 9,05 0,716
7 Eon ENAG99 DAX 8,93 € 11,45 0,757
8 VW Vz. 766403 DAX 133,75 € 8,34 0,765
9 RWE 703712 DAX 11,71 € 10,46 0,797
10 DIC Asset A1X3XX SDAX 9,32 € 19,02 0,857
11 Deutz 630500 SDAX 3,69 € 30,75 0,918
12 Talanx TLX100 MDAX 28,55 € 9,18 0,940
13 Hornbach 608340 SDAX 61,25 € 11,96 0,951
14 Hornbach Baumarkt 608440 SDAX 28,34 € 14,39 0,997

 

Vor- und Nachteile der Strategie

Nachteile:

  • Es existiert kein Sicherheitsnetz, das vor dem Absturz einzelner Positionen schützt.
  • Aktien mit niedrigem KBV sind nicht zwangsläufig auch unterbewertete Werte.
  • Der Buchwert entspricht nicht immer dem tatsächlichen Wert der Sachanlagen.
  • Der KBV ist nicht für alle Branchen gleichermaßen aussagekräftig. Im Gegensatz zu den klassischen Industriezweigen wie beispielsweise Automobil und chemische Industrie nehmen bei anderen Branchen die immateriellen Vermögenswerte einen weitaus höheren Stellenwert aus.

Vorteile:

  • Die Umsetzung der Strategie ist sehr einfach.
  • Der Zeitaufwand zur Umsetzung ist sehr gering.
  • Mit zehn Positionen ist das Depot gut diversifiziert.
  • Durch die nur einmal jährliche Depotanpassung fallen geringe Transaktionskosten an.
  • Die Strategie ist frei von Emotionen.

Performance der Strategie

Nach der Untersuchung von Dr. Hendrik Leber und J. Henrik Muhle erzielte die KBV-Strategie eine Überrendite von 6,2% gegenüber dem Markt.
Zu beachten ist die Tatsache, dass die Zahlen durch die Überprüfung von 62 Teilstudien in Zeiträumen zwischen 1926 und 1998 in verschiedenen Ländern ermittelt wurden.
Desweiteren gilt wie bei auch bei allen anderen Strategien: Renditen aus der Vergangenheit sind keine Garantie für Renditen in der Zukunft.

 

Value-Strategie “Einfach berechneter, innerer Wert”

Euro Coins TextureDie Strategie basiert auf der “einfachen Berechnung des inneren Wertes” wie im letzten Artikel vorgestellt.

Aus einem Aktienpool werden die Werte ausgesucht, deren Aktienkurse unterhalb des errechneten inneren Wertes abzüglich der Sicherheitsmarge liegen. Die zehn Werte mit dem größten prozentualen Abstand werden in das Depot aufgenommen.

Wie bereits erwähnt, geht die Berechnung in die Richtung des Kurs-Wachstums-Verhältnis (englisch: PEG – price/earning to growth ratio) und wurde nicht als isolierte Strategie entwickelt. Deshalb verwenden wir das Depot, das die Strategie umsetzt, in erster Linie als Vergleichsmaßstab, hoffen aber dennoch den DAX damit zu schlagen. Lassen wir uns überraschen.

Je breiter die Aktienbasis ist desto breiter sollte die Streuung sein. Für die Strategie werden die Aktien aus dem DAX, MDAX, TecDAX und SDAX überprüft. Eine Erweiterung auf internationale Indices wie beispielsweise den EURO STOXX 50, Dow Jones, NASDAQ und weitere erscheint sinnvoll.

Die Regeln der “einfach berechneten, inneren Werte”-Strategie

  1. Den inneren Wert der Aktien des DAX, MDAX, TecDAX und SDAX nach der Vorgehensweise von Benjamin Graham ermitteln.
  2. Eine Sicherheitsmarge von 50% verwenden, z.B. nach der Formel “innerer Wert” – 0,5 * “innerer Wert”.
  3. Alle Aktien herausfiltern, deren Aktienkurs unterhalb des inneren Wertes inklusive Sicherheitsmarge liegt.
  4. Den prozentualen Abstand vom inneren Wert mit Sicherheitsmarge zum Aktienkurs der verbliebenen Werte ermitteln und entsprechend des Abstandes sortieren.
  5. Die ersten zehn Werte (d.h. mit dem größten prozentualen Abstand von innerem Wert zu Aktienkurs) werden zu Jahresbeginn zu gleichen Geldanteilen in das Depot aufgenommen. 
  6. Sobald ein Aktienkurs bis zum inneren Wert inklusive Sicherheitsmarge steigt (Prüfung jeweils zu Monatsende), wird der Titel verkauft. Stattdessen wird der nächste Wert aus der zu Jahresanfang erstellten Liste gekauft, sofern das Verkaufskriterium dieser Aktie nicht ebenfalls ausgelöst hat.
  7. Am Ende des Jahres wird der innere Wert (mit Sicherheitsmarge) neu berechnet. Alle Werte deren Kurs nicht mehr unterhalb der neuen Vorgabe liegen, werden verkauft. Stattdessen wird die entsprechende Anzahl an Titeln mit dem größten prozentualen Abstand neu erworben.

 

Zum 30.12.2015 sieht die Liste für 2016 wie folgt aus:

 

Unternehmen WKN Index Aktien-
kurs
Ergebnis
je Aktie
2015 in €
Gewinn 2013-2015 Gewinn 2005-2007 Wachstum innerer Wert innerer Wert abzüglich MOS¹ Abweichung vom inneren Wert abzüglich MOS¹
Dürr 556520 MDAX 73,60 € 4,75 € 4,38 € 0,36 € 36,81% 390,05 € 195,02 € 164,98%
Aareal Bank 540811 MDAX 29,14 € 5,52 € 4,25 € 2,62 € 6,23% 115,74 € 57,87 € 98,59%
Bertrandt 523280 SDAX 111,25 € 6,21 € 6,03 € 1,00 € 25,22% 366,08 € 183,04 € 64,53%
Deutsche Wohnen A0HN5C MDAX 25,61 € 3,02 € 2,38 € 1,15 € 9,56% 83,40 € 41,70 € 62,82%
Airbus Group 938914 MDAX 62,75 € 3,66 € 2,83 € 0,56 € 22,56% 196,23 € 98,11 € 56,36%
Gerry Weber 330410 SDAX 12,78 € 1,07 € 1,39 € 0,49 € 14,05% 39,17 € 19,58 € 53,23%
BMW 519000 DAX 97,63 € 9,43 € 8,80 € 4,15 € 9,84% 265,74 € 132,87 € 36,09%
VW Vz. 766403 DAX 133,75 € 10,93 € 17,13 € 6,80 € 12,24% 360,58 € 180,29 € 34,80%
Siemens 723610 DAX 89,88 € 8,84 € 6,76 € 3,32 € 9,30% 239,60 € 119,80 € 33,29%
Daimler 710000 DAX 77,58 € 8,27 € 7,06 € 3,85 € 7,87% 200,54 € 100,27 € 29,24%

1 Margin of Safety (Sicherheitsmarge)

Vor- und Nachteile der Strategie

Nachteile:

  • Für die Berechnungen müssen teilweise Schätzungen herangezogen werden.
  • Die Gewinne (Ergebnisse) pro Aktie, die in die Berechnungen mit eingehen, können Sondereffekte beinhalten und dadurch das Resultat verfälschen.
  • Es existiert kein Sicherheitsnetz, das vor dem Absturz einzelner Positionen schützt.
  • Die Erstellung der Liste ist mit einigem Arbeitsaufwand verbunden (1x jährlich).

Vorteile:

  • Mit dem KGV und dem Gewinnwachstum gehen zwei aussagekräftige Parameter in die Berechnung ein.
  • Es ist eine Sicherheitsmarge eingebaut.
  • Mit zehn Positionen ist die Strategie ausreichend diversifiziert.
  • Die Strategie ist frei von Emotionen.
  • Umschichtungen werden in der Regel selten durchgeführt.


Zur Performance der Strategie in der Vergangenheit liegen leider keine Zahlen vor.

 

Eine einfache Berechnung des inneren Wertes nach Benjamin Graham

porcelain angelBenjamin Graham stellt in seinem Buch “Intelligent investieren” (bei Amazon bestellen: Intelligent Investieren: Der Bestseller über die richtige Anlagstrategie) eine einfache Formel zur Berechnung des inneren Werts einer Aktie vor.
Werfen wir einen Blick auf die Formel:

Wert einer Aktie = Gewinn pro Aktie * (8,5 + 2 * Wachstum [%])

Zur Berechnung des inneren Wertes werden zwei Angaben benötigt:

– Der “Gewinn pro Aktie” (häufig auch “Ergebnis pro Aktie”)
– Das Wachstum in Prozent (jährliches Gewinnwachstum)

Wie Sie die Werte ermitteln, wird im weiteren Verlauf vorgestellt.
Lassen Sie uns die Berechnung anhand des virtuellen
Unternehmens ABC AG anwenden. Die ABC AG erwirtschaftet einen Gewinn pro Aktie von 3 €. Das jährliche Gewinnwachstum beträgt 4%:

Wert der Aktie = 3,00 € * (8,5 + 2 * 4) = 49,50 €

Was sagt die Formel aus?

Gesetzt der Fall, der Gewinn pro Aktie eines Unternehmens beträgt 1 € und das KGV ist 10, dann ist der Aktienkurs 10 €. Mathematisch wird das Ergebnis ermittelt durch:

Aktienkurs = Gewinn pro Aktie * KGV

Kommt Ihnen der Ausdruck bekannt vor? Die Grahamsche Formel besteht aus den gleichen Bestandteilen. Teil 1 ist der Gewinn pro Aktie, Teil 2 – der Wert in der Klammer – entspricht dem KGV.
Betrachten wir Teil 2 alleine, so können wir feststellen, dass Graham jeder Aktie in Abhängigkeit vom Wachstum ein bestimmtes KGV zugesteht.
Ist das Wachstum Null, so darf das KGV 8,5 betragen. Bei einem Wachstum von 5% ist ein höheres KGV von 18,5 zulässig usw. Somit sind die entscheidenden Parameter das jährliche Gewinnwachstum und das KGV.
Die Berechnung geht also in die ähnliche Richtung wie die Kennzahl “KGV-Wachstums-Verhältnis” (englisch: PEG – price/earning to growth ratio)
.

Was ist bei den Angaben zu beachten?

Die jährliche Wachstumsrate soll über einen Zeitraum von 7 bis 10 Jahren errechnet werden.
So einfach die Berechnung durchzuführen ist, so problematisch kann die korrekte Ermittlung der erforderlichen Angaben sein.

Problem 1:

Die nachfolgenden Berechnungen wurden im November/Dezember 2014 erstellt. Welche Werte für den Gewinn pro Aktie (die entsprechend auch in die Festlegung der Wachstumsrate eingehen) sollen verwendet werden? Die Werte der letzten Geschäftsberichte, die in den meisten Fällen aus dem Jahr 2013 stammen, oder die geschätzten Gewinne für 2014, die in vielen Börsenzeitschriften und Finanzportalen zu finden sind.

Vergleichen wir die Auswirkungen der Verwendung unterschiedlicher Zeiträume am Beispiel der alphabetisch ersten fünf DAX-Werte.
Im ersten Beispiel wird der Zeitraum von 2004 bis 2013 verwendet, im zweiten Beispiel von 2005 bis 2014.
Die Wachstumsrate wird mittels der jährlichen (annualisierten) Wachstumsrate (englisch: CAGR – Compound Annual Growth Rate) berechnet:

CAGR(tn,t0) = (Vtn / Vt0)^1/N -1               wobei gilt:

tn = aktuellstes Jahr ( im ersten Beispiel 2013)
t0 = Startjahr (im ersten Beispiel 2004)
Vtn = aktuellste betrachtete Größe
( im ersten Beispiel der Gewinn pro Aktie im Jahr 2013)
Vt0 = betrachtete Größe des Startjahrs ( im ersten Beispiel der Gewinn pro Aktie im Jahr 2004)
N = Anzahl der Zeiteinheiten tn – t
0( im ersten Beispiel 2013 – 2004 = 9)

 Am Beispiel von Adidas sieht die Kalkulation wie folgt aus:

CAGR(2013, 2004) = (3,76 € / 1,64 €)^1/9 – 1 = 0,09657 = 9,66%

Beispiel 1

Gewinn 2013 Gewinn 2004 Wachstum 10 Jahre innerer Wert
Adidas 3,76 € 1,64 € 9,66% 104,58 €
Allianz 13,05 € 5,98 € 9,06% 347,33 €
BASF 5,27 € 1,72 € 13,25% 184,43 €
Bayer 3,86 € 0,83 € 18,62% 176,58 €
Beiersdorf 2,35 € 1,29 € 6,89% 52,36 €


Beispiel 2

Gewinn 2014e Gewinn 2005 Wachstum 10 Jahre innerer Wert
Adidas 3,10 € 1,93 € 5,41% 59,87 €
Allianz 13,96 € 11,24 € 2,44% 186,71 €
BASF 5,38 € 2,87 € 7,23% 123,54 €
Bayer 4,65 € 2,19 € 8,73% 120,68 €
Beiersdorf 2,37 € 1,45 € 5,61% 46,74 €

Vergleichen wir beide Tabellen, so können wir gravierende Unterschiede feststellen. Lediglich bei Beiersdorf ist der innere Wert annähernd gleich. Bei Adidas und Allianz hingegen sind die inneren Werte mit den Zahlen von 2004 bis 2013 berechnet fast doppelt so groß als beim Zeitraum 2005 bis 2014.

Problem 2:

Unabhängig von den oben festgestellten Unterschiede durch unterschiedliche Zeitreihen ist es in der Regel sinnvoll mit den aktuellsten Daten zu arbeiten – in unserem Fall mit den Gewinnen von 2014.
Wie bereits erwähnt sind die offiziellen Zahlen für 2014 üblicherweise erst im Laufe des Jahres 2015 verfügbar. Somit müssen Gewinnschätzungen verwendet werden. Schätzungen haben es nun an sich, dass sie nicht genau, sondern Näherungen sind.
Zudem weichen die Prognosen je nach Quelle voneinander ab. Bei großen, häufig überprüften Unternehmen wie z.B. den DAX-Werten liegen die Abweichungen meist noch in einem begrenzten Rahmen, doch bei kleineren Werten können große Abweichungen zu finden sein.

Problem 3:

Sobald einer der beiden Gewinnangaben, also entweder der Startwert oder der aktuellste Wert, negativ ist, lässt sich kein Ergebnis ermitteln.

Gewinn 2013 Gewinn 2004 Wachstum 10 Jahre innerer Wert
HeidelbergCement 3,98 € -3,64 € #WERT! #WERT!
RWE ST -4,49 € 3,80 € #WERT! #WERT!

Dieser Umstand verführt zu der Idee, statt der annualisierten Wachstumsrate die durchschnittliche Wachstumsrate einzusetzen. Dabei wird von Jahr zu Jahr die Wachstumsrate ermittelt und deren Mittelwert gebildet. Beträgt das Gewinnwachstum über Jahre beispielsweise 10%, 15% und 20%, so ergibt sich ein Mittelwert von (10% + 15% + 20%) : 3 = 15%.
Das sieht erst einmal gut aus, hat aber einen entscheidenden Nachteil:
Eine AG hat einen Gewinn pro Aktie über mehrere Jahre von 1,00 € , 0,01 € , 1,00€. Die annualisierte Wachstumsrate würde 0% betragen, da Start- und Endwert identisch sind.
Bei der durchschnittlichen Wachstumsrate würden die einzelnen Änderungsraten folgendermaßen aussehen:
Von 1,00 € auf 0,01 € => -99% – von 0,01 € auf 1,00 € => 9900%. Der Mittelwert würde 4900,5% betragen.
Ich denke wir sind uns einig, dass die Wachstumsrate der AG nicht über 4900% beträgt. 

Problem 4:

In der Gewinn- und Verlustrechnung sind bilanztechnische Faktoren wie z.B. Abschreibungen und Rückstellungen enthalten, die das Ergebnis verfälschen können.
So kann der Gewinn durch die Bildung von einmaligen Rückstellungen u.U. stark absinken
. Für den Gewinn der Folgejahre hat diese Maßnahme aber keinen Einfluss.

Lösungsansätze

Wir wollen zwei Möglichkeiten vorstellen, die oben aufgeführten Probleme zu umgehen oder abzuschwächen.

  • Die Verwendung des Umsatzes:
    Der Umsatz ist nicht abhängig von der Art der Bilanzierung und von Sondereffekten.
    Zudem ist eine Berechnung immer möglich, da der Umsatz nie negativ sein kann.
    Nachteilig ist die Tatsache, dass zwischen Umsatz und Gewinn kein streng linearer
    Zusammenhang steht. Häufig steigt bei höherem Umsatz der Gewinn überproportional an, falls die Gewinnschwelle bereits überschritten wurde (Thema: Fixkosten -“break-even point”).
    Andererseits kann ein Umsatzanstieg z.B. auch durch
    Preissenkungen (Stichwort: “Dumpingpreise” zur Erhöhung des Marktanteils) bedingt sein. In diesem Fall würde sich der Gewinn unterproportional zum Umsatz entwickeln.
  • Die Verwendung von Durchschnittsgewinnen
    Benjamin Graham empfiehlt, die Wachstumsraten zu berechnen, indem die Durchschnittsgewinne der letzten drei Jahre mit dem Dreijahresdurchschnitts zu Beginn des Beobachtungszeitraums verglichen werden.
Gewinn 2014e Gewinn 2013 Gewinn 2012 Gewinn 2006 Gewinn 2005 Gewinn 2004 Ø-Gewinn 2012-2014 Ø-Gewinn 2004-2006 Wachstum innerer Wert
Adidas 3,10 € 3,76 € 2,52 € 2,25 € 1,93 € 1,64 € 3,13 € 1,94 € 6,15% 64,46 €
Allianz 13,96 € 13,05 € 11,34 € 16,78 € 11,24 € 5,98 € 12,78 € 11,33 € 1,52% 161,00 €
BASF 5,38 € 5,27 € 5,31 € 3,19 € 2,87 € 1,72 € 5,32 € 2,59 € 9,40% 146,85 €
Bayer 4,65 € 3,86 € 2,96 € 2,22 € 2,19 € 0,83 € 3,82 € 1,75 € 10,29% 135,21 €
Beiersdorf 2,37 € 2,35 € 1,95 € 2,93 € 1,45 € 1,29 € 2,22 € 1,89 € 2,05% 29,87 €
BMW ST 9,04 € 8,10 € 7,77 € 4,38 € 3,33 € 3,30 € 8,30 € 3,67 € 10,74% 271,11 €

In unserem Beispiel wird der durchschnittliche Gewinn pro Aktie der Jahre 2012 bis 2014 mit dem der Jahre 2004 bis 2006 verglichen. Eingesetzt in die oben aufgeführte Formel für die jährliche Wachstumsrate erhalten wir für Adidas:

CAGR(2012-2014, 2004-2006) = (3,13 € / 1,94 €)^1/8 – 1 = 0,06147 = 6,15%

Verwendung des errechneten inneren Wertes

Vom errechneten inneren Wert muss nun noch die Sicherheitsmarge abgezogen. Diese ist je nach Anleger und Einsatzzweck unterschiedlich.
Für das zukünftige Depot, das rein auf der Berechnung des inneren Wertes beruht (siehe weiter unten) wird eine hohe Sicherheitsmarge von 50% verwendet.
Im nächsten Artikel werden wir die Aktien auf eine Reihe von
Kennzahlen hin untersuchen. Dabei ist der innere Wert nur einer von vielen Werten. Aus diesem Grund wird die Sicherheitsmarge auf 30% reduziert.

Fazit und Ausblick

Benjamin Graham stellt die Formel im Kapitel “Wertpapieranalyse für den Laien” vor. Weiter bemerkt er, dass dabei kein Wert auf “wissenschaftliche Exaktheit” gelegt wird.
Folglich muss sich der Anleger, der die Berechnung einsetzt, im Klaren sein, dass es sich nur um eine grobe Schätzung handeln kann. Der Zusammenstellung des Portfolios rein auf dieser Grundlage scheint somit nicht empfehlenswert, ist aber definitiv besser als ohne Strategie vorzugehen. Zumal die Sicherheitsmarge mögliche Abweichungen zu einem gewissen Grad ausgleichen kann.

Ab 2015 wird ein Depot auf Grundlage dieser Berechnung des inneren Wertes erfolgen. Das Depot wird in erster Linie als Vergleichsmaßstab zu anderen Value-Strategien gesehen. Dennoch bis ich sehr gespannt, wie die Strategie abschneidet, da in einer Studie von Dr. Hendrik Leber und J. Henrik Muhle die einfachen Value-Strategien häufig besser abgeschnitten haben.

 

Anlagestrategie Value Investing

Decorative-villa-2Value Investing ist eine Anlagestrategie, die in den frühen 1930er Jahren von Benjamin Graham entwickelt wurde.

Die Definition des Value Investing ist eng mit Auslegung des Begriffes der “Anlage” verknüpft.
In seinem Buch “Security Analysis” aus dem Jahre 1934
geht Graham auf den Unterschied zwischen einer Anlage und einer Spekulation ein:

Eine Anlage ist eine Investition, die aufgrund einer Analyse für das Anlageobjekt Sicherheit verspricht sowie eine angemessene Rendite zusichert. Alle anderen Konzeptionen müssen als spekulatives Engagement angesehen werden.”

Was verbirgt sich hinter der Aussage? Lassen Sie uns den Inhalt einer genaueren Betrachtung unterziehen:

  • “aufgrund einer Analyse” – Benjamin Graham fordert auch beim Erwerb von wenigen Aktien oder Anleihen, eine Analyse des betreffenden Unternehmens durchzuführen, als ob der Anleger die Firma komplett zu kaufen gedenke.
  • “Sicherheit sowie eine angemessene Rendite” – was im Zusammenhang zu sehen ist.
    Damit ein Wertpapier für einen Value Investor in Frage kommt, müssen eine Reihe von Kriterien bezüglich Kennzahlen wie z.B. KGV, KBV, Eigenkapital und Verschuldungsgrad, bezüglich Unternehmensgröße, Geschäftmodell, Produkten und Management etc. erfüllt sein.
    Letztendlich muss der innere Wert (errechneter Wert)
    deutlich unterhalb des Kurswertes liegen.
  • “Alle anderen Konzeptionen … spekulativ …” – Ein renommiertes,solides, gut geführtes und profitables Unternehmen ist nicht zwangsläufig ein Anlageobjekt für den Value Investor. Dazu muss das Unternehmen auch mit Preisabschlag zum inneren Wert gehandelt werden.

Grundannahme des Value Investing ist, dass die Märkte ineffizient sind. Um den Begriff des ineffizienten Marktes zu erklären, wenden wir uns der Definition der effizienten Märkte zu.

Die Theorie der effizienten Märkte

Der Wirtschaftswissenschaftler Eugene Fama stellte 1970 die Effizienzmarkthypothese (Efficient Market Hypothesis – EMH) vor. In einem effizienten Markt sind alle vorhandenen Informationen bereits in den Kursen enthalten. Das hat zur Folge, dass weder durch Technische Analyse, Fundamentalanalyse noch durch eine beliebige, andere Art von Analyse eine dauerhafte Überrendite gegenüber dem Gesamtmarkt erzielt werden kann, da der aktuelle Kurs immer dem inneren Wert entspricht.
Kritiker führen in erster Linie auf, dass sich in effizienten Märkten keine (Spekulations-)Blasen
bilden dürften. Beispielsweise konnte ein Value Investor vor dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahre 2000 feststellen, dass die Kurswerte des Großteils der börsennotierten Unternehmen dem inneren Wert weit vorausgeeilt waren. So war die Entwicklung des Value Investing durch Benjamin Graham eine direkte Folge der Weltwirtschaftskrise des Jahres 1929.

Kommen wir zu der Ausgangsstellung zurück, dass für einen Value Investor die Märkte ineffizient sind. Das hat zur Folge, dass der Aktienkurs eines Unternehmens, welches einen inneren Wert von 100 € hat, auf 130 € steigen kann. Selbst von diesem hohen Niveau aus kann die Aktie noch weiter steigen. Aber irgendwann wird die Überbewertung offensichtlich und der Kurs nähert sich dem inneren Wert an.
Umgekehrt kann die obige Aktie
auch unter dem inneren Wert gehandelt werden. Fällt der Kurs auf 70 €, wird das Unternehmen für den Value Investor interessant, der mit einer Sicherheitsmarge von 30% arbeitet.
Die Höhe der Sicherheitmarge kann sich von Anleger zu Anleger unterscheiden, bzw. ein Anleger kann bei unterschiedlichen Firmengrößen oder unterschiedlichen Branchen mit differenzierten Sicherheitsabschlägen arbeiten.

Vor- und Nachteile des Value Investing

Vorteile:

  • Es ist möglich, eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen.
  • Minimiertes Risiko durch die Sicherheitsmarge bei einem diversifizierten Depot (nicht alles auf eine Karte setzen).
  • Value Investing ist keine Modeerscheinung, sondern eine bewährte Methode.

Nachteile:

  • Die Umsetzung der Strategie ist zeitaufwändig.
  • Zur Umsetzung müssen gewisse Kenntnisse über die Fundamentalanalyse vorhanden sein oder erworben werden.
  • Zur Ermittlung des inneren Werts müssen Schätzungen über zukünftige Entwicklungen getroffen werden. Dabei wußte schon Mark Twain:”Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.”
  • Die Strategie erfordert eine längerfristige Anlagedauer. Bis sich der Kurs dem inneren Wert annähert können u.U. Jahre vergehen.
  • Während beispielsweise bei der Dividendenstrategie “Dogs of the Dow” eine feste Handlungsanweisung vorgegeben wird, die Emotionen ausschließt, muss der Value Anleger einen Weg finden, objektiv zu agieren.

Fazit:

Value Investing ist für den erfahrenen Anleger, der bereit ist Zeit aufzuwenden, eine sehr effektive Anlageform.
Wer vom Konzept überzeugt ist, aber nicht die Zeit oder die Kenntnisse zur Umsetzung hat, findet die Möglichkeit in entsprechende Fonds zu investieren oder
auf professionelle Dienstleistungen zurückzugreifen.

Wie geht es weiter:

Diese Thematik ist zu umfangreich, um sie in einem Artikel zu erschlagen. Deswegen soll im weiteren Verlauf die Überprüfung von Aktien anhand von Kennzahlen und Eigenschaften der Unternehmen vorgestellt werden. Dabei wird auch eine einfache Formel von Benjamin Graham zur Ermittlung des inneren Wertes erläutert.
Weiter werden wir uns mit dem CROCI-Verfahren (von der Deutschen Bank
entwickelt) in einer einfachen und der ausführlichen Variante beschäftigen.
Von ausgewählten Werten werden wir den inneren Wert mit der Discounted-CashFlow-Methode ermitteln. Außerdem werden für den Januar verschiedene Depot der einzelnen Verfahren zusammengestellt, um die zukünftige
Entwicklung verfolgen zu können.

 

Untersuchung zu weiteren 200-Tage-Linien Strategien

7Jahre_DAXDiag-01(auf Grafik klicken zum Vergrößern)

Ein großer Nachteil der 200-Tage-Linien Strategie ist – wie bereits erwähnt – die Gefahr von häufigen Fehlsignalen, vor allem in Seitwärtsmärkten.
Deshalb wurde schon immer nach Möglichkeiten gesucht,
die Strategie zu optimieren. Oftmals wird in diesem Zusammenhang ein zweiter, kürzer gleitender Durchschnitt in Kombination mit der 200-Tage-Linie eingesetzt.
Gängige Werte sind der 38-, 50- und 65-Tage-Durchschnitt.
Die Umsetzung ist denkbar einfach: durchbricht die kürzerperiodische Linie (z.B. die 38-Tage-Linie)
die 200-Tage-Linie nach oben, so wird ein Kaufsignal erzeugt. Erfolgt der Durchbruch nach unten, wird ein Verkaufssignal generiert.
In der Charttechnik bezeichnet der Begriff
“Todeskreuz” das Durchschneiden der 50-Tage-Linie unter die 200-Tage -Linie.

Im weiteren Verlauf werden die Kombinationen der 200-Tage-Linie mit der 38-Tage-Linie, der 50-Tage-Linie, der 65-Tage-Linie und der 90-Tage-Linie über einen Zeitraum von  sieben Jahren hinweg bezüglich der jeweiligen Performance untersucht. Wie schon bei der vorausgegangenen Untersuchung werden die Variationen nochmals aufgeteilt in eine reine Long-Variante und eine Long- und Short-Variante.
Bei der Long-Variante werden nach einem Kaufsignal DAX-ETFs erworben
, die sich 1:1 wie der DAX-Index bewegen. Erfolgt ein Verkaufssignal, werden die DAX-ETFs in Bargeld umgeschichtet.
Bei der Long- und Short-Variante werden ebenfalls DAX-ETFs nach einem Kaufsignal bezogen. Nach einem Verkaufssignal wird allerdings in Short-ETFs umgeschichtet, die sich gegenläufig zum DAX-Index entwickeln.

Der aufgeführte Vergleich bezieht sich auf den Zeitraum vom 1.01.2007 bis zum 30.12.2013. Für die Untersuchung wurde der DAX-ETF mit der Wertpapierkennnummer DBX1DA für die Umsetzung der Kaufsignale eingesetzt. Als Short-ETFs – falls von der Variante her gefordert – wurde das Papier mit der WPKN DBX1DS verwendet. Wie bei den Depots werden für die Kauf- und Verkaufsgebühren 0,1% des Wertes plus 9 € berechnet.
Zusätzlich sind noch die Ergebnisse der Varianten aufgeführt, die für die 200-Tage-Linien Strategie verwendet werden (200-Tage-Linie inklusive 3%-Toleranz).

 

Typ Bezeichnung Startwert absolut Endwert absolut Rendite absolut [%] Rendite jährlich [%]
           
1a GD 200 – GD 38 ohne Short 20.000,00 € 29.692,43 € 48,46% 5,81%
1b GD 200 – GD 38 mit Short 20.000,00 € 25.841,03 € 29,21% 3,73%
2a GD 200 – GD 50 ohne Short 20.000,00 € 30.625,32 € 53,13% 6,28%
2b GD 200 – GD 50 mit Short 20.000,00 € 27.999,59 € 40,00% 4,92%
3a GD 200 – GD 65 ohne Short 20.000,00 € 32.431,91 € 62,16% 7,15%
3b GD 200 – GD 65 mit Short 20.000,00 € 31.763,34 € 58,82% 6,83%
4a GD 200 – GD 90 ohne Short 20.000,00 € 30.610,34 € 53,05% 6,27%
4b GD 200 – GD 90 mit Short 20.000,00 € 28.205,52 € 41,03% 5,03%
5 DAX Buy-and-Hold 6614,73 9552,16 44,41% 5,39%
6a mit 3%-Toleranz ohne Short 20.000,00 € 34.389,76 € 71,95% 8,05%
6b mit 3%-Toleranz inkl. Short 20.000,00 € 38.490,90 € 92,45% 9,80%

Zwei Punkte fallen sofort ins Auge:

  • Bei der Verwendung zweier gleitender Durchschnitte schneiden alle Varianten mit Short-Anteil schlechter ab als die Varianten mit reinem Long-Anteil (im Gegensatz zur Standard 200-Tage-Linien Strategie mit 3%-Toleranz).
  • Am besten schneidet die Kombination aus 200-Tage-Linie und 65-Tage-Linie ab, aber auch diese Spielart erreicht nicht die Rendite der Standard 200-Tage-Linien Strategie mit 3%-Toleranz.

 

Typ Bezeichnung Anzahl Käufe Anzahl Verkäufe Anteil Tage Long [%] Anteil Tage Short [%] Anteil Tage nicht investiert [%]
             
1a GD 200 – GD 38 ohne Short 3 2 56,84% 0,00% 43,16%
1b GD 200 – GD 38 mit Short 3 3 56,84% 27,97% 15,19%
2a GD 200 – GD 50 ohne Short 3 2 56,45% 0,00% 43,55%
2b GD 200 – GD 50 mit Short 3 3 56,45% 28,42% 15,13%
3a GD 200 – GD 65 ohne Short 3 2 55,44% 0,00% 43,44%
3b GD 200 – GD 65 mit Short 3 3 55,44% 28,14% 15,30%
4a GD 200 – GD 90 ohne Short 2 1 55,83% 0,00% 44,11%
4b GD 200 – GD 90 mit Short 2 2 55,83% 28,48% 15,64%
5a mit 3%-Toleranz ohne Short 3 2 57,34% 0,00% 42,66%
5b mit 3%-Toleranz inkl. Short 3 3 57,34% 27,91% 14,74%

Auch bezogen auf die Anzahl der Kauf- und Verkaufssignale bieten die Modifikationen keine Optimierung, zumindest in Bezug auf die 200-Tage-Linien Strategie mit Toleranz.

Tendenziell kommt auch ein Performance-Test der FAZ.net im Artikel “Gleitende Durchschnitte helfen dabei den Markt zu schlagen” zu ähnlichen Ergebnissen.
Zu beachten ist, dass in dem Test der Bezugsindex der S&P 500 ist, und dass die 200-Tages-Linien Strategie ohne Toleranz getestet wurde.

Zuletzt soll noch ein Blick auf einen verkürzten 4-Jahres Zeitraum (2010 bis 2013) geworfen werden, in dem kein Bärenmarkt auftrat.

Typ Bezeichnung Startwert absolut Endwert absolut Rendite absolut [%] Rendite jährlich [%]
           
1a GD 200 – GD 38 ohne Short 20.000,00 € 26.123,25 € 30,62% 6,91%
1b GD 200 – GD 38 mit Short 20.000,00 € 19.322,72 € -3,39% -0,86%
2a GD 200 – GD 50 ohne Short 20.000,00 € 25.453,16 € 27,27% 6,21%
2b GD 200 – GD 50 mit Short 20.000,00 € 18.332,26 € -8,34% -2,15%
3a GD 200 – GD 65 ohne Short 20.000,00 € 26.479,97 € 32,40% 7,27%
3b GD 200 – GD 65 mit Short 20.000,00 € 20.598,80 € 2,99% 0,74%
4a GD 200 – GD 90 ohne Short 20.000,00 € 26.746,07 € 33,73% 7,54%
4b GD 200 – GD 90 mit Short 20.000,00 € 19.795,47 € -1,02% -0,26%
5 DAX Buy-and-Hold 5975,42 9552,16 59,86% 12,44%
6a mit 3%-Toleranz ohne Short 20.000,00 € 29.761,08 € 48,81% 10,45%
6b mit 3%-Toleranz inkl. Short 20.000,00 € 38.490,90 € 92,45% 9,80%

Die oben getroffenen Aussagen werden auch für den verkürzten Beobachtungszeitraum bestätigt.

Fazit:

Die durchgeführten Untersuchungen geben keinen Hinweis darauf, dass die Varianten mit zwei gleitenden Durchschnitten eine bessere Rendite als die vorgestellte 200-Tage-Linien Strategie ermöglichen.
Somit besteht auch kein Bedarf, eine diese Modifikationen in einem Depot umzusetzen.

200-Tage-Linien-Strategie

KalenderDie 200-Tage-Linien-Strategie ist als trendfolgende Strategie der technischen Analyse zuzuordnen.

Als Signalgeber dient der einfache gleitende Durchschnitt (simple moving average) der letzten 200 Tage.

Um die Anzahl der Fehlsignale zu verringern, wird mit einem Toleranzfenster von 3% gearbeitet, da diese Variante in der “Untersuchung zur 200-Tage-Linien Strategie” die überzeugendsten Ergebnisse lieferte.

Ferner werden zwei Variationen angeboten: Einmal werden nur “Long”-Positionen eingegangen, d.h. nach Kaufsignalen ist das Depot voll mit Standard-ETFs investiert, bei Verkaufssignalen wird das Pulver in Form von Bargeld trocken gehalten. Diese Variante schneidet in Seitwärtsmärkten besser ab.
Zum anderen werden “Long” und “Short” Positionen eingegangen.
Nach Kaufsignalen wird wie zuvor agiert, bei Verkaufssignalen wird in Short-ETFs investiert, deren Kurswert sich bei fallendem DAX erhöht (und umgekehrt). Diese Variante bringt in Bärenmärkten hohe Renditen.

 

Die Regeln der 200-Tage-Linie Strategie (Long)

  1. Einen Index auswählen (wir beziehen uns hier und in den Musterdepots auf den DAX-Performance-Index).
  2. Steigt der Index mindestens 3% über den gleitenden Durchschnitt der letzten 200-Tage, werden DAX-ETFs gekauft.
  3. Fällt der Index mindestens 3% unter die 200-Tage-Linie, so werden die Papiere verkauft. Bis zum nächsten Kaufsignal werden keine neuen Investitionen vorgenommen.

Die Regeln der 200-Tage-Linie Strategie (Long und Short)

  1. Einen Index auswählen (wir beziehen uns hier und in den Musterdepots auf den DAX-Performance-Index).
  2. Steigt der Index mindestens 3% über den gleitenden Durchschnitt der letzten 200-Tage, werden eventuell im Depot befindliche Short-ETFs verkauft und DAX-ETFs gekauft.
  3. Fällt der Index mindestens 3% unter die 200-Tage-Linie, so werden die Papiere verkauft. Stattdessen werden Short-ETFs auf den DAX-Performance-Index erworben.

Vor- und Nachteile der 200-Tage-Linien Strategien

Nachteile:

  • In Seitwärtsmärkten kann sich eine Reihe von Fehlsignalen bilden, die sich negativ auf die Performance niederschlagen.
  • Durch den Einsatz des gleitenden Durchschnitts über 200 Tage können die Signale erst mit Verzögerung gebildet werden.

Vorteile:

  • Die Strategie ist leicht verständlich und einfach nachzuvollziehen.
  • Die Umsetzung erfordert nur einen geringen Zeitaufwand.
  • Eine Verlustbegrenzung ist für jeden Handel in der Strategie integriert (durch die entsprechenden Verkaufssignale).
  • Durch den Einsatz von ETFs ist die Strategie auch mit kleinem Kapitaleinsatz sinnvoll (somit auch als Depotbeimischung).
  • Durch die klaren Regeln ist die Strategie frei von Emotionen.

 

Performance der Strategie

 

Auch hier gilt: Renditen aus der Vergangenheit sind keine Garantie für Renditen in der Zukunft.
Der DAX (Performance-Index inklusive Dividenden) stieg zwischen 2007 und 2013 jährlich um durchschnittlich 5,4 %. Im gleichen Zeitraum erzielte die “200-Tage-Linien”-Strategie Long (mit 3%-Toleranz) eine jährliche Rendite von 8,05 % und die “200-Tage-Linien”-Strategie Long und Short 9,8 %.

Sehen wir uns näher an, was aus 10.000 € Startkapital mit diesen Renditen geworden wäre:

 

Bezug Strategie Zeitraum Jährliche Rendite Start-kapital Kapital am Ende des Zeitraums
DAX Buy and Hold
2007-2013  5,39% 10.000 €  14.441 €
DAX 200-Tage Long
2007-2013  8,05% 10.000 € 17.195 €
DAX 200-Tage Long und Short
2007-2013 9,80% 10.000 € 19.245 €

 

Untersuchung zur 200-Tage-Linien Strategie

 7Jahre_DAXDiag-01
Nach “boerse.ARD.de” ist die 200-Tage-Linie das Maß aller Dinge. Sie ist ein einfaches Mittel um Trends zu erkennen, was auch ihre Bekanntheit und Beliebtheit erklärt.

Die 200-Tage-Linie ist ein “einfach gleitender Durchschnitt” (GD200 oder SMA200 für simple moving average), d.h. es wird der Mittelwert aus den letzten 200 Handelstagen gebildet.

Mit diesem gleitenden Durchschnitt läßt sich eine Anlagestrategie umsetzen:
Schneidet der Kurs des DAX die 200-Tage-Linie von unten nach oben, so wird ein Kaufsignal generiert. Umgekehrt wird ein Verkaufssignal gebildet, wenn der Kurswert die Linie von oben nach unten kreuzt.

Liegt aber kein klarer Trend vor, so können viele kurzfristige Fehlsignale auftreten. Da an der Börse immer gilt: “Hin und her macht Beutel leer”, gibt es zahlreiche Modifikationen der Strategie, um die Performance zu erhöhen.

Im weiteren Verlauf wird untersucht, wie vier Varianten der 200-Tage-Linien Strategie in der Vergangenheit abgeschnitten haben. Zudem wird jede Variante nochmals unterteilt. Zum einen wird bei einem Verkaufssignal in Bargeld umgeschichtet, zum anderen wird in diesem Fall in ein Short-ETF auf den DAX gekauft.

 

Folgende Varianten werden untersucht:

  • Standardumsetzung mit sofortigem Kauf, bzw. Verkauf bei Durchschreiten der Linie (Typ 1).
  • Ein Kaufsignal erfolgt erst nach Überschreitung der 200-Tage-Linie um 3%. Ein Verkaufssignal wird erst nach Unterschreitung um 3% wirksam (Typ 2).
  • Um ein Kaufsignal zu generieren muss die 200-Tage-Linie mindestens drei Tage in Folge überschritten bleiben. Entsprechend erfolgt ein Verkaufssignal erst, wenn die Linie mindestens drei Tage in Folge unterschritten bleibt (Typ 3).
  • Standardumsetzung mit sofortigem Kauf bei Überschreiten einer aufsteigenden 200-Tage-Linie, bzw. sofortiger Verkauf bei Unterschreiten einer absteigenden 200-Tage-Linie (Typ 4).

Der aufgeführte Vergleich bezieht sich auf den Zeitraum vom 1.01.2007 bis zum 30.12.2013. Für die Untersuchung wurde der DAX-ETF mit der Wertpapierkennnummer DBX1DA für die Umsetzung der Kaufsignale eingesetzt. Als Short-ETFs – falls von der Variante her gefordert – wurde das Papier mit der WPKN DBX1DS verwendet. Wie bei den Depots werden für die Kauf- und Verkaufsgebühren 0,1% des Wertes plus 9 € berechnet.

 

Typ Bezeichnung Startwert absolut Endwert absolut Rendite absolut [%] Rendite jährlich [%]
           
1a Standard ohne Short 20.000,00 € 32.596,67 € 62,98% 7,23%
1b Standard inkl. Short 20.000,00 € 34.606,59 € 73,03% 8,15%
2a mit 3%-Toleranz ohne Short 20.000,00 € 34.389,76 € 71,95% 8,05%
2b mit 3%-Toleranz inkl. Short 20.000,00 € 38.490,90 € 92,45% 9,80%
3a mit 3-Tage-Toleranz ohne Short 20.000,00 € 28.901,05 € 44,51% 5,40%
3b mit 3-Tage-Toleranz inkl. Short 20.000,00 € 22.696,76 € 13,48% 1,82%
4a Standard mit Auswertung der Richtung ohne Short 20.000,00 € 31.877,29 € 59,39% 6,89%
4b Standard mit Auswertung der Richtung inkl. Short 20.000,00 € 24.015,53 € 20,08% 2,65%
5 DAX Buy-and-Hold 6614,73 9552,16 44,41% 5,39%

 

Typ Bezeichnung Anzahl Käufe Anzahl Verkäufe Anteil Tage Long [%] Anteil Tage Short [%] Anteil Tage nicht investiert [%]
             
1a Standard ohne Short 11 10 57,40% 0,00% 42,60%
1b Standard inkl. Short 11 11 57,40% 27,91% 14,69%
2a mit 3%-Toleranz ohne Short 3 2 57,34% 0,00% 42,66%
2b mit 3%-Toleranz inkl. Short 3 3 57,34% 27,91% 14,74%
3a mit 3-Tage-Toleranz ohne Short 7 6 57,57% 0,00% 42,43%
3b mit 3-Tage-Toleranz inkl. Short 7 7 57,57% 27,58% 14,85%
4a Standard mit Auswertung der Richtung ohne Short 1 0 52,30% 0,00% 47,70%
4b Standard mit Auswertung der Richtung inkl. Short 1 1 52,30% 12,61% 35,09%


Die Standard-Strategie schneidet deutlich besser ab als der DAX. Eine noch bessere Rendite bringt die Strategie in Verbindung mit einer 3%-Toleranz. Statt 11 Transaktionen kommt der Anleger hier mit 3 Transaktionen über den kopmpletten Zeitraum aus.
Beide Strategien zeigen mit dem Einsatz von Short-ETFs eine bessere Performance aus als einfach nach einem Verkaufssignal das Bargeld zu halten.
Nicht überzeugen konnte die Strategie mit der 3-Tage-Toleranz, da die Anzahl der Fehlsignale deutlich höher ist als im Vergleich zur 3%-Toleranz.
Sehr wenige Transaktionen müssen bei der Strategie mit der Betrachtung der Richtung des gleitenden Durchschnitts ausgeführt werden. Allerdings kommen SIgnale dadurch auch stark verzögert, was sich vor allem im Zusammenhang mit dem Einsatz von Short-ETFs negativ bemerkbar macht.

Deutlich die Nase vorne haben die 3%-Toleranz- und die Standard-Strategie. Beide in Verbindung mit Short-ETFs.
Ein Blic
k auf das obige DAX-Diagramm zwischen 2007 und 2013 zeigt, dass mit der Finanzkrise 2008 ein rund 15-monatiger Bärenmarkt in die Untersuchung mit eingeht. Die Tatsache wirft die Frage auf, ob die Anlage in Short-ETFs auch ohne eine explizite Baisse befriedigend abschneidet.
Aus diesem Grund wurde zusätzlich
noch das Abschneiden in den Jahren 2010 bis 2013 untersucht.

4Jahre_DAXDiag-02
In diesem Zeitraum sind deutlich Korrekturen zu erkennen wie z.B. ab Juli 2011, aber kein ausgeprägter Bärenmarkt.
In den beiden folgenden Tabellen sind die Ergebnisse aufgeführt.

Typ Bezeichnung Startwert absolut Endwert absolut Rendite absolut [%] Rendite jährlich [%]
           
1a Standard ohne Short 20.000,00 € 28.722,66 € 43,61% 9,47%
1b Standard inkl. Short 20.000,00 € 23.811,46 € 19,06% 4,46%
2a mit 3%-Toleranz ohne Short 20.000,00 € 29.761,08 € 48,81% 10,45%
2b mit 3%-Toleranz inkl. Short 20.000,00 € 25.717,97 € 28,59% 6,49%
3a mit 3-Tage-Toleranz ohne Short 20.000,00 € 25.172,35 € 25,86% 5,92%
3b mit 3-Tage-Toleranz inkl. Short 20.000,00 € 19.358,51 € -3,21% -0,81%
4a Standard mit Auswertung der Richtung ohne Short 20.000,00 € 31.877,29 € 59,39% 12,36%
4b Standard mit Auswertung der Richtung inkl. Short 20.000,00 € 31.877,29 € 59,39% 12,36%
5 DAX Buy-and-Hold 5975,42 9552,16 59,86% 12,44%

 

Typ Bezeichnung Anzahl Käufe Anzahl Verkäufe Anteil Tage Long [%] Anteil Tage Short [%] Anteil Tage nicht investiert [%]
             
1a Standard ohne Short 8 7 76,69% 0,00% 23,02%
1b Standard inkl. Short 8 8 76,69% 14,50% 8,52%
2a mit 3%-Toleranz ohne Short 3 2 76,69% 0,00% 23,31%
2b mit 3%-Toleranz inkl. Short 3 2 76,69% 14,69% 8,62%
3a mit 3-Tage-Toleranz ohne Short 6 5 76,69% 0,00% 23,31%
3b mit 3-Tage-Toleranz inkl. Short 6 5 76,69% 14,40% 8,91%
4a Standard mit Auswertung der Richtung ohne Short 1 0 91,38% 0,00% 8,62%
4b Standard mit Auswertung der Richtung inkl. Short 1 0 91,38% 0,00% 8,62%


Erneut nicht überzeugen kann die Strategie mit der 3-Tage-Toleranz, bei der für die Short-Variante sogar ein Verlust anfällt.
Die 3%-Toleranz-Strategie schneidet erneut besser ab als die Standardstrategie, wobei diesmal die Short-Varianten schlechter abschneiden, da keine Bärenmarkt im Beobachtungszeitraum vorhanden ist.
Die beste Performance liefert die Strategie mit der Auswertung der Richtung des gleitenden Durchschnitts. Durch die starke Verzögerung der Signalbildung erfolgte hier kein Verkaufsignal, was sich in dem unter Schwankungen steigenden Markt positiv auswirkte.
Dennoch wird diese Variante aus zwei Gründen nicht mit in das Depot aufgenommen:

 

1. Durch die sehr verzögerte Signalgenerierung wird bei Trendwechseln zu spät reagiert.

2. Es war ein Zufall, dass im Auswertungszeitraum relativ schnell ein Signal ausgelöst wurde.
    Unter Umständen können Jahre vergehen, ehe der Einstieg erfolgen kann.

 

Wegweisend für die 200-Tage-Linien Strategien ist die Tatsache, dass in letzterem Zeitraum die “Buy and Hold”-Strategie die beste Rendite erzielte. In unterschiedlichen Marktphasen können die Ergebnisse stark voneinander abweichen.

Im nächsten Diagramm wird die Entwicklung des Depotwertes beispielhaft an der Standard-Strategie mit Short-ETFs über den Zeitraum von 7 Jahren dargestellt.

7Jahre_DAXDiag-03b
Die Wertentwicklung kann in drei übergeordnete Bereiche eingeteilt werden:

Bereich 1: Das Depot besteht nur aus Bargeld, da noch kein Signal erzeugt wurde.

Bereich 2: Der Depotwert steigt deutlich an, da ein eindeutiger Trend vorhanden ist (2a: Abwärtstrend , 2b und 2c Aufwärtstrend.

Bereich 3: Der Depotwert schwankt, bzw. sinkt bei einem Seitwärtstrend mit vielen Signalwechseln.

 

In Summe konnte die Strategie mit der 3%-Toleranz am meisten überzeugen. Die Variante ohne Short-Anteil ist für Anleger geeignet, die von einer tendenziell positiven Entwicklung ausgehen. Die Variante mit Short-ETFs macht Sinn, wenn davon ausgegangen ist, dass Bullen- und Bärenmärkte sich häufiger abwechseln werden.

Im nächsten Artikel werden beide Strategien nochmals genau vorgestellt. Ferner werden beide Varianten in das Depot aufgenommen.

Portfolio-Optimierung mit OpenOffice Calc

PuzzleIm letzten Artikel wurden Risiko und Rendite eines Portfolios mit fünf Aktien berechnet. Dabei wurden alle Aktien mit 20% gewichtet.

Zur Portfolio-Optimierung müssen – je nach persönlichem Ziel – die einzelnen Komponenten unterschiedlich gewichtet sein.
Natürlich können Sie einfach unterschiedliche Werte ausprobieren und das Ergebnis betrachten. Wirklich effektiv ist diese Methode jedoch nicht,
wie folgendes Beispiel erkennen läßt:

In einer früheren Auswertung mit einem anderen Portfolio wurden alle Möglichkeiten der Gewichtung in 10%-Stufen festgelegt.

In OpenOffice Calc sieht der Aufbau folgendermaßen aus:

Gewichtung_10_Prozent_StufenIn Spalte “N” besteht das Portfolio zu 100% aus Adidas-Aktien. In Spalte “O” beträgt der Anteil der Adidas-Aktien 90%, hinzu kommen 10% Allianz-Aktien.
Um alle Varianten auszuspielen, werden mehr als 1000 Spalten benötigt. Dabei ist die Schrittweite von 10% für die praktische Umsetzung zu groß. Wollen wir eine geringere Schrittweite von beispielsweise 1% oder eine Portfolio mit mehr Einzelwerten, ist diese Art der Auswertung nicht mehr zu bewältigen.

Wesentlich geeigneter für das Arbeiten mit unterschiedlichen Gewichtungen ist die Monte-Carlo-Simulation, die bereits im Zusammenhang mit dem Value at Risk erwähnt wurde.
Bei der Monte-Carlo-Simulation werden Zufallszahlen für die jeweiligen Anteile des Portfoliobestandes gebildet. Dabei muss die Bedingung erfüllt sein, dass alle Anteile zusammen 100% ergeben.
Von diesen Zufallsreihen werden nun etliche Tausende
ermittelt, um eine ausreichende Anzahl an Variationen zur Verfügung zu haben.
Die Datenreihen samt Ergebnissen im Bezug auf Risiko und Rendite können danach auf die gewünschten Informationen
hin gefiltert und ausgewertet werden.
Zu einem späteren Zeitpunkt werden wir diese Methode in einem separaten Artikel umsetzen.

Portfolio-Optimierung mit dem Solver

Moderne Tabellenkalkulationsprogramme wie Excel und OpenOffice Calc bieten mit dem “Solver” ein mächtiges Tool an. Der “Solver” (deutsch: Löser) ist eine erweiterte Zielwertsuche, bei der der gesuchte Wert in Abhängigkeit von mehreren Nebenbedingungen ermittelt werden kann.
In Excel steht der “Solver” als “Add-In” zur Verfügung, welches unter “Extras” / “Add-Ins” vor dem ersten Einsatz installiert werden muss.

OpenOffice Calc stellt standardmäßig einen “Solver” bei, allerdings nur für lineare Gleichungssysteme. Um alle Möglichkeiten nutzen zu können, müssen wir eine Extension für nichtlineare Gleichungssysteme nachrüsten.
Wir wollen den kostenlosen “Solver for
Nonlinear Programming [Beta]” einsetzen, der hier zum Download zur Verfügung steht.

Solver_Extension_2bNach einem Klick auf den Button “Download extension” öffnet sich eine neue Seite, in der folgende Dialogbox erscheint:

Solver_Extension_3bAm einfachsten lässt sich die Installation über die Auswahl “Öffnen mit OpenOffice” durchführen. Die Extension wird automatisch in OpenOffice eingebunden.

Aufgerufen wird der “Solver” über “Extras” / “Sover”.

Solver_aufrufen_4bZum Prüfen, ob die Extension installiert wurde, gehen Sie auf “Optionen” und öffnen das Listenfeld unter “Solver Engine”. Hier müssen nun drei “Solver” zur Auswahl stehen.

Solver_aufrufen_5bWählen Sie den “DEPS Evolutionary Algorithm” aus.

Für die weiteren Ausführungen verwenden wir wieder die im letzten Artikel erstellte Datei “Portfolio_5_Aktien.ods”.
Bevor wir mit dem Solver fortfahren, müssen wir in der Tabelle “Berechnung” noch ein Feld ergänzen.

Solver_Vorrausetzung_6bEine Voraussetzung, die wir im “Solver” einsetzen, ist, dass die Summe aller Gewichtungen “1” (100%) ergibt. Diese Berechnung führen wir in der Zelle C8 aus.

Nun wollen wir den “Solver” einsetzen. Die erste Aufgabe soll die Bestimmung der größten zu erwartenden Rendite sein.
Dazu starten wir den “Solver” über
“Extras” / “Sover” und machen folgende Eingaben, bzw. Vorwahlen:

Solver_max_Rendite_7b

  1. Die Zielzelle beinhaltet den Wert, den wir beeinflussen wollen. In diesem Fall ist es die Rendite.
  2. Zielwert ist das Maximum, da wir die höchste Rendite suchen.
  3. Die veränderbaren Zellen sind die jeweiligen Gewichtungen (C3:C7 oder als Name “w”), da wir wissen wollen, bei welchen Gewichtungen die höchste Rendite zu erwarten ist.
  4. Als erste Nebenbedingung definieren wir, dass die einzelnen Anteile nicht größer als “1” (100%) sein dürfen.
  5. Als zweite Nebenbedingung legen wir fest, dass die einzelnen Anteile nicht negativ sein dürfen. Prinzipiell sind auch negative Werte bis “-1” möglich. In diesem Fall würde mit Verkaufsoptionen gearbeitet. Da es zu vielen Papieren aber keine entsprechenden Verkaufsoptionen gibt, bzw. nicht jeder Zugang zu dieser Art von Wertpapieren hat, verzichten wir auf diese Variante.
  6. Als dritte Nebenbedingung wird bestimmt, dass die Summe der Gewichtungen “1” (100%) betragen muss.

 

Zur Ausgabe des Ergebnisses drücken Sie den Button “Lösen”. Der “Solver” führt die Berechnungen aus.

Solver_Loesen_8Mit “OK” wird die Berechnung abgeschlossen und Sie werden gefragt, ob Sie die Ergebnisse in Ihre Tabelle übernehmen wollen.

Solver_Loesen_9Übernehmen Sie die Daten.

Werfen wir einen Blick auf das Ergebnis:

Solver_max_Rendite_10bAls Resultat erhalten wir ein Portfolio, das zu 100% aus BMW-Aktien besteht. Das Ergebnis kann nicht wirklich überraschen, wenn wir uns daran erinnern, dass die Rendite eine lineare Funktion ist. Die höchste Rendite erzielen wir, wenn wir nur den Wert mit der höchsten Rendite einsetzen.
Aber Ziel der Portfolio-Theorie ist die Reduzierung des Risikos bei akzeptabler Rendite. Mit nur einem Titel tragen wir jedoch das komplette, unsystematische (diversifizierbare) Risiko.

Minimum-Varianz Portfolio

Als Nächstes wollen wir das Minimum-Varianz Portfolio (MVP) bestimmen. Das MVP ist das Portfolio mit dem geringsten Risiko.
Dazu öffnen wir erneut den “Solver” und ändern zwei
Werte.

Solver_MVP_11bZunächst wählen wir als Zielzelle die Standardabweichung (Zelle B13). Die Varianz wäre als Zielzelle ebenfalls möglich, da Standardabweichung und Varianz in direktem Zusammenhang stehen.
Die zweite Änderung betrifft den Zielwert. Hier wählen wir “Minimum”, da der kleinste Wert gesucht wird.

Nach Lösen der Gleichung und Durchlauf aller 2000 Berechnungsschritte erhalten wir folgendes Ergebnis.

Solver_MVP_12bDurch die Änderung der Gewichtung in 0% BMW, 57,58% Beiersdorf, 2,31% Deutsche Bank, 17,03% E.ON und 23,07% SAP kann das Risiko von 8,08% auf 3,68% mehr als halbiert werden. Gleichzeitig sinkt die Rendite um weniger als ein Drittel.

Der effiziente Rand

Der effiziente Rand beschreibt die Kurve vom Minimum-Varianz Portfolio zum Portfolio mit der höchsten Rendite für die zu jedem Wert der Standardabweichung keine höhere Rendite möglich ist.
Wir wollen nun den effizienten Rand unseres Portfolios bestimmen. Dazu tragen wir einmal die Standardabweichung und die Rendite für das Portfolio mit der höchsten Rendite ein, danach die Werte des MVP.

Solver_Eff_Rand_13

Jetzt haben wir die äußeren Begrenzungen der Kurve. Weitere Punkte legen wir fest, indem wir für die Standardabweichungen 0,04 – 0,045 – 0,05 etc. bis 0,075 die höchsten Renditen berechnen.

Solver_Eff_Rand_14b

Dafür wählen wir wieder die Rendite als Zielzelle und “Maximum” als Zielwert. Als vierte Nebenbedingung fügen wir den gewünschten Sollwert der Standardabweichung hinzu. Allerdings verwenden wir nicht den Operator “=” sondern “<=”. Bei “=” wird ganz genau der Wert “0,4000000” gefordert, was u.U. zu keiner Lösung führt.
Die Berechnungen werden für alle Werte der vorgegebenen Standardabweichungen ausgeführt und die Werte in der Tabelle ergänzt.

Solver_Eff_Rand_15Den besten Überblick bietet ein Diagramm. Unter “Einfügen” / “Diagramm” wird das Streudiagramm ausgewählt. Wir erhalten folgendes Ergebnis:

Solver_Eff_Rand_16Je mehr Zwischenwerte errechnet werden, desto genauer wird die Kurve.
Allerdings läßt sich schon deutlich erkennen, dass nach dem linken Punkt (MVP) ein steiler Anstieg der Rendite erfolgt, der im weiteren Verlauf immer mehr abflacht.
Das bedeutet, dass im Bereich der Standardabweichung
von 0,04 bis 0,05 ein sehr gutes Chance-Risiko Verhältnis für dieses Portfolio besteht. Danach werden kleine Renditesprünge mit deutlicher Erhöhung des Risikos erkauft.

Hinweis:

Der Artikel beschreibt nur die Möglichkeit, wie die Optimierung eines Portfolios mit dem “Solver” durchgeführt werden kann.
Wer sich der Portfolio-Theorie verschreibt, wird nie ein Portfolio aufbauen, das nur aus Werten des DAX besteht.

Bei einer größeren Anlagesumme besteht die Möglichkeit eine Diversifikation durch Aktien unterschiedlicher Branchen, Regionen und Marktkapitalisierungen. Neben der notwendigen Kapitalbasis ist hierfür auch ein entsprechender Zeitaufwand zu kalkulieren.

Einfacher und mit weniger Startkapital lässt sich ein optimiertes Portfolio mit ETFs, Index- und Themenzertifikaten und Fonds (etwas kostspieliger) umsetzen.

Je nach Risikoneigung sollten auch Anleihen mit hoher Bonität zur Senkung des Risikos eingesetzt werden.

 

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